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Gmundner Lokal lud zur Corona-Party: "Erschreckend verantwortungslos"

Von Gabriel Egger   16.März 2020

Stefan Krapf konnte nicht glauben, was er da hörte. Es war Samstag, 16 Uhr, als ein Mediziner den Bürgermeister der Stadt Gmunden telefonisch auf einen Facebook-Eintrag des Nachtlokals "Blauer Affe" aufmerksam machte. Obwohl laut Anordnung der Regierung soziale Kontakte wegen der Ausbreitung des Coronavirus "auf ein absolutes Minimum reduziert" werden sollten, luden die Betreiber ihre Gäste darin noch einmal zum gemeinsamen Feiern ein. Und zwar unter einem ganz bestimmten Motto: "Alles dreht sich um Corona."

Am Samstag gab es deshalb eine "Corona-Closing-Night" mit Corona-Bier samt Tequila im Sonderangebot um sechs Euro. Und auch für Sonntag war noch einmal Party angesagt: "Komm vorbei und genieße mit uns ein Weltuntergangsbier", schrieben die Betreiber. Auch soll "Verständnis dafür aufgebracht werden, wenn jemand den Fuß statt der Hand zur Begrüßung reicht", hieß es dort. Der Eintrag schloss mit den Worten: "Denn auch ein bisschen Spaß muss sein."

"Das ist Verhöhnung"

"Ich habe die Betreiber sofort angerufen und gebeten, zumindest diesen unpassenden Eintrag zu entfernen", sagt Krapf. Doch diese wollten sich ihre "Corona-Feier" anfangs nicht verbieten lassen. Der Eintrag wurde schließlich sechs Stunden später doch gelöscht. Und auch die "Corona-Nacht" dürfte auf wenig Zuspruch gestoßen sein: "In Gmunden war am Samstag fast nichts los. Die Lokale haben um Mitternacht zugesperrt", sagt Krapf.

Den Bürgermeister ließ der Eintrag des Nachtlokals aber nicht ruhig schlafen und am Sonntagvormittag fand er auf seiner öffentlichen Facebook-Seite deutliche Worte.

"In der aktuellen Situation, die Kanzler Sebastian Kurz als die schwierigste seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet, wo zur Vermeidung sozialer Kontakte aufgerufen wird, wo im Nachbarland Italien Menschen sterben und in Gmunden viele Betriebe schließen, zu einer ‘Corona-Closing-Night’ mit Spezialpreisen einzuladen und dazu aufzufordern, ein ‘Weltuntergangsbier’ zu genießen, ist Verhöhnung und erschreckende Verantwortungslosigkeit."

Für seine Zeilen bekam Krapf viel Zuspruch. "Die Lage ist wirklich ernst und wir dürfen jetzt nichts verharmlosen. Viel eher sollten wir zur Vernunft beitragen", sagt der Bürgermeister im OÖN-Gespräch. Die Betreiber des "Blauen Affen" reagierten auf Krapfs Eintrag und entschuldigten sich.

"Es war nie unsere Absicht, die aktuelle Situation herunterzuspielen. Wir wollten die schwere Zeit, die auf uns zukommt, etwas auflockern", heißt es in einer Stellungnahme. Man sei über das Ziel hinausgeschossen und möchte sich dafür "in aller Form entschuldigen". Der Betrieb wurde gestern bis auf Weiteres eingestellt.

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