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Gewalt an Schulen: Verein fürchtet um Betreuungsangebot

Von Peter Affenzeller   18.Juni 2019

Eine weitere Verschärfung der Gewaltprobleme an Schulen befürchten Fachleute jetzt, weil Bundesgelder für Betreuungsprogramme gestrichen werden könnten: Alleine in Oberösterreich fehlen damit 1,3 Millionen Euro in der Ganztagesbetreuung. Wenn diese für Eltern teurer wird, steht eine Welle an Abmeldungen bevor, sagt Peter Leeb vom ISK (Institut für soziale Kompetenz).

Die Häufung von Gewalt an Schulen wird leider von vielen Faktoren angeheizt", argumentiert Leeb: Vielfach müssten beide Elternteile arbeiten, um die Familie finanziell zu erhalten – damit werde die Erziehung immer stärker zur Schule ausgelagert. Gleichzeitig gebe es einen Trend zur egoistischen "Ellbogengesellschaft", in der es "cool" sei, sich auch auf Kosten anderer einen Vorteil zu verschaffen. Integration komme zu kurz: "Alles Andersartige wird abgelehnt, in den Klassen kommt es zu einer starken Cliquenbildung und Rivalitäten zwischen diesen Gruppen", sagt Leeb.

Nur noch virtuelle Freunde

Das Internet und die Oberflächlichkeit der sozialen Medien würden dazu massiv beitragen: "Es haben manche Kinder 1000 virtuelle Freunde in Facebook oder Instagram, aber keinen einzigen echten Freund, mit dem sie auch über Probleme reden könnten."

Viele Kinder seien von sieben Uhr früh bis zum späten Nachmittag praktisch völlig auf sich allein gestellt, Orientierungslosigkeit und der Konsum fragwürdiger TV-Seifenopern verschärfen das Problem: "Sie verhalten sich dann so, wie sie es in der niveaulosen Doku-Soap gesehen haben – völlig überdreht und leider oft aggressiv", sagt der ISK-Obmann. Das beginne schon in der Früh, wenn viele Schüler "ohne Frühstück und nur von einer Dose Energydrink aufgeputscht" eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn aufeinandertreffen.

Der Einsatz von "ISK Schul-Coaches" als Betreuer habe viel dazu beigetragen, "dass in dieser Phase kein Blödsinn passiert". Tagsüber hätten die Coaches die Betreuung verhaltensauffälliger Schüler übernommen, wie sie jetzt in Form der "Timeout-Klassen" diskutiert werde. Besonders wichtig sei aber die Nachmittagsbetreuung "nicht nur als Aufbewahrung damit irgendwie die Zeit vergeht, sondern mit motivierenden und qualifizierten Angeboten, auch mit Lernhilfe und individueller Förderung".

Gerade dafür sollen die Mittel jetzt massiv gekürzt werden: "Das trifft am stärksten die Integration, denn bei gemeinsamen Projekten haben auch Schüler mit Migrationshintergrund ihre Deutsch-Kenntnisse verbessert und Motivation und Anerkennung erhalten", sagt Leeb: Erfahrungen in skandinavischen Ländern und auch deutsche Studien würden zeigen, dass bei qualitativ guter Ganztagsbetreuung die Aggression niedriger und der Lernerfolg besser sei. "Was man jetzt macht, ist gerade das Gegenteil davon – man verschlechtert das Angebot und verteuert es. Die ersten, die sich abmelden werden, sind dann die Schüler aus kinderreichen Familien, die höhere Kosten schwer aufbringen können."

Damit werde ein wichtiger Faktor zur Verbesserung der österreichischen PISA-Testergebnisse und Beitrag zur Integration abgewürgt.

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25. April 2024