Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Gewalt an Schulen: Verein fürchtet um Betreuungsangebot

Von Peter Affenzeller, 18. Juni 2019, 00:04 Uhr
Gewalt an Schulen: Verein fürchtet um Betreuungsangebot
Verhaltensauffällige Schüler Bild: dpa

LINZ. Bundesgeld für Ganztagesbetreuung soll gestrichen werden – allein in Oberösterreich geht es um 1,3 Millionen Euro.

Eine weitere Verschärfung der Gewaltprobleme an Schulen befürchten Fachleute jetzt, weil Bundesgelder für Betreuungsprogramme gestrichen werden könnten: Alleine in Oberösterreich fehlen damit 1,3 Millionen Euro in der Ganztagesbetreuung. Wenn diese für Eltern teurer wird, steht eine Welle an Abmeldungen bevor, sagt Peter Leeb vom ISK (Institut für soziale Kompetenz).

Die Häufung von Gewalt an Schulen wird leider von vielen Faktoren angeheizt", argumentiert Leeb: Vielfach müssten beide Elternteile arbeiten, um die Familie finanziell zu erhalten – damit werde die Erziehung immer stärker zur Schule ausgelagert. Gleichzeitig gebe es einen Trend zur egoistischen "Ellbogengesellschaft", in der es "cool" sei, sich auch auf Kosten anderer einen Vorteil zu verschaffen. Integration komme zu kurz: "Alles Andersartige wird abgelehnt, in den Klassen kommt es zu einer starken Cliquenbildung und Rivalitäten zwischen diesen Gruppen", sagt Leeb.

Nur noch virtuelle Freunde

Das Internet und die Oberflächlichkeit der sozialen Medien würden dazu massiv beitragen: "Es haben manche Kinder 1000 virtuelle Freunde in Facebook oder Instagram, aber keinen einzigen echten Freund, mit dem sie auch über Probleme reden könnten."

Viele Kinder seien von sieben Uhr früh bis zum späten Nachmittag praktisch völlig auf sich allein gestellt, Orientierungslosigkeit und der Konsum fragwürdiger TV-Seifenopern verschärfen das Problem: "Sie verhalten sich dann so, wie sie es in der niveaulosen Doku-Soap gesehen haben – völlig überdreht und leider oft aggressiv", sagt der ISK-Obmann. Das beginne schon in der Früh, wenn viele Schüler "ohne Frühstück und nur von einer Dose Energydrink aufgeputscht" eine halbe Stunde vor Unterrichtsbeginn aufeinandertreffen.

Der Einsatz von "ISK Schul-Coaches" als Betreuer habe viel dazu beigetragen, "dass in dieser Phase kein Blödsinn passiert". Tagsüber hätten die Coaches die Betreuung verhaltensauffälliger Schüler übernommen, wie sie jetzt in Form der "Timeout-Klassen" diskutiert werde. Besonders wichtig sei aber die Nachmittagsbetreuung "nicht nur als Aufbewahrung damit irgendwie die Zeit vergeht, sondern mit motivierenden und qualifizierten Angeboten, auch mit Lernhilfe und individueller Förderung".

Gerade dafür sollen die Mittel jetzt massiv gekürzt werden: "Das trifft am stärksten die Integration, denn bei gemeinsamen Projekten haben auch Schüler mit Migrationshintergrund ihre Deutsch-Kenntnisse verbessert und Motivation und Anerkennung erhalten", sagt Leeb: Erfahrungen in skandinavischen Ländern und auch deutsche Studien würden zeigen, dass bei qualitativ guter Ganztagsbetreuung die Aggression niedriger und der Lernerfolg besser sei. "Was man jetzt macht, ist gerade das Gegenteil davon – man verschlechtert das Angebot und verteuert es. Die ersten, die sich abmelden werden, sind dann die Schüler aus kinderreichen Familien, die höhere Kosten schwer aufbringen können."

Damit werde ein wichtiger Faktor zur Verbesserung der österreichischen PISA-Testergebnisse und Beitrag zur Integration abgewürgt.

mehr aus Oberösterreich

Kindesmissbrauch im Sport: Tilgungsfrist und Datenschutz

B132 gesperrt: Anhänger von Geflügeltransporter in Feldkirchen umgestürzt

Franz Schramböck: Ein außergewöhnlicher Medienmacher

Mutprobe oder nur verfahren? Immer wieder fahren Autos durch Linzer Straßenbahntunnel

Autor
Peter Affenzeller

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

2  Kommentare
2  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
kaunsnetglaunb (887 Kommentare)
am 18.06.2019 11:08

Das Problem ist, dass es gesellschaftlich (zu) wenig anerkannt ist, bei den Kindern zu Hause zu bleiben. Alle wollen schnell wieder in den Job zurück trotz Baby zu Hause. Das sind nun mal die Früchte, wenn alles als "zu konservativ" abgetan wird. Weder Mutter noch Vater nehmen sich Zeit - der KiGa und die Schule sind überfordert. Ein wenig "back to the roots" - mit Männerbeteiligung in der Betreuung wäre gesellschaftlich gesehen sicher vorteilhaft.......

lädt ...
melden
antworten
meierswivel (7.323 Kommentare)
am 18.06.2019 07:18

Die Kinder sind die Leidtragenden wie immer. Unsere Gesellschaft triftet immer mehr auseinander. Die Gründe dafür sind vielfältig und es bedarf schier einer enormen Anstrengung seinen Kindern die Erziehung und Führung zu kommen zu lassen, die sie so dringend brauchen. Eltern sind immer mehr überfordert, haben keine Zeit für Ihren Nachwuchs und wachsen oft in Familien auf, wo nur mehr eine Person, all die Sorgen um Erziehung und finanzielles Überleben alleine tragen muss. Wir befinden uns in einer Zeit der Hoffnungslosigkeit, den Aussicht auf Besserung ist schwierig. Trotz allem, kann und ist die Schule nicht der alleinige Ort um all die gesellschaftlichen Versäumnisse aufzufangen und für die gesunde Entwicklung der Schüler verantwortlich zu sein. Schule und Lehrer können unterstützen und vor allem unterrichten, doch die Erziehungsarbeit muss trotz allem in erster Linie vom Elternhaus kommen. Ist dies nicht gewährleistet, wird auch die Schule nicht den gewünschten Erfolg bringen.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen