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"Die 4. Corona-Welle verdanken wir den Impffaulen"

Von nachrichten.at, 21. Oktober 2021, 10:29 Uhr
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Bildergalerie Gesundheitspersonal ging wegen Corona auf die Straße
Bild: Hörmandinger

LINZ. Überzeugen, wachrütteln: Das war die Intention des Aktionstages für das Impfen, der heute landesweit stattfand und in Gmunden startete. Dort appellierten rund 50 Mitarbeiter an die Menschen, sich impfen zu lassen. "Die vierte Welle verdanken wir nur den Impffaulen", sagte Tilman Königswieser, ärztlicher Direktor des Salzkammergut-Klinikums.

“Nur Klatschen hilft uns nicht.“ „Wir krempeln die Ärmel hoch, Du auch?“ Mit Botschaften wie diesen auf Plakaten traten Ärzte, Pflegepersonal, Mitarbeiter aus der Verwaltung und der Reinigung, also alle Mitarbeiter der Spitäler für ein paar Minuten vor die jeweiligen Krankenhäuser, um auf die aktuell extrem belastende Situation, speziell in den Intensivstationen, aufmerksam zu machen. Es geht angesichts der stark steigenden Infektionszahlen darum, die Impfquote zu steigern. Mit dem Aktionstag will die Ärztekammer jene Menschen überzeugen, die noch immer nicht ihren Beitrag zur Bekämpfung der Corona-Pandemie in Form einer Impfung geleistet haben, heißt es. Denn viele Krankenhausaufenthalte ließen sich durch eine Impfung vermeiden.

Spitalspersonal ruft zum Impfen auf

Die Botschaft: Wenn es kein Umdenken gibt, dann droht ein dritter Winter in Folge, in dem alle Bereiche des Gesundheitssystems eine massive Mehrarbeiten leisten müssen. „Weil das Gesundheitspersonal ohnehin bereits sehr stark eingespannt war und ist, muss endlich für die nötige Entlastung gesorgt werden. Daher bitten wir als Ärzteschaft die Menschen, sich impfen zu lassen“, so Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser.

10 Uhr: Der Aktionstag hat in Gmunden begonnen. In der Corona-Station für das Salzkammergut werden derzeit 33 Patienten mit einer Coviderkrankung behandelt. Innerhalb eines Tages hat sich die Zahl verdoppelt. Die Kapazität der Station werde nun von 50 auf 100 Patienten erhöht, kündigte der Ärztliche Direktor Tilman Königswieser an, berichtet OÖN-Redakteur Edmund Brandner. Die Ärzte und Mitarbeiter würden "unheimlich viel Leid von Menschen sehen, die alle nicht geimpft sind". Deswegen würde die vierte Welle auch durch die Impffaulheit der Oberösterreicher begünstigt.

Ein kurzes Video von der Aktion vor dem Salzkammergut-Klinikum in Gmunden:

10.30 Uhr: "Viele Mitarbeiter sind kurz vor dem Zusammenbruch." Mit diesen drastischen Worten schilderte Günther Zellinger, Leiter der internen Intensivpflege am Klinikum Wels-Grieskirchen, die Situation. Auch privat hätten viele Mitarbeiter schon Schwierigkeiten zur Ruhe zu kommen. "Sie haben praktisch keine Freizeit mehr und dadurch werden die Wechselgedanken immer größer", sagte Zellinger im Gespräch mit OÖN-Redakteur Valentin Bayer. 

Auch im Klinikum Wels-Grieskirchen machte das Personal auf die dramatischen Arbeitsbedingungen aufmerksam: 

11 Uhr: "Die Situation ist eine enorme Belastung", sagt Erwin Windischbauer, Geschäftsführer des Krankenhaus Braunau, "sie hat mittlerweile dazu geführt, dass die Krankenstände und Kündigungen ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht haben." Das hätte man bisher so nicht gekannt. Nun geht die Sorge um, dass man den Leistungsauftrag nicht mehr in dem Umfang erfüllen könne, weil "wir das Personal dazu nicht mehr haben", so Windischbauer im Gespräch mit OÖN-Redakteurin Marina Mayrböck.

Geschäftsführer Erwin Windischbauer

11.30 Uhr: Ein stiller Protest, der eigentlich ein Aufschrei der Mitarbeiter ist - so skizzierte Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser bei der Aktion vor dem Ordensklinikum Barmherzige Schwestern in Linz die Situation. Dabei wurde auch das Unverständnis darüber ausgedrückt, dass es eine Gratis-Impfangebot gibt, das die Menschen nicht annehmen. Statt in den sozialen Medien Fake-News zu glauben, sollten die Menschen lieber denen vertrauen, die es besser wissen, weil sie Corona-Kranke betreuen müssen, so Niedermoser weiter. Er verhehlt auch nicht, dass es Impfdurchbrüche gibt, doch wenn Geimpfte erkranken, dann sei der Verlauf bei weitem nicht so schwer wie ohne Impfung, berichtet OÖN-Redakteurin Karoline Ploberger.

Ein Video aus dem Ordensklinikum:

11.45 Uhr: Wenn sich noch mindestens zehn Prozent der bislang Nicht-Geimpften einen Stich holen, dann kommt man nach Ansicht von Ärztekammerpräsident Niedermoser einigermaßen in die gewünschte Richtung, was die Auslastung der Spitäler betrifft. Unabhängig davon werde es aber aufgrund der Dauerbelastung seit eineinhalb Jahren eng mit dem Personal, sagte Niedermoser bei der Aktion vor dem Ordensklinikum Barmherzige Schwester, wo auch das Personal der Barmherzigen Brüder dabei war. Zeitgleich fand eine Aktion auch im Ordensklinikum Linz-Elisabethinen statt.

12 Uhr:  "Die Impfung ist für uns der sogenannte Game-Changer", sagte Oberarzt Peter Adelsgruber bei der Aktion vor dem Krankenhaus Barmherzige Schwestern in Ried/Innkreis. Vor allem die Risiko-Bevölkerung gehört geimpft. Der Impfstoff sei da, man bekomme ihn niederschwellig über Hausärzte und Impfstraßen. Die Zahlen seien wieder im Steigen und man wolle nicht dorthin, wo andere Länder wie Rumänien gerade wieder seien, so Adelsgruber im Gespräch mit OÖN-Redakteur Dieter Seitl. "Es reicht ein Infektionsfall, um eine gesamte Station lahmzulegen."

Das gesamte Statement von Oberarzt Adelsgruber im Video:

12.20 Uhr: Im Rieder Krankenhaus werden derzeit drei Corona-Patienten intensivmedizinisch betreut, elf weitere an Corona Erkrankte werden auf eigens dafür vorgesehenen "Normalstationen" betreut. Der Aufruf der Ärzteschaft, sich impfen zu lassen, geschieht vor dem Hintergrund, dass die Mitarbeiter schon mit gutem Beispiel vorangegangen sind. Im eigenen Haus seien bereits mehr als 90 Prozent der Ärzteschaft geimpft, im Pflegebereich liege der Wert nur etwas darunter. 

12.30 Uhr: "Wir sind den ganzen Tag in Schutzkleidung und kümmern uns um die Patienten", sagte Sandra Stelzer, Krankenschwester in der Abteilung Chirurgie HNO der Barmherzigen Schwestern in Linz, im OÖN-Gespräch. Diese erschwerte Arbeitssituation sei kaum mehr auszuhalten.

Krankenschwester Sandra Stelzer spricht den harten Arbeitsalltag an.

12.45 Uhr: Im Klinikum Freistadt machte die Krankenhausbelegschaft vor den Toren mächtig Wirbel und forderte lautstark: "Lasst euch impfen!" Wie auch im Klinikum Rohrbach nutzte das Personal die Gunst der Stunde, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie angespannt die Situation durch die Corona-Pandemie ist.

13 Uhr: "In dieser Coronawelle sind mehr jüngere Leute betroffen, die ihres Wissens nach immer gesund gewesen sind und plötzlich doch schwer krank auf die Intensivstation kommen", schildert Oberärztin Carina Primus vom Krankenhaus Braunau. Die Intensivmedizinerin berichtet am Rand der Aktion auch von viel mehr Coronaufnahmen in den vergangenen Tagen, wobei bis auf wenige Ausnahmen ungeimpft waren und nun einer Intensivbehandlung bedürfen. "Wir begleiten schwer kranke Patienten in einer schwierigen Situation, teilweise über Wochen. Wir lernen sie kennen. Und wir begleiten Angehörige, die natürlich verzweifelt sind", so Primus weiter. Das Belastende und Frustrierende sei, wenn man viele Patienten verliere, obwohl es einen Impfstoff gibt, der so einen fatalen Lauf verhindern könnte. 

13.10 Uhr: In Wels sind aktuell fünf der 23 Intensivbetten von Corona-Patienten belegt, die alle ungeimpft sind. "Das heißt, dass wir mit den verbleibenden Betten haushalten müssen", so Johannes Knotzer, Primarius des Instituts für Anästhesiologie und Intensivmedizin im Klinikum Wels-Grieskirchen. Übrigens: Viele der Menschen, die mit Corona auf der Intensivstation landen, würden sich dann doch gerne impfen lassen. "Da ist es aber schon zu spät. Kürzlich mussten wir eine Patientin in Tiefschlaf versetzen, um sie künstlich beatmen zu können. Beim Beratungsgespräch im Vorfeld wollte die Dame sich dann impfen lassen. Dass es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich war, war ihr nur schwer klarzumachen", so Knotzer im Gespräch mit OÖN-Redakteur Valentin Bayer.

13.25 Uhr: Nachsatz zur Berichterstattung aus Braunau: Die Krankenhausbelegschaft hatte sich auf dem Dach des Gebäudes auf dem Hubschrauberlandeplatz getroffen und nicht wie in den anderen Spitälern vor der Tür. Der Grund dafür: In Braunau herrscht Baustellenbetrieb.

Aktion in luftiger Höhe: OÖN-Redakteurin Marina Mayrböck auf dem Dach des Krankenhauses Braunau, im Hintergrund die Belegschaft.

13.45 Uhr: Mehr als 100 Ärzte, Pfleger und Verwaltungsmitarbeiter machten im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum zur gleichen Zeit wie die Kollegen in Kirchdorf den Abschluss des Aktionstages. Primar Achim Gödecke informierte dabei darüber, dass zehn Prozent der OP-Kapazität von Steyr gesperrt ist, weil es die Corona-Patienten zu versorgen gilt. Aktuell sind in Steyr vier Corona-Kranke auf der Intensivstation, 23 Erkrankte werden auf der Normalstation betreut, berichtet OÖN-Redakteur Gerald Winterleitner.

 

Nach Ende des Aktionstages sprach Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser von einem Erfolg. Ob die Appelle fruchten, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Jedenfalls präsentierten sich die 17 Krankenhäuser aller Träger als starke Einheit - von Rohrbach und Freistadt im Norden bis Bad Ischl, Kirchdorf, Gmunden und Vöcklabruck im Süden, von Braunau, Ried und Schärding im Westen bis Steyr im Osten.

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