Führerscheinprüfung: "Scheitert oft nicht am Willen, sondern an der Methodik"
LINZ. Das Projekt "ScheinOnMe" half 60 jungen Menschen und testete alternative Formen der Theorieprüfung
Drei von zehn Kandidaten fallen laut einer Auswertung des Bundesministeriums bei der theoretischen Fahrprüfung durch. In vielen Berufen ist der Führerschein aber Voraussetzung für den Jobeinstieg. Fälle, wo der Chef des Bauunternehmens seine Fachkräfte jeden Tag auf die Baustelle fahren müsse, würden laut Monika Weibold vorkommen. "Seit Jahren beobachten wir, dass die Theorieprüfung zu einem immer größeren Problem wird", sagt die Geschäftsführerin des gemeinnützigen Linzer Unternehmens Jugend am Werk.
Fragen einfacher formulieren
Besonders hart treffe es junge Menschen mit Lern- und Leseschwäche. Darum führte Weibold im Vorjahr gemeinsam mit der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich das Projekt "ScheinOnMe" durch. Der Hilfsbedarf sei enorm und Menschen aus ganz Österreich und allen Bevölkerungsschichten wollten teilnehmen. Schlussendlich wurde 60 Freiwilligen bis 29 Jahre beim Lernen geholfen – mit Erfolg. Zudem wurden alternative Prüfungsformen getestet und daraus Empfehlungen für mehr Fairness abgeleitet. "Es scheitert oft nicht am Willen der jungen Menschen, sondern an der Methodik", sagt Oberösterreichs AK-Präsident Andreas Stangl.
3000 Lehrlinge begleitet Jugend am Werk jährlich beim Lehrabschluss. Dann wartet der Führerschein, der im Baugewerbe, in der Gastronomie, im Handel oder der Kfz-Branche ein Muss ist, als Hürde. "Die Praxisprüfung schaffen sie mit links", sagt Weibold. An den mehr als 1000 Theorie-Fragen und dem Bewertungssystem – Mehrfach-Antworten, Haupt- und Zusatzfragen sowie gewichtete Fragen – scheitern sie aber. Gefordert werden nun unter anderem die Aufteilung des Grundwissen-Teil auf zwei Teilprüfungen und einfacher formulierte Fragen.
Der Verband der Fahrschulunternehmen war in das Projekt eingeweiht, und auch der Politik liegen die Ergebnisse vor. Das Interesse sei groß, sagt Weibold. Finanzielle Unterstützung, um auch heuer Betroffenen beim Lernen helfen zu können, blieb jedoch aus.
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Naja es hapert eher nicht an der Methodik sondern an der Fähigkeit Verkehrsregeln sinnerfassend lesen , verstehen und anwenden zu können. Und das ist schlicht notwendig um ein Kfz führen zu dürfen.
Theorieprüfung mittel Computer finde ich persönlich nicht optimal und teilweise unsinnig..
So sind bei einer Frage z.B.: sechs mögliche Antworten vorgegeben und davon drei richtig. Wenn man dann Eine, richtig und ausreichend empfunden, ankreuzt, ist die Frage falsch beantwortet, ohne weitere Möglichkeiten der Erklärung.
Bei meiner Führerscheinprüfung vor über 40 Jahre, damals mündlich, habe ich mit einer Frage in Theorie, obwohl streng genommen nicht beantwortet, bestanden.
Der Prüfer zeigte die Abbildung des Ortschildes und ich zählte alles über die Verkehrsregeln innerhalb des Ortsgebietes auf die mir einfielen, von Höchstgeschwindigkeit über Parkregeln, Zebrastreifen, Abbiegeregeln, Umkehrregeln, Straßenbahn, ...., aber fragte immer noch weiter. Zum Schluss teilte der Prüfer mir mit, dass das Verkehrszeichen mir meinen Standort mitteilt, er aber auf weitere Fragen verzichtet, da ich anscheinend die Verkehrsregeln kenne.
Kann ich nur bestätigen. Als ich mit einem jungen Mann die Fragen übte, fiel mir auf, dass das Deutsch der Akademikerschicht verwendet wird. Nicht jeder junge Mensch erreicht mit 20 dieses Niveau. Er brauchte mehrere Anläufe für die theoretische Prüfung. Sein Fahrkönnen war exzellent, sogar vom Fahrlehrer bekam er ein extra Lob. Inzwischen sind mehr als 10 Jahre vergangen. Er fährt bis heute unfallfrei.
Schwierige Fragen sind OK, denn es geht auch darum, zu Erkennen, wie weit jemand Mitdenkt! Gehirnamputierte haben im Öffentlichem Verkehrsraum nichts zu suchen, schon gar nicht mit einer möglichen Mordwaffe namens Kraftfahrzeug!!!
Dennoch sollte man Lern-und Leseschwäche auch hier respektieren, und sich was Überlegen…
Etwa, wenn diese per Attest festgestellt ist, dass es dann alternative Möglichkeiten zum Kreuzerltest gibt.
Schwierige Fragen sind okay, sofern sie sich auf Verkehrssituationen beziehen, die im Alltag vorkommen. Nicht okay ist es, wenn die Fragen so kompliziert formuliert sind, dass man ein Deutschstudium braucht, um sie zu verstehen.
Deutsch sprach - schwer sprach
Theorie ist Theorie und Praxis ist Praxis; die Kluft dazwischen bedarf es zu überwinden.