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Frühes Erwachen: Der falsche Frühling im Winter

Von Karoline Ploberger, 11. Jänner 2023, 04:30 Uhr
Frühes Erwachen: Der falsche Frühling im Winter
Bienen leiden unter der Wärme. Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Milde Temperaturen und der mangelnde Schnee locken die Frühlingsboten vorzeitig aus der Winterruhe. Die Auswirkungen machen sich bereits bemerkbar.

Die Vögel zwitschern, die Bienen machen sich auf die Suche nach Nahrung, und die ersten Frühlingsblüher recken ihre Köpfe aus der Erde: Das Jahr 2023 ist erst wenige Tage alt und holt die Natur bereits aus dem Winterschlaf. "Für mich persönlich ist es schon fast ein typisch englischer Winter: kaum Schnee und Temperaturen mit etwa zehn Grad im Jänner und Februar", sagt OÖN-Biogärtner Karl Ploberger.

Die Natur hat sich den milden Wintermonaten angepasst, auf Schneeglöckchen, Leberblümchen und Rosen würden sich laut Ploberger ein paar verregnete, kalte Jänner-Tage nicht dramatisch auswirken. "Erst wenn der Kahlfrost – also Frost mit Temperaturen unter minus 5 bis minus 10 Grad – und das ohne Schnee eintritt, wird es für die Pflanzen gefährlich. Denn der Schnee wirkt auf die Blumen wie eine schützende Decke."

Bienen sind zu früh unterwegs

Einige heimische Gehölze, wie etwa die Hasel, reagieren mittlerweile auf die Frühlingstemperaturen und beginnen zu blühen. Auf die Obstbäume würden sich die milden Temperaturen noch nicht auswirken. "Für die Marillen- und Kirschenernte wird erst ein möglicher Spätfrost im April und Mai entscheidend", sagt Ploberger.

Viele Tiere machen sich schon auf Nahrungssuche: Der Maulwurf profitiert vom warmen Boden und hinterlässt auf den Wiesen bereits seine Spuren. Untypisch hingegen ist das emsige Flugverhalten der Bienen: "Sie brauchen zu früh zu viel Nahrung. Auch die Bienenkönigin legt bei Wärme ihre Eier früher, weshalb sich das Bienenvolk umstellen muss", sagt Imker Johann Zöchbauer. Die Hauptbedrohung für den Bienenstock ist jedoch weiterhin die Varroamilbe.

Dass die Bienen jetzt schon unterwegs sind, ist laut Zöchbauer untypisch und auch kein gutes Zeichen. Denn die milden Temperaturen locken die eifrigen Insekten bereits aus ihrer Wintertraube, in die sie sich in den kalten Wintermonaten eng zurückziehen. Starten sie bereits jetzt ihren Flug, so benötigen sie viel Energie und daher auch Nahrung, wodurch sich ihre Kotblase füllt. Sollte es erneut zu einem Wintereinbruch kommen, so müssen die Bienen die verdaute Nahrung abgeben – normalerweise passiert dieser Reinigungsflug Ende Februar bis Anfang März. Nun könnte dies den gesamten Bienenstock in Gefahr bringen.

Weniger Vögel in den Gärten

Die im Garten aufgestellten Futterhäuschen bleiben dieses Jahr oft verwaist, das Vogelzwitschern bleibt aus. Aufgrund der milden Temperaturen finden die Tiere genug Futter in der freien Wildbahn. Fichten und Buchen bildeten im Herbst besonders viele Früchte, das komme aufgrund des Klimawandels immer häufiger vor, sagt Gabor Wichmann von Bird Life. Deshalb würden Haussperling und Kohlmeise den Siedlungen immer öfter fernbleiben. Das bestätigt auch die vorläufige Bilanz der Wintervogelzählung von Bird Life: Bisher wurden rund 25 Vögel pro Garten gemeldet, ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Vorjahr mit 31.

Haussperling. Bild: Michael Dvorak

Maulwurfshügel, wohin das Auge reicht

Braune Erdhügel häufen sich bereits auf den frischen Wiesen – auch der Maulwurf wird bei den frühlingshaften Temperaturen verfrüht aktiv. In den klassischen Winterschlaf verfällt das Säugetier generell nicht, sondern verlangsamt in den Wintermonaten nur seine Atemfrequenz und senkt die Körpertemperatur. Durch die frühlingshaften Wetterverhältnisse wird der Boden wieder warm, er lockert sich leichter und wird zum idealen Nährboden. Auch Regenwürmer, Larven und Insekten halten sich in den obersten Erdschichten auf – eine perfekte Nahrungsquelle für den aktiven Maulwurf, der nun mit seinen schaufelartigen Grabkrallen wieder seine Spuren auf den Wiesen hinterlässt.

Maulwürfe werden aktiv. Bild: VOLKER WEIHBOLD

Hasel und Weide beginnen zu blühen

Eine schlechte Nachricht für Pollenallergiker: Die milden Temperaturen im Jänner begünstigen bereits die rasche Entwicklung der Frühblüher wie Hasel und Erle. Betroffen sind vor allem die Föhnregionen und Gebiete in der Nähe von Städten. Besonders an trockenen Tagen bei Temperaturen mit mehr als fünf Grad Celsius müssen Allergiker, die auf Pollen dieser Frühblüher sensibel reagieren, verstärkt mit Belastungen rechnen. Ab Mitte Jänner prognostiziert der Pollenwarndienst den flächendeckenden Blühbeginn. Andere Gehölze, wie etwa die Obstbäume, reagieren derzeit noch nicht auf die frühlingshaften Wetterbedingungen.

Frühblüher Hasel. Bild: Colourbox

Frühlingsgefühl durch Blütenpracht

Bei einem Spaziergang durch Oberösterreichs Wälder oder in höheren Lagen recken bereits die ersten Frühlingsboten ihre Köpfe aus der Erde: Schneeglöckchen, Gänseblümchen, Schneerosen und Leberblümchen, auch die ersten Spitzen der Krokusse sind zu sehen. Auch bei manchen Rosen sprießen die Knospen. Dramatische Auswirkungen auf die Frühlingsblüher könnte nur eine erneute Kältewelle wie Mitte Dezember haben: Bei einem Kahlfrost von Temperaturen unter minus 5 bis minus 10 Grad Celsius frieren die Blumen ab, da ihnen auch der Schnee als wärmende Schutzdecke fehlt.

Leberblümchen. Bild: Ploberger
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Autorin
Karoline Ploberger
Redakteurin Oberösterreich
Karoline Ploberger

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