Roboter als Unterstützung im Kampf gegen den Pflegekräfte-Mangel
LINZ. Im Living Care Lab des FH Oberösterreich Campus in Linz forscht das Team an digital gestützten Lösungen, um Pfleger in der Praxis wirksam zu entlasten.
Forschung, die auf die praktischen Bedürfnisse von Pflegekräften abzielt: Dafür steht das "Living Care Lab" der FH Oberösterreich. Am Campus für Gesundheitsberufe in Linz sucht das Team nach wirksamen Lösungen, um den drohenden Pflegenotstand in Österreichs abzufedern.
Denn der Bedarf ist groß: Bis zum Jahr 2030 fehlen in der Langzeitpflege Studien zufolge rund 75.000 Betreuungspersonen. Schon jetzt kämpft die Branche darum, qualifizierten Nachwuchs zu finden und auszubilden.
Eine mögliche Lösung sind digital gestützte Lösungen wie Pflegeroboter oder andere Assistenzsysteme. Weltweit werden dazu laufend neue Studien durchgeführt. Das Problem: "Derartige Studien sind meist technologiegetrieben und nicht auf den tatsächlichen Unterstützungsbedarf der Pflegekräfte ausgerichtet", sagt Irmtraud Ehrenmüller, Projektleiterin im für die Forschung der FH Oberösterreich federführenden Department "Gesundheits-, Sozial- und Public Management".
Praxisorientiertes Arbeiten
Laut Ehrenmüller fehle der Forschung in diesem Bereich oft der Praxisbezug und die Perspektive der Betreuungspersonen. "Der Pflege wird zwar ein Handgriff abgenommen, dafür muss sie eine Reihe neuer Tätigkeiten beachten, damit der Roboter oder das digitale Tool seine Arbeit machen kann", sagt die Professorin. Die angebotenen Systeme erhöhen also letztlich den Arbeitsaufwand, statt ihn zu verringern. "Der Netto-Nutzen für die Pflege ist negativ", sagt Ehrenmüller.
Testläufe mit digitaler Assistenz in Wohnbereichen von Pflegeeinrichtungen führen laut Ehrenmüller vor allem zu einem Resultat: "Alle sind froh, wenn es wieder vorbei ist, auch wenn manche Roboter zu Sympathieträgern werden – aber ohne Nutzen."
Das Projekt "Living Care Lab" soll daher jene Arbeitsschritte ermitteln, die Pfleger besonders belasten. Dabei soll der Blick nicht ausschließlich auf technische Lösungen eingeengt werden.
"Pflegekräfte wollen pflegen – die Überlastung liegt an den Rahmenbedingungen," sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Jaqueline Zaiko, die selbst aus der Pflege kommt.
Mit dem Living Care Lab wird eine räumliche und organisatorische Struktur entwickelt, in der digitale Assistenzsysteme unter realen Bedingungen und mit echten Pflegekräften, aber losgelöst vom Tagesbetrieb, zu Ende entwickelt und evaluiert werden. Das erste Etappenziel, an dem Claudia Haider als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitet, ist ein Business Plan für ein Living Care Lab und ein Evaluierungskonzept für die Wirkungsmessung von digitalen Assistenzsystemen.
Auch aus der Wirtschaft schlägt dem Projekt bereits jetzt großes Interesse entgegen: "Ein Pflege-Roboter wird nur dann erfolgreich sein, wenn er die Überlastungen der Pflege spürbar abfedert und keine zusätzlichen Belastungen auslöst. Das Living Care Lab der FH Oberösterreich passt genau in unsere Philosophie", sagt Kari Schmachtl von der Firma Schmachtl Robotics, die Pflegeroboter produziert.
"Austrian Kiwi": Ein Neuseeländer wurde in Österreich zum Internetstar
FH begleitet Einführung der Community Nurses
FH-Studenten gewannen den "Hackathon"
Zehn Jahre Kooperation mit der Post
Interessieren Sie sich für diesen Ort?
Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.