Fall Kellermayr: Anklage gegen Deutschen
WELS. Im Fall der oberösterreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr hat die Staatsanwaltschaft Wels Anklage gegen einen 61-jährigen Deutschen erhoben.
Das teilte sie am Donnerstag mit. Die Abschiedsbriefe Kellermayrs sowie ein forensisch-psychiatrisches Gutachten würden nahelegen, dass die Nachrichten, die der Angeklagte der Ärztin geschickt haben soll, mitursächlich für deren Suizid gewesen seien.
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Dem Mann wird zur Last gelegt, die Ärztin im Zeitraum von Februar bis Juli 2022 in vier E-Mails sowie in drei Twitter-Nachrichten (nunmehr: "X") bedroht zu haben. So soll er angekündigt haben, sie vor ein noch einzurichtendes "Volkstribunal" zu stellen und sie "auf die Anklagebank und dann sicher ins Gefängnis" zu bringen.
Bis zu 10 Jahre Haft
Der in Deutschland bereits einschlägig amtsbekannte Angeklagte bestreitet nicht, die Nachrichten verfasst und an Kellermayr versendet zu haben, stellt aber einen Vorsatz in Abrede. Nach seiner Aussage hätte es sich lediglich um ein wechselseitiges verbales Streitgespräch gehandelt.
Dem Mann drohen im Falle einer Verurteilung ein bis zehn Jahre Haft. Wann der Prozess stattfindet, war vorerst nicht bekannt. Die Ermittlungen gegen weitere Personen, die ebenfalls Drohnachrichten verschickt haben sollen, sind noch nicht abgeschlossen.
Der Fall Kellermayr
Lisa-Maria Kellermayr war im November 2021 ins Visier der Impfgegner geraten. Hunderte Menschen hatten sich vor dem Welser Krankenhaus versammelt. Kellermayr twitterte, nachdem Fotos dieser Demonstration veröffentlicht wurden, dass durch die Kundgebung die Rettungszufahrt des Spitals blockiert worden sei. Die Polizei bezeichnete das als "Falschmeldung".
Ein Sprecher der Exekutive kommentierte nach Droh-E-Mails gegen Kellermayr, diese würde "in die Öffentlichkeit drängen" und mit ihrer Kritik an der Polizei "das eigene Fortkommen fördern" wollen. Kellermayr schließt im Juni 2022 ihre Praxis. "Die Ordination wird nicht wieder aufsperren", schreibt sie am 13. Juli. Zwei Wochen später wird sie tot aufgefunden. Sie wurde 36 Jahre alt.
Sie sind in einer verzweifelten Lebenssituation und brauchen Hilfe? Sprechen Sie mit anderen Menschen darüber. Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich.