Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Erpressungen und Kinderpornos: Ex-Stadtrat verurteilt

Von Robert Stammler, 02. November 2022, 11:55 Uhr
Erpressungen und Kinderpornos: "Ich bin ganz normal gepolt"
Der unbescholtene Angeklagte legte ein reumütiges Geständnis ab. Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Ein ehemaliger Politiker und Ex-Stadtrat (45) ist am Mittwoch wegen Erpressungen im Internet und Besitz von Kinderpornos in Linz rechtskräftig verurteilt worden.

Als Projektleiter in einem namhaften Betrieb verdiente der inzwischen arbeitslose Angeklagte 4000 Euro netto im Monat. In seiner Stadtgemeinde betreute er als SP-Kommunalpolitiker die Jugend- und Familienagenden, auch als jahrelanger Schwimmtrainer genoss der 45-Jährige Ansehen.

Im Strafprozess, in dem es gestern um schwere Erpressungen und Besitz von Kinderpornografie ging, lautete die zentrale Frage: Warum? Wie konnte es so weit kommen, dass der Beschuldigte 2019 auf einer Social-Media-Plattform das Fake-Profil einer 15 Jahre alten "Nicole Eder" anlegte und diesen Account mit Nacktaufnahmen einer unbekannten, sehr jungen Frau ausstattete? Dies, um mit älteren Männern zu chatten und um diese dazu zu bewegen, Fotos von ihren Penissen ("Dick Pics") zu schicken.

Zu 89 Männern knüpfte der Angeklagte auf diese Weise Kontakte, elf namentlich bekannte Männer erpresste er mit diesen "Dick Pics", verlangte Schweigegeld in Form von Amazon-Gutscheinen. Ansonsten, so drohte der Beschuldigte in den Chats, werde "Nicole" die Polizei bzw. Familienangehörige informieren. So erhielt der Ex-Politiker laut Anklage 145 Gutscheine im Wert von fast 15.000 Euro, rund 11.000 Euro löste er auch tatsächlich ein. Eines der Opfer, ein Mann im Rollstuhl, dürfte sich in "Nicole" regelrecht verliebt haben, er allein zahlte 4000 Euro.

"Das ist der Marianengraben"

Richterin Ursula Eichler lotete die Tiefe dieses Falls rhetorisch aus: "Das ist nicht nur der Meeresboden, das ist der Marianengraben." Ein finanzielles Motiv erschien der Vorsitzenden fraglich: "Trotz der hohen Summen hatten Sie das doch nicht nötig." Daher die Frage: Gab es eine sexuelle Motivation? "Nein", beteuerte der Angeklagte. "Aber wieso wählt man dann ein sexuelles Thema und nimmt die Rolle einer Minderjährigen ein?", hakte die Richterin nach. "Ich weiß es nicht."

Als einer der erpressten Männer im Vorjahr dann Anzeige erstattete, flog "Nicole" auf, und bei dem 45-Jährigen fand eine Hausdurchsuchung statt. Dort wurden auf Datenträgern auch 14 kinderpornografische Bilder entdeckt. Die einschlägigen Aufnahmen habe er "irgendwann einmal" (laut Anklage im Jahr 2006) heruntergeladen. "Ich bin ganz normal gepolt", beteuerte er. Weil der Angeklagte die Online-Erpressungen auf Computern seines damaligen Arbeitgebers begangen hatte, ist er seinen Job längst los.

Schaden teilweise gutgemacht

Die Staatsanwältin sprach von "enormer krimineller Energie", denn der Beschuldigte habe sich gegenüber den Opfern sogar als "Nicoles Vertrauenslehrerin" oder "Cousin", dessen Vater Polizist sei, ausgegeben, um zusätzlichen Druck auf die Opfer auszuüben. Dazu habe der 45-Jährige mehrere gefakte E-Mail-Adressen verwendet. "Es war eine dumme Aktion", wendete der Angeklagte ein. Er sei "manipulativ und größenwahnsinnig" gewesen, "ich habe es dann ausgenutzt. Es tut mir leid." 5500 Euro habe er an die Opfer bereits zurückgezahlt und er befinde sich in Psychotherapie.

Bedingte Freiheitsstrafe

Das Gericht erteilte ihm die Weisung, die Therapie fortzusetzen, und beließ es bei einem milden Urteil. Der Senat verhängte eine unbedingte Geldstrafe von 360 Tagessätzen zu je zehn Euro und eine bedingte Freiheitsstrafe von 14 Monaten. Sowohl der Angeklagte als auch die Anklägerin akzeptierten die Entscheidung. Das Urteil ist rechtskräftig. (staro)

mehr aus Oberösterreich

Handel mit Drogen und Ausweisen im Salzkammergut: weiterer Täter festgenommen

Zweifelhafte Immobilien-Geschäfte: Vier Beschuldigte, zwei Liegenschaften

Schwerer Unfall beim Überholen in Fraham: Zwei Lenker (35, 56) verletzt

Sternenklare, kalte Nächte lassen die Winzer zittern

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

Aktuelle Meldungen