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Er verhilft alten Bäumen zu einem zweiten Frühling

Von Alfons Krieglsteiner   11.Juni 2019

Dass ein Patient deutlich älter ist als sein Chirurg, ist nichts Außergewöhnliches. Dass er nach dem Eingriff gute Chancen hat, den Chirurgen um ein Menschenalter zu überleben, aber schon. Rupert Uttenthaler ist so ein "Chirurg". 71 Jahre ist er alt. Manche seiner "Patienten" bringen es da auf ein Vielfaches: uralte Laubbäume – Eichen, Buchen, Linden –, denen er zu einem "zweiten Frühling" verholfen hat.

"Baumpfleger" lautet die amtliche Berufsbezeichnung. Da ist Uttenthaler weitgehend Autodidakt, denn eine reguläre Ausbildung ist in Österreich nicht vorgesehen. Die ersten Fertigkeiten vermittelte ihm sein Vater, der in Geboltskirchen (Bezirk Grieskirchen) eine Mühle betrieb.

"Wie ein Oachkatzl"

"Eigentlich wollte ich Förster werden", sagt Uttenthaler. Doch auf die raren Posten hätten schon die Förstersöhne gewartet. Also lernte er in der steirischen Imkerschule Bienenzucht "im Lehrberuf" und begann 1976 mit dem Imkern. Doch nachdem ihm seine 85 Völker eine Rekordernte von drei Tonnen Honig beschert hatten, trat eine Flaute ein. Also wandte sich Uttenthaler den Bäumen zu und wurde Forstarbeiter.

1985 der "Einstieg" in eine Baumpflegefirma in Vöcklabruck. Nach sieben Jahren machte er sich selbstständig. Seit der Pensionierung betreibt er Baumpflege als Zusatzerwerb, durchforstet kleine Waldflächen, bringt Zier- und Obstbäume in Form. Doch die wahre Herausforderung sind die großen Kaliber, an denen er bis zu seiner Pensionierung seine "Chirurgenkunst" beweisen konnte. Sein "Skalpell" waren Baumschere und Motorsäge. Mit Leiter und Hebebühne gelangte er zu den Wundstellen – morsche Äste, ausgehöhlte Stämme, bruchgefährdete Kronen, in denen er herumturnte "wie ein Oachkatzl", abgesichert durch ein Klettergeschirr.

Es sind gerade die Baum-Methusalems, die er in bleibender Erinnerung behält. Die denkmalgeschützte Tausendjährige Linde an der Pferdebahnpromenade in St. Magdalena zum Beispiel. 1987 hat er ihre Krone ausgelichtet, den hohlen Stamm ausgefräst, Wurzelausläufer vom Asphalt befreit. "Wie ein enormer Rauchfang" sei das Innere, breit genug, um darin Tisch und Stuhl unterzubringen.

Ehrfurcht empfindet Uttenthaler in Gegenwart so eines Baumgiganten: "Wenn man an die Jahrhunderte denkt, die an ihm vorübergezogen sind!" Gerade die Linden seien eng mit der dörflichen Kultur verbunden. In ihrem Schatten wurden Feste gefeiert und Gerichtstage abgehalten.

Ein Herz für Waldameisen

Wer so innigen Kontakt mit den Bäumen pflegt, der kennt sie wie seine "Westentasche". Aussehen, Erkennungsmerkmale, Nutzen für den Menschen – da kann man von Uttenthaler viel lernen (siehe nebenstehende Baumporträts).

Aber auch ein Geschöpf des Waldbodens liegt ihm am Herzen: die streng geschützten Waldameisen. Gefährdeten Kolonien kommt er mit dem Staubsauger: Sie werden eingesaugt und landen in einem am Saugrohr integrierten Fangbehälter. Dann kann man sie umsiedeln. Das ist auch im Sinne der Imkerei, die Uttenthaler heute noch hobbymäßig betreibt. Denn Waldameisen beschützen die Baumläuse, die den Honigtau produzieren, aus dem die Bienen den kostbaren Waldhonig herstellen.

 

Esche

Standort: Bachufer, Auwald

Höhe: 35 bis 40 Meter

Holz und Rinde: Holz zäh, elastisch, Herstellung von Stielen und Rodeln, Rinde schwarz-braun und rissig, Eschensterben durch Pilz „Falsches Weißes Stängelbecherchen“

Blätter und Früchte: Blätter langgestielt, bis 15 längliche, gesägte Fiederblättchen, Propellerfrüchte

 

Buche

Standort: Kalkreiche Böden, Tiefwurzler, keine Staunässe

Höhe: bis 40 Meter

Holz und Rinde: Holz gelblich, feinporig, leicht spaltbar, ideales Kaminholz, Möbel, Furniere, Rinde glatt, silbergrau

Blätter und Früchte: Blätter wechselständig, eiförmig, dreikantige Früchte in stacheligem Fruchtbecher (Bucheckern)

 

Hängebirke

Standort: Waldlichtungen, Geröllhalden, Brachland

Höhe: bis 30 Meter

Holz und Rinde: Holz gelblich, weich, elastisch, mit süßem Baumsaft, ideal zum Schnitzen, Parkettböden, Rinde weiß mit schwarzen Querstreifen

Blätter und Früchte: Blätter wechselständig, zugespitzt, dreieckig, Früchte hellbraune Nüsschen, beidseitig geflügelt

 

Traubeneiche

Standort: kalkhaltige, tiefgründige Böden, bis 700 Meter

Höhe: 40 Meter, schlanker als die nah verwandte Stieleiche

Holz und Rinde: Holz fest, spaltbar, Furniere, Parkettböden, derzeit sehr gefragt, Rinde grau, erst glatt, dann grobrissig

Blätter und Früchte: Blätter gelappt, längere Stiele als bei der Stieleiche, Früchte Eicheln, in Trauben hängend

 

Bergahorn

Standort: Auwaldbegleiter, bis 1500 Meter, keine Staunässe

Höhe: bis 30 Meter

Holz und Rinde: Holz weißlich, dicht, hart, für Möbelbau, Rinde erst glatt, später abschuppend, hellbraun

Blätter und Früchte: Blätter fünflappig, Früchte spitzwinkelige Flügelfrüchte, Nüsschen klein und kugelig

 

Linde

Standort: Laubmischwälder

Höhe: bis 35 Meter

Holz und Rinde: Holz weich, ideal zum Schnitzen (Schwanthaler-Altäre!), Rinde dunkel, netzförmig aufgerissen

Blätter, Früchte: Blätter herzförmig, Früchte birnenförmig

 

Ulme

Standort: Fluss-Auen

Höhe: bis 30 Meter

Holz und Rinde: Holz bräunlich, grobporig, hart, elastisch, schwer spaltbar, Rinde dunkelbraun, rechteckig gefurcht

Blätter und Früchte: Blätter eiförmig, in den Nervenwinkeln behaart, geflügelte flache Nüsschen

 

Erle

Standort: Fluss-Auen (Schwarzerle), Geröllhalden (Grauerle)

Höhe: bis 30 Meter

Holz und Rinde: Holz weich, im Wasser ausdauernd, Rinde erst glatt, später rissig

Blätter und Früchte: Blätter eiförmig, zugespitzt, Früchte: Zäpfchen mit braunen Nüsschen

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