„Er fühlte sich von seinen Professoren vergiftet, verstrahlt und gequält“
LINZ. Nach brutaler Hammer-Attacke an Linzer Universität wird 39-Jähriger in forensisches Zentrum eingewiesen.
Roman K. ist überdurchschnittlich intelligent. „Nahezu ein Genie auf seinem Fachgebiet“, sagt sein ehemaliger Mathematik-Professor. Jener Mann, der von seinem ehemaligen Studenten am 28. Februar dieses Jahres am Campus der Linzer Kepler-Universität mit einem 300 Gramm schweren Schlosserhammer schwer verletzt worden war. Mit einer Rissquetschwunde am Kopf und zwei gebrochenen Rippen wurde der 56-Jährige ins Krankenhaus gebracht. Er war ein Zufallsopfer. Denn Roman K. ist nicht nur klug, sondern auch schwer krank.
Im Saal 138 des Linzer Landesgerichts ging es gestern deswegen auch auch nicht um eine Bestrafung. Der Prozess sollte klären, wie gefährlich der 39-Jährige für sein Umfeld ist. Und wie lange es dauern würde, bis er sich wieder in die Gesellschaft eingliedern könne.
Überfall wegen „Chip im Kopf“
Die Diagnose „akute paranoide Schizophrenie“, die K. im Alter von 18 Jahren gestellt worden war, wollte er nie akzeptieren. Er fasste sie als Kränkung auf, verweigerte auch die Medikamente.
Die Folge waren Wahnvorstellungen und Halluzinationen. K. sah sich als Opfer einer Verschwörung. Irgendjemand würde mit ihm spielen, hatte ihm einen Chip in den Kopf gepflanzt und würde ihn damit quälen. K. wollte Beweise dafür und ließ in einem Krankenhaus eine Magnetresonanz-Tomographie (MR) durchführen. Das Ergebnis: negativ. Also reiste der psychisch kranke Mann nach Japan, um dort eine Zweitmeinung einzuholen. Doch wieder war das Ergebnis negativ. Die Verschwörung, dachte K., reiche also bis nach Asien. „Darum wollte er nach Russland fahren“, sagte die Staatsanwältin gestern.
Auf dem Parkplatz eines Linzer Kinos überfiel K. im Jahr 2018 ein Paar mit einer Langwaffe, um dessen Auto zu entwenden. Russland erreichte er damit nicht, K. wurde festgenommen und in eine Forensikabteilung eingewiesen. Die Strafe wegen schweren Raubs wurde ihm aber bedingt nachgesehen, weil er auf die Medikamente, die er nun doch einnahm, ansprach. Immer wieder wies er sich in den Jahren danach selbst in den Linzer Neuromed-Campus ein, konnte dort aber nur bis zu vier Wochen bleiben.
Hatte K. zunächst Aliens für die Stimmen in seinem Kopf verantwortlich gemacht, sah er Ende 2022 plötzlich seine ehemaligen Professoren als vermeintliche Täter. „Er fühlte sich vergiftet, verstrahlt und gequält“, sagte die Staatsanwältin. Am 28. Februar fuhr er deswegen mit einem Hammer an die Kepler-Uni, die er mit einem Mastertitel verlassen hatte, und schlug zu.
Die psychiatrische Sachverständige Adelheid Kastner konnte gestern vor Gericht nicht ausschließen, dass K., der in der zeitweisen Obdachlosigkeit noch souverän Prüfungen abgelegt hatte, weiterhin derartige Taten setzen werde. Er wird weiterhin in einem forensischen Zentrum untergebracht. Der Angeklagte erbat sich Bedenkzeit, das Urteil ist nicht rechtskräftig.