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Ein Heim der Bienen und Geister

Von Michael Schäfl, 26. Mai 2021, 00:04 Uhr
Ein Heim der Bienen und Geister
Eine Treppe führt ins Innere der Linde und auf die Tanzfläche.

LINZ. Sie ist heilig, ein wahrer "Bienenmagnet" und wurde für viele zum Ort des Lebens. Aber auch der Strafe. Das Kuratorium Wald kürte die Linde zum Baum des Jahres 2021. Mit ihrem Alter von bis zu 1000 Jahren ist sie dem Menschen eine treue Begleiterin. Nicht nur kulturell, sondern auch wirtschaftlich.

"Sommer- und Winterlinde sind für uns und unsere Tiere enorm wichtig. Wenn im Juli viele Blüten abgeblüht sind, bieten sie den Bienen noch hochwertige Nahrung", sagt Elisabeth Lanzer, Bio-Imkerin. "Das macht sie zu wahren Bienenmagneten."

Eingewintert

Für die Bienen beginnt der Winter bereits Ende Juli. Denn dann wintert Lanzer ihre 100 Bienenvölker ein: Sie erntet den Honig ab und versorgt die fleißigen Insekten mit Zuckerwasser. Zusätzlich zum Rübenzucker der Imkerin nehmen die Bienen auch noch das Nektarangebot der Linden an und legen Vorräte an. Für Lanzer die Gelegenheit, um an Lindenblütenhonig oder an Lindenhonig zu kommen.

Lindenblütenhonig und Lindenhonig, das klingt zwar ähnlich, die Grundsubstanz stammt aber von unterschiedlichen Tieren. Während beim Lindenblütenhonig die Biene selbst die Blüten besucht und den Nektar aufnimmt, sind es beim Lindenhonig kleine Läuse am Baum, die die Hauptrolle übernehmen. "Die Läuse ernähren sich vom Pflanzensaft in den Blättern und scheiden den sogenannten Honigtau aus", sagt Lanzer. Diesen nehmen die Bienen vom Körper der Läuse auf, sie melken sie.

Doch nicht nur Blüten und Blätter der Linden sind von Interesse. Das helle, leicht rötliche Holz der Linde wird besonders gerne in der Bildhauerei und für Schnitz- und Drechselarbeiten verwendet. Auch in der Möbelherstellung findet Lindenholz Anwendung, allerdings nicht immer wegen seines eigenen Charakters, sondern weil damit gut andere Holzsorten wie etwa Nuss imitiert werden können. Bei der Fertigung von Musikinstrumenten greifen Instrumentenbauer gern zum Lindenholz, wenn sie an Harfen, Klaviertastaturen oder Gitarren arbeiten. Früher war auch Kohle aus Lindenholz in aller Munde, denn aus ihr wurden Zahnpflegemittel produziert. Aber auch Schwarzpulver.

Brautschau und "Blutlinden"

Apropos früher: Für die Germanen war die Linde ein heiliger Baum. Für sie war sie der Sitz von guten Geistern, weshalb sie auch meist das Zentrum eines Dorfes bildete. Unter ihrem Blätterdach fand auch die Gerichtsversammlung, das "Thing", statt. Die Germanen glaubten, dass die magischen Kräfte der Linde beim Aufspüren von Lügen und dem Finden der Wahrheit helfen würden. Mag abstrus klingen, funktionierte aber. Zumindest wenn auch die Angeklagten an die Wesen glaubten und aus Angst vor ihnen lieber die Wahrheit sagten. Die Tradition der Linde als Gerichtsbaum wurde im Mittelalter weitergeführt, wobei sie den Beinamen "Blutlinde" erhielt. Eine dieser Linden steht noch heute in der Gemeinde Hartkirchen vor der größten Burganlage Oberösterreichs, der Ruine Schaunberg. Die Linde mit einem Stammumfang von sechs Metern soll 1402 von König Wenzel gepflanzt worden sein, zumindest der Legende nach.

Im Mittelalter waren die Linden nicht nur Schauplatz von Gerichten, sondern gerade im Wonnemonat Mai auch tosender Tanzabende mit dazugehöriger Brautschau. Doch getanzt wurde sowohl unter dem ausladenden Blätterdach des Baumes als auch in seinem Inneren. Da die Äste der Linde leicht umgeleitet werden können und sehr widerstandsfähig sind, wurden Tanzflächen und Podeste in die Linden hineingebaut, unten wurde getanzt, oben musiziert. Heutzutage gibt es nur noch wenige solcher historischen "Tanzlinden", die meisten in Deutschland. In der Gemeinde Rechberg im Mühlviertel wurde vor elf Jahren eine derartige Linde gepflanzt, Vorbereitungen für einen Tanz in der Linde gab es seither allerdings kaum. Die "Tanzlinde" wurde zum Auftrag für weitere Generationen.

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Autor
Michael Schäfl
Redakteur Politik
Michael Schäfl

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1  Kommentar
1  Kommentar
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il-capone (10.378 Kommentare)
am 27.05.2021 20:06

> Sie erntet den Honig ab und versorgt die fleißigen Insekten mit Zuckerwasser. <

Der Honig scheint als Winterfutter anscheinend giftig zu sein, wenn sie ihn durch billigen Zucker ersetzen müssen.
Wie konnte die nigra bloss bis zu ihrer gewollten Ausrottung durch die 'Pseudo-Bienenfreunde' überleben ... 🤔

Nennen wir es einfach > ökozid, ... zum Wohle der Biodiversitäts-Vernichter ...

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