"Die ruhige Zeit beginnt bei mir am Heiligen Abend"
Hermann Brückl schenkt heuer zum 40. Mal in seiner Punschhütte am Linzer Christkindlmarkt aus: "Und ich tu’s immer noch gern."
Wenn man mit Hermann Brückl in der Adventzeit über den geschmückten Linzer Hauptplatz spaziert, taucht man unweigerlich mit ein in diese besondere Stimmung: Trotz langer Warteschlangen vor den Standln und des Gedränges rund um die Heizschwammerl scheint der Chef der traditionellen Punschhütte "Das Lebkuchenhaus" die Ruhe selbst zu sein. Gut eingepackt in eine lange Winterjacke winkt er allerorts jemandem zu, lächelt, grüßt. "Der Christkindlmarkt ist wie mein zweites Zuhause", sagt der 53-jährige Linzer nicht ganz ohne Stolz. Ein Zuhause, das er heuer bereits zum 40. Mal für die Dauer von fünf Wochen bezog.
Wenn der Vater mit dem Sohne
Angefangen hat alles mit einem Lebkuchenstand, den Brückls Vater Hermann senior, ein gelernter Lebensmittelkaufmann, 1979 auf dem damals noch recht überschaubaren Linzer Christkindlmarkt eröffnet hat. Eine von insgesamt sechs kleinen Hütten sei das "Kleine Hexenhäusl" damals noch gewesen. "Da wurden die Standler in ihren dicken Jacken an den kleinen Öfen noch recht komisch beäugt", erinnert sich Brückl, der als 13-Jähriger erstmals die eisige, aber einzigartige Christkindlmarktluft schnupperte. Kurz danach erhielt der Vater die Genehmigung, auch Punsch ausschenken zu dürfen. Damit wurde der Grundstein für die nunmehr jahrzehntelange Tradition gelegt, die von Brückl junior seit dem Jahr 1999 alleine weitergeführt wurde. Inzwischen hilft Sohn Moritz, 20, längst beim Ausschank mit.
Das Lebkuchenhaus ist stetig gewachsen, genauso wie das Angebot: Aus zwölf, zum Teil ungewöhnlichen Punschsorten können die Gäste heuer wählen: Neben den Klassikern wie dem "Nürnberger Punsch" wird auch "Heiße Liebe" oder der "Vitalpunsch" mit Nüssen angeboten. Innovativ zu bleiben sei in diesem Metier wichtig, betont der 53-Jährige. "Sonst stumpfst du ab."
Zubereitet werden diese täglich neu kurz vor dem Aufsperren und zwar vor Ort: "Diese Art Schauküche finde ich sehr wichtig. So kann jeder sehen, dass alles frisch ist." Trotz des regen Treibens auf dem Markt will Brückl bei seiner Punschhütte die Zeit anhalten. Ein bisserl zumindest. "Es ist wichtig, dass wir nicht zu schnell arbeiten. Die Leute sollen bei uns das Getränk genießen können, den Geschmack von Orangen, Zimt oder Wodka bewusst genießen." Und schließlich sei auch das Warten und Zusammenstehen in der Vorweihnachtszeit wichtig, sagt er. So nehme er sich selbst auch gerne die Zeit, um mit Kunden oder der Belegschaft ein Häferl Punsch zu trinken. "Sicher, den mag ich noch immer", sagt er und schmunzelt.
Ruhe findet der Immobilienhändler und Vater des 20-jährigen Sohnes Moritz (der bereits als Kleinkind das erste Mal Punsch ausgeschenkt hat) beim Morgensport wie Yoga, Pilates oder beim Cardio-Dance. Körperliche Fitness sei in dem täglichen Wettlauf zwischen Hütte aufräumen, Wechselgeld richten, Punsch kochen enorm wichtig. Dass die Besinnlichkeit in der Vorweihnachtszeit in den vergangenen Jahrzehnten zu kurz gekommen ist, sei ihm bewusst. "Ich hab immer geschaut, dass sich meine damalige Frau und ich den Dienst in der Punschhütte aufteilten. Wenn ich frei hatte, unternahm ich mit unserem Sohn etwas, wir kochten gemeinsam oder drehten eine Runde auf dem Christkindlmarkt", sagt er und wird nachdenklich: "Die Adventzeit ist in der Vergangenheit bei mir sicher zu kurz gekommen."
Umso wichtiger sind für Brückl der 23. Dezember und der Heilige Abend. "Wenn am 23. die Rollläden von unserem Stand endgültig heruntergelassen werden, kommt schon Wehmut auf. Aber dann gehe ich heim und freue mich auf das ‚Runterkommen’ im Kreise der Familie." Dabei helfe die jahrzehntelange Tradition: Das Zubereiten des Truthahns, ein gemeinsamer Spaziergang über den Hauptplatz, das Singen im Chor bei der Christmette. "Ich bin ein gläubiger Mensch", fügt er an. "Und ein Familienmensch." Denn an den Christfeiertagen kommt die gesamte Familie, von der Mutter, den Brüdern samt Familie bis zu den Neffen und Nichten zusammen. "Das war immer schon so, schon in meiner Kindheit."
Rezept Dezembertee
Zutaten für zehn Portionen:
300 Gramm Honig
1 Liter schwarzer Tee
Saft von zwei Zitronen
Saft von zwei Orangen
300 ml Orangenlikör
1 TL Zimt
250 Gramm Schlagobers
Den Honig in den Tee einrühren und auflösen, die anderen Zutaten (außer Schlagobers) dazugeben und alles unter Rühren erhitzen (nicht kochen). Das Getränk in die Gläser füllen und mit jeweils einer Obershaube garnieren.
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die ruhige Zeit !?😁😁😁