"Die Leute wollen heutzutage ein 360-Grad-Versorgungspaket"
Freiwilligen-Manifest: Der Präsident des OÖ Arbeiter-Samariter-Bundes im Interview.
Vor zwölf Jahren hat Günther Erhartmaier quasi als Quereinsteiger den Sprung in den Arbeiter-Samariter-Bund gewagt und ist seither Präsident des Landesvorstandes. Im Interview spricht er über arbeitsintensive Nachtdienste, Pöbeleien und über das Verhältnis zum "großen Bruder", dem Roten Kreuz.
OÖNachrichten: Der Samariterbund OÖ hat mehr als 1000 ehrenamtliche sowie 200 hauptberufliche Mitglieder. Gibt es überhaupt noch genug Nachwuchs?
Günther Erhartmaier: Noch bekommen wir mehr Leute dazu, als aufhören. Problematisch gestalten sich aber die geburtenschwachen Jahrgänge. Dadurch haben wir immer weniger Zivildiener. Dazu kommt, dass die Bereitschaft der Einzelpersonen abnimmt.
Warum ist das so?
Unter den Freiwilligen sind viele, die Nachtdienste gemacht haben. Diese Dienste verlaufen aber heutzutage nicht mehr so ruhig wie früher, als man nur ein bis zwei Mal pro Nacht ausgerückt ist. Heute geht man oftmals vom Nachtdienst direkt in den Tages-Job. Dazu kommt auch, dass die Wertschätzung in der Gesellschaft nicht mehr so groß ist...
... weil die Leute von den Helfern immer mehr erwarten?
Ja, das stimmt. Der Anspruch an das Ehrenamt und die Freiwilligen ist höher geworden. Es wird mehr Qualifikation, Kompetenz und Verantwortung vorausgesetzt. Dies paart sich mit den negativen Erlebnissen, die in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugenommen haben.
Sie sprechen die Zeit seit Ausbruch der Corona-Pandemie an.
Unsere Leute wurden in dieser schwierigen Phase verstärkt angepöbelt: So wurde zum Beispiel ein NEF (Notarzteinsatzfahrzeug; Anm.), das zu einem Herzinfarkt-Patienten unterwegs war und auf dem Weg dorthin wegen einer nicht angekündigten Demo auf der Nibelungenbrücke im Stau gestanden ist, von den Demonstranten mit Faustschlägen traktiert. Es gibt auch immer wieder Einsätze, bei denen diejenigen, denen geholfen wird, nicht immer eine gute Kinderstube hatten. Bei derartigen Erlebnissen überlegt man sich dann schon, ob man das Animo hat, weiterzumachen.
Kommen wir noch einmal zu den arbeitsintensiven Nachtdiensten. Wieso wird da jetzt mehr Hilfe benötigt als früher?
Früher gab es ab einer gewissen Abend- bzw. Morgenzeit maximal ein bis zwei Fahrten, danach konnte man sich niederlegen. Heute rufen die Leute wegen allem an, sei es bei uns, bei der Polizei oder auch bei der Feuerwehr. Man will ein 360-Grad-Versorgungspaket. Das führt dazu, dass man heute zu Einsätzen gerufen wird, zu denen man früher nie geholt worden wäre.
Kommt da nicht auch einmal Ärger bei den Helfern auf?
Nein, wir haben mit allen anderen Organisationen die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung zu sichern und das machen wir auch gern und mit Leidenschaft. Was aber auch klar ist: Es wird für alle Organisationen, die an dem Manifest beteiligt sind, zunehmend schwieriger hinsichtlich Personal und der Finanzierung.
Was brauchen die ehrenamtlichen Organisationen Ihrer Ansicht nach am nötigsten?
Es fängt damit an, dass die Menschen bzw. Unternehmen in den Mittelpunkt gestellt und wertgeschätzt werden müssen. Ehrenamtliche sollten etwa in den Einrichtungen des Landes Oberösterreich Vergünstigungen bekommen. Dies sollte auch für die einzelnen Unternehmen gelten, die ihre Angestellten für die Freiwilligen-Einsätze immer freispielen.
In Wolf Haas’ Roman "Komm, süßer Tod" wird die Diskrepanz zweier Rettungsorganisationen plakatiert. Wie viel Wahrheit steckt davon im realen Verhältnis zwischen dem Samariterbund und dem deutlich größer aufgestellten Roten Kreuz?
(lacht). Die Zusammenarbeit ist sehr positiv und verläuft auch auf Augenhöhe, auch wenn wir so etwas wie der "kleine Bruder" sind. Unsere Aufgaben und Interessen sind gleich gelagert. Das Rote Kreuz und wir machen dort, wo wir präsent sind, die gleichen Tätigkeiten. Wir haben gut abgestimmte Leitzentralen. Die Thematik von "Komm, süßer Tod" gehört seither der Vergangenheit an. In den Ortschaften gibt es immer nur eine der zwei Organisationen, daher kommt man sich hier nicht in die Quere. Das Haupteinsatzgebiet Linz und dessen angrenzenden Gemeinden werden von uns gleich bespielt, und auch das klappt gut.
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Mit dem Spruch seines Arbeitgebers, "Ihre Sorgen möchten wir haben", hat Hr. Erhartmaier auch ein wenig Mitschuld, dass Menschen verwöhnt sind und sich 360-Grad-Betreuung - in seinem Branchensprech: eine Vollkaskodeckung - von allen und jedem erwarten.
Klar, wer Hilfe braucht, soll Hilfe bekommen. Aber wer im Sozialdienst arbeiten will, soll auch verdienen können.
Was in den letzten Jahre in OÖ Wirbel um Ehrenamt gemacht wurde, erscheint mir sehr scheinheilig. Einerseits sollen die geehrt werden, die Großes vollbringen. Auf der anderen Seite hat das alles den Mief, die Verantwortlichen wollen sich in der Sozialpolitik Geld sparen.
Ach schade. Da wäre wieder eine niveauvolle Unterhaltung mit @betterthantherest zu lesen gewesen
nein - sein Posting war hochgradig ungustiös gegenüber MitarbeiterInnen von RK und Arbeitersamariterbund - indem es Gewalt gegenüber diesen Menschen - sehr viele davon Freiwillige - als rechtfertigbar dargestellt hat.
bitte liebe MituserInnen - melden Sie Postings, die derart gegen die Forumsregeln verstossen.
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Danke an die ModeratorInnen der OÖN, die adäquat regiert haben
Wieso im Rettungs-/Care-Bereich die Menschen gratis ("Freiwillige", "Ehrenamt", "familiäre Frauenpflichten" usw.) arbeiten sollen, erklärt uns Herr Erhartmaier nicht. Ein schlauer Fuchs: Das kann er nämlich nicht, denn es nicht begründbar. Noch ärger: Die OÖN hinterfragen diese Haltung erst gar nicht - wer dumm genug ist, gesellschaftlich notwendige Arbeit kostenlos zu erledigen, damit die Reichen ihren Reichtum genießen können, ist der ÖVP, der H. der Reichen, und ihrem Sprachrohr nur zu erwünscht. Wer nicht dumm genug ist, der wird als "schlechter Mensch", "Egoist" abgestempelt und psychisch erpresst.
Eine verlogene Welt, in der wir leben!
Wenn jeder gemachte Handgriff bezahlt werden muss, dann wird sich die Gesellschaft viele Leistungen nicht mehr leisten können.
Nein: Die Reichen werden das bezahlen müssen. Bisher tragen sie nichts dazu bei. Kenne keinen Milliardär, der aktives Mitglied einer freiwilligen Feuerwehr etc. wäre. Müssen sich ja um die Mehrung ihres Reichtums kümmern. Und bloß nichts für Rettung und Brandbekämpfung ihres Eigentums bezahlen. Übrigens: DER Milliardär.
die Reichen werden garnix bezahlen.
"die Reichen werden garnix bezahlen."
BTR, ja eben, weil sie Schmarotzer sind, und die Naivlinge brauchen, die ihnen den Reichtum erhalten und mehren.
Wo es ja so wahnsinnig viele Milliardäre in Österreich gibt.
Völlig klar, hohe Einkommen (vor allem aus reinen Finanzgeschäften) müssen höher besteuert werden (vor allem müssten sie überhaupt mal besteuert werden, sprich: Steuerlücken müssen geschlossen werden), aber die Aussage, dass Freiwillige und Ehrenamtliche dumm sind, ist sehr dumm.
Tja, wer ist da wohl dumm, ich habe von gesellschaftlich notwendiger Arbeit geschrieben, die nicht entlohnt jedoch wie selbstverständlich in Anspruch genommen wird, immer auch von denen, die nichts dazu beitragen - und nicht vom Bierdeckelsammelverein.
Übrigens ist die SPÖ sogar für eine Milliardärssteuer zu dumm, war aber für die Penions"reform" zu groben Ungunsten von Frauen schlecht genug.
Wenn es keine Freiwilligen mehr geben würde, müssten alle diese Dienste (Feuerwehr, Rettung, Berg- und Wasserrettung uva) zu marktüblichen Preisen verrechnet werden. Und das eürde die Reichen am allerwenigsten Treffen.
Ich engagiere mich auch seit Jahren freiwillig, meine Erfahrung ist, dass jene, die mit tausend Ausreden nix tun, die meisten Forderungen stellen.
Das ist falsch. Da es um allgemeine Lebensrisiken geht, muss sie der Staat bezahlen. Der Staat = der/die Steuerzahler*in. (Das Problem, von wem wieviel Steuer einbehalten wird, und wer "im Tandem weitgehend leistungslos mitfährt", lasse ich einmal beiseite).
Für jeden Mist und sämtliche Späße der Reichen ist Geld da, und da meine ich nicht nur KTM oder Parteiförderungen, die höchsten in Europa, überzogene Gehälter in der öffentlichen Schattenwirtschaft, die hirnrissigen Kriegsgelder, unser Volksvermögen, das die ÖVP-Tanner verschleudern will. Wem dient das? Der riesigen Mehrheit: NICHT.
Es gibt nicht nur im Rettungsdienst Freiwillige die das gerne und unentgeltlich machen. Jugend-Trainer in den Vereinen, Musikkapellen, Feuerwehren..... überall wo das gut funktioniert hat man auch eine tolle Gemeinschaft und diese ist unbezahlbar. Das kann man sich nicht mit Geld kaufen.
Ich bin seit über 20 Jahren im Rettungsdienst und Vereinsleben tätig und bereue noch keine Sekunde.
Sicher ist es oft anstrengend, wenn man nach dem Nachtdienst zur Arbeit geht, aber wo ein Wille ist, ist auch meistens ein Weg.
Spiel und Spaß in Musikkapellen bei den Briefmarkenfreunden oder Bierdeckelsammlern ist sicher lustig, wenn es aber um Leben und Tod wie bei Feuerwehr und Rettung geht, steht nicht die Gemeinschaft, sondern die gesellschaftliche Notwendigkeit als zwingendes Erfordernis vor allem. Ansonsten müsste die Feuerwehr nämlich Brände legen und die Rettung Unfälle provozieren.
Ist Herr E. nicht GD der VIG, welche auf unsere Sorgen schon ganz scharf ist ?
Geht's noch?
bist du der kasperl oder nur kampfposter?
Es ist ein Riesengeschäft, mit "Gratis-Arbeitskräften" auf Basis der Freiwilligkeit! Die Freiwilligen glauben an die gute Sache, was es im Grunde auch ist, werden aber beinhart eingesetzt.
ASC19
und deshalb dürfen Wutpassanten die Notarzteinsätze behindern!