Die Kirche verliert bei Jugendlichen an Bedeutung
LINZ/WIEN. Studie: Ein Drittel hat keine religiöse Überzeugung, die Kirche hat für Junge keinen gesellschaftlichen Einfluss.
Ostern steht bevor, für die katholische Kirche ist es das höchste Fest im Jahreskreis. Die Feiertage hat das Institut für Jugendkulturforschung zum Anlass genommen, das Verhältnis von Jugendlichen zur Religion zu ergründen und dazu 300 Mädchen und Burschen im Alter von zehn bis 19 Jahren befragt. Das Ergebnis: Österreichs Jugend kann mit Religion wenig anfangen.
Gefragt, woran der Begriff sie denken lässt, sagen 38 Prozent: "Dazu gefällt mir gerade nichts ein", weitere sieben Prozent: "Religion ist nichts für mich." Ein Drittel hat eigenen Angaben zufolge keine religiöse "Heimat", dazu gehören sowohl jene ohne Bekenntnis als auch "Taufschein-Christen".
Noch größer ist die Distanz, wenn es um die Kirche an sich geht. Knapp ein Viertel steht ihr skeptisch gegenüber. Zwölf Prozent davon sagen: "Kirche, das ist nichts für mich." Weitere Kritikpunkte beziehen sich auf Kirchensteuer, Doppelmoral und fehlende Reformen. Für eine gesellschaftlich relevante Einflussgröße hält die Kirche nur noch ein Prozent der Befragten.
Von einer "Jugend ohne Gott" will Michael Münzner, Jugendseelsorger der Diözese Linz, aber nicht sprechen. "Jugendliche können mit dem Begriff Religion wenig anfangen, genauso wenig wie mit Politik", sagt er. "Konkrete politische Themen, etwa gesellschaftliche Ungerechtigkeit, bewegen sie sehr wohl." Das Gleiche gelte für religiöse Fragen, wie jene nach dem Sinn des Lebens.
Distanziert stünden Jugendliche weniger dem Glauben an sich als vielmehr der Institution Kirche gegenüber: "Institutionen werden als behäbig wahrgenommen, etwas, das nicht zum Leben Jugendlicher passt", sagt Münzner. Auch mit gewissen Lehrmeinungen könnten Jugendliche wenig anfangen. Auch politische Parteien seien von dieser zunehmenden Distanz zu Organisationen betroffen: "Man fühlt sich heute nicht mehr ganz einer Institution zugehörig. Das Leben ist vielfältiger geworden, die Menschen können auswählen."
Begegnen könne die Kirche dieser Entwicklung etwa mit gezielten Angeboten. Als Beispiel nennt Münzner die vielen Auferstehungsfeiern zu Ostern, zu denen mitunter Hunderte Jugendliche kämen, oder den Gottesdienst vor dem Marathon in Linz. "Wir müssen schauen: Was beschäftigt die Menschen, und wie können wir dort Akzente setzen?" (wal)
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