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"Die Kirche bleibt im Dorf – das ist gut"

21.Jänner 2019

Ein mutiger Schritt, der aus dem sich zuspitzenden Personalmangel Chancen eröffnet, bei dem aber noch Details zu klären sind: So wird die am Freitagabend präsentierte Strukturreform der Diözese Linz von der Basis der Katholischen Kirche kommentiert. Bereits nach der Präsentation am Freitagabend in Wels waren die Reaktionen unter den knapp 600 Delegierten vorwiegend positiv.

Wie berichtet, soll die Diözese künftig nur noch aus 35 Pfarren bestehen. Die bisher 487 Pfarren bleiben aber als Pfarrgemeinden erhalten. Eine neue Großpfarre soll im Schnitt 14 Pfarrgemeinden umfassen, "Ich habe großen Respekt vor dem Team, das diesen Vorschlag ausgearbeitet hat. Er geht wesentlich weiter als ich erwartet hätte", sagt der Perger Dechant Konrad Hörmanseder.

Er ist als Seelsorger derzeit für vier Pfarren verantwortlich. Für die Priester bringe die Einführung der Großpfarren aber Herausforderungen: Man müsse ein neues Rollenbild ausfüllen, das viel Kooperationsbereitschaft, auch mit Laien, bedinge. Da werde es auch Reibungen geben.

Im Gegensatz zu anderen Reformmodellen (etwa jenem aus Wien, wo man mehrere Pfarren zusammenlegte), sieht Andreas Hasibeder, Pfarrassistent in Wels-St. Josef den Reformvorschlag der Diözese Linz positiv: "Die Pfarrgemeinden bleiben relativ autonom. Das kommt den Bemühungen entgegen, die Kirche im Dorf zu lassen und die Pfarrgemeinschaft als pastorale Zentren möglichst zu belassen. Das ist gut."

"Es ist etwas in Bewegung"

Eine wichtige Rolle in den Pfarrgemeinden werden künftig Seelsorgeteams einnehmen. Diese zumeist aus vier Personen bestehenden Gremien leiten gemeinsam mit einem hauptamtlichen Mitarbeiter (das kann, muss aber kein Priester sein) künftig die Pfarrgemeinden. "Wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht", sagt Andreas Kragl, Obmann des Pfarrgemeinderats in Münzbach. Die neuen Pfarrstrukturen wertet er als "Zeichen, dass in der Diözese etwas in Bewegung ist."

Irmgard Lehner, Pfarrassistentin in Wels-St. Franziskus, sagt: "Die Seelsorgeteams mit mehr Entscheidungskompetenz auszustatten, sei aber ein wichtiger Schritt." Denn die Katholische Kirche sei von Ehrenamtlichen, ganz oft von Frauen, getragen. Es sei richtig, ihnen mehr Kompetenzen zu geben.

Wie Kirche an der Basis funktioniert, weiß Gottfried Froschauer aus Naarn im Machland seit Jahrzehnten: Er ist seit 30 Jahren in seiner Pfarre engagiert. "Der Vorschlag fußt auf einem kreativen Umgang mit dem Kirchenrecht. Indem man die Dekanate formalrechtlich zu Pfarren macht, würde man mit 35 Pfarrern das Auslangen finden." Wichtig sei, die Handlungsfähigkeit der Gemeinden vor Ort zu erhalten. "Was vor Ort entschieden werden kann, soll da bleiben. Auf diese Subsidiarität werden viele Pfarrgemeinden pochen."

"Laienseelsorge ist die Zukunft"

Maria Hasibeder, die Präsidentin der Katholischen Aktion der Diözese Linz, sagt: "Es gibt keine Alternative zu diesem Prozess. Das zeigt uns die Altersstruktur der tätigen Priester. Im neuen Modell können gezielt Schwerpunkte gesetzt werden, während wir gleichzeitig die Priester von Verwaltungsaufgaben entlasten. Damit werde sich auch das Bild von Kirche verändern: Sie wird jünger und offener." Auch ihr Vorgänger Bert Brandstetter sieht Chancen in der Reform: "Möglicherweise bilden sich in den neuen Pfarren auch geistliche Zentren heraus, die mehrere Pfarrgemeinden befruchten."

Hinter den Vorschlägen steht auch Pfarrgemeinderat Bernhard Zwielehner aus Ried/Innkreis: "Wir in der Pfarre Riedberg kooperieren mit der Stadtpfarre Ried ausgezeichnet – auch ohne eigenen Pfarrer. Die Laienseelsorge ist die Zukunft und das pfarrliche Leben gestalten wir uns sowieso selber."

Die Gesellschaft habe sich in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert. Auch in der Kirche sei ein Wandel erkennbar, sagt Religionslehrerin Gabriele Luschner aus Ried/ Innkreis: "Viele Laien engagieren sich haupt- oder ehrenamtlich, um die Seelsorge vor Ort zu gewährleisten. Das Modell berücksichtigt das." (lebe/müf/tst)

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