Riesige Waldschäden: Es geht um Existenzen

Von Gabriel Egger und Alfons Krieglsteiner   21.März 2019

Für Waldbesitzer wäre heute eigentlich ein Feiertag. Seit 48 Jahren beginnt der Frühling mit dem "Internationalen Tag des Waldes". Zum Feiern ist Waldbesitzer Thomas Schöffl aber heuer nicht zumute. Zu viel ist in den vergangenen Jahren passiert. Zu trist sind die Aussichten auf das, was dem 37-Jährigen noch bevorstehen könnte. Im Winter 2007 stürmte "Kyrill" durch seine Wälder in Eidenberg und Gramastetten und zerstörte 1500 Festmeter Holz. Im vergangenen Jahr verbiss sich der Borkenkäfer in die Bäume, heuer brachen sie unter der Last des Schnees.

"Wir springen von einer Extremsituation in die nächste. Der Holzpreis ist im Keller, und Lager und Sägewerke sind voll. Das überschüssige Schadholz lässt sich großteils nur noch als Faserholz oder Brennholz verwenden", sagt Schöffl. Ein Drittel seiner Wälder fiel heuer dem Schneedruck zum Opfer. Dass es vielen anderen Waldbesitzern genauso geht, weiß Schöffl aus erster Hand. Er ist in Oberösterreich als Waldhelfer unterwegs. "Die Menge Schadholz, die ich jede Woche wegfahre, kommt jede Woche neu dazu. Die Bauern sind schon richtig demotiviert", sagt er. Er habe nur noch Jungwald in seinem Gebiet. "Bis da ein Ertrag herausschaut, dauert es 30 oder 40 Jahre."

Video: Die Extremsituation rund um die heimischen Wälder war auch Thema in OÖN-TV

 

Hoffnung auf Besserung gibt es zwar, besonders groß ist sie derzeit aber nicht: "Für Waldbesitzer sind es auch 2019 nicht die besten Aussichten", sagt Karl Grabmayr, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. "Zuerst der Borkenkäfer, dann der Windwurf im Süden des Landes, wo es noch um offene Märkte ging, und jetzt der Schneedruck. Da geht es auch um Existenzen", sagt er. "Was der Borkenkäfer nicht geschafft hat, hat jetzt der Schneedruck erledigt", sagt ProHolz-Obmann Georg Adam Starhemberg. Die Herausforderung sei derzeit "enorm", der Markt müsse zusammenhalten. "Entscheidend ist jetzt das Wetter. Wenn es nun schnell wieder dauerhaft sonnig und warm wird, haben wir bald wieder ein Problem mit dem Borkenkäfer", sagt er. Starhemberg betont aber, dass der Wald in Österreich dennoch jährlich um "5500 Fußballfelder" wachse.

"Der Klimawandel verlangt stabile Mischwälder, unsere Forstwirtschaft denkt in Generationen und setzt alles daran, unsere Wälder gesund zu halten", betont Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP). Pro Hektar Mischwald erhalten die Waldbauern eine Landesförderung von bis zu 5000 Euro. "Derzeit stehen im gesamten Forstprogramm 15 Millionen Euro zur Verfügung", sagt Landesforstdirektorin Elfriede Moser.

Die Vorlage von "Fangbäumen" zur Anlockung des Käfers soll jetzt forciert werden: Pro Exemplar schießen Bund und Land 24 Euro zu. Die Zeit drängt – Mitte April beginnt er wieder zu schwärmen. In Massen, denn im warmen und trockenen Herbst 2018 konnte er eine dritte Generation bilden. "Deshalb appellieren wir dringend an die Waldbesitzer, unverzüglich ihre Bestände zu durchforsten und befallene Bäume zu entnehmen", sagt Moser.

Mehr als eine Million Festmeter Schadholz hat der Käfer im Vorjahr verursacht, heuer kamen 400.000 Festmeter durch den Schneedruck dazu. Mehr denn je sind die Waldbauern deshalb auf das Entgegenkommen des heimischen Holzmarktes angewiesen.

Lesen Sie dazu auch den Leitartikel von Alfons Krieglsteiner:

Schlechte Zeichen am Tag des Waldes

Um auf die zahlreichen Funktionen des Waldes hinzuweisen, wurde von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen 1971 der „Tag des Waldes“ ins Leben gerufen. Hintergrund dafür ist, dass der Wald nicht nur als Ort der Erholung dient, sondern auch als Rohstofflieferant und Devisenbringer. Außerdem hat er eine wichtige Schutzfunktion speziell im Gebirge, er reguliert das Klima und speichert und filtert unser Wasser.

Damit der Wald bei uns überleben kann, sind künftig robustere Baumarten gefragt, speziell in den Städten, wo der Klimawandel am deutlichsten spürbar ist. Denn die Sommer werden von Jahr zu Jahr wärmer, die Trockenheit steigt.

Baum des Jahres: die Hopfenbuche
Blüte der Hopfenbuche

Baum des Jahres: Die Hopfenbuche

Die Hopfenbuche ist der „Baum des Jahres 2019“. Auf sie fiel diesmal die Wahl des Kuratoriums Wald und des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus. Denn sie gilt als „Zukunftsbaum“. Ihr Name ist etwas irreführend. Ihre Blüte ähnelt zwar dem Hopfen, sie ist aber weder mit ihm noch mit der Buche verwandt, sondern gehört zur Familie der Birkengewächse. Der bis zu 20 Meter hohe Laubbaum kommt hauptsächlich im südlichen Europa vor, der Verbreitungsraum erstreckt sich vom Mittelmeer bis Kleinasien. Aber selbst in Kärnten und der Südsteiermark gibt es Hopfenbuchen-Mischwälder.

„Sie ist in den nördlichen Bundesländern noch nicht so bekannt“, sagt Georg Adam Starhemberg, Obmann von proHolz Oberösterreich. Durch ihre Resistenz gegen den Klimawandel werde sie in Zukunft in unseren Städten häufiger anzutreffen sein. „Aber nicht bestandsbildend, sondern als ökologischer Begleitbaum“, sagt Landesforstdirektorin Elfriede Moser.

 

Quiz: Können Sie 20 Bäume anhand ihrer Nadeln und Blätter erkennen?