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Deutschtests manipuliert: Prüferin gestand unter Tränen

Von Philipp Hirsch   09.April 2019

Das Motiv war wohl Liebe. Jene Prüferin des österreichischen Integrationsfonds, die, wie berichtet, zwischen 2013 und 2016 in 68 Fällen Deutschtests gegen Bezahlung manipuliert haben soll, hat gestern im Landesgericht Linz ein umfassendes und reumütiges Geständnis abgelegt. Einen Teil des Bestechungsgeldes habe sie in die Firma ihres spielsüchtigen Ex-Freundes gesteckt, gab die 43-Jährige gestern vor Richterin Andrea Haidvogl unter Tränen zu Protokoll. "Ich bereue sehr, was ich getan habe, ich habe meinen Arbeitgeber grob hintergangen", schluchzte sie. Gegenüber der Polizei hatte sie zuvor stets bestritten, Geld für die Manipulationen genommen zu haben.

Auch ihre Schwester und vier Männer sitzen auf der Anklagebank, weil sie mit der 43-Jährigen gemeinsame Sache gemacht haben sollen. Zwei der Männer sollen zahlreiche "Kunden" an die Prüferin gegen eine Provision vermittelt haben. Alle Beschuldigten zeigten sich gestern geständig.

In der Anklage von Staatsanwältin Renate Lachberger wurde deutlich, wie unverfroren die Prüferin bei den Manipulationen der Tests vorgegangen war. "In einem Fall waren 37 von 45 Antworten ausgebessert worden", sagte die Anklägerin, die die Linzer Kriminalpolizei mehrmals für ihre "vorbildhafte Ermittlungsarbeit in diesem komplexen Fall" lobte. Der Ruf der Beschuldigten, dass man bei ihr Deutschtests gegen Bestechungsgeld bestehen könne, sei ihr bis in die westlichsten Bundesländer vorausgeeilt, berichtete Lachberger: "Es gab sogar Prüflinge die extra von Tirol nach Oberösterreich gekommen sind."

Bei der Akquirierung ihrer Kunden ging die Prüferin (zum Teil) wenig subtil vor. Einem Prüfling schrieb sie in einer SMS: "Hallo ich bin die Frau von der Prüfung. Ich kann dir helfen, aber ich verlange Geld." Dass die mit Bleistift ausgefüllten Tests, die in unversiegelten Kuverts aufbewahrt wurden, derart leicht zu manipulieren waren, stieß bei der Staatsanwältin auf Unverständnis: "Das ist mir unbegreiflich. Selbst bei Tests in der Volksschule ist das nicht erlaubt."

Video: Die Prüferin hatte 68 Deutschtest manipuliert und dafür kassiert

12 Monate bedingte Haft

Richterin Haidvogl verurteilte die 43-Jährige gestern zu 12 Monaten bedingter Haft und einer unbedingten Geldstrafe von 3600 Euro. Die Schwester der 43-Jährigen muss 480 Euro zahlen.

Die zwei mitangeklagten Vermittler erhielten jeweils neun Monate bedingte Haft. Ein Prüfling, der sich sein positives Testergebnis erkauft hatte, bekam vier Monate bedingt. Staatsanwältin Lachberger nahm sich Bedenkzeit, gegen das Strafmaß für die Hauptangeklagte kündigte sie aber noch im Gerichtssaal Berufung an.

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18. April 2024