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"Der traurigste Schulanfang, den wir jemals hatten"

Von Michael Schäfl   15.September 2021

Nur noch wenige hundert Meter bis zur Schule. Es war gegen 7.30 Uhr, in einer halben Stunde sollte für Stefan H. und seine Mitschüler der Unterricht beginnen. Doch beim Gymnasium Dachsberg kam der 15-Jährige nicht an. Stefan H. verunglückte tödlich, wurde mit seinem Moped gegen den Pkw eines entgegenkommenden 54-Jährigen geschleudert. Er verstarb noch an der Unfallstelle. In einem der nachfolgenden Pkw saß seine Mutter.

Nach dem tödlichen Unfall von Daniel D. Montagnachmittag war Stefan H. der zweite 15-Jährige, der mit seinem Moped innerhalb von 14 Stunden tödlich verunglückte.

Um 8 Uhr sollten am Gymnasium Dachsberg die Eröffnungsgottesdienste beginnen. Im Freien und gestaffelt nach Klassen, Stefan H.s Klasse war die letzte. Doch aus dem freudigen Eröffnungsgottesdienst sollte eine Trauerfeier werden. "Das ist der traurigste Schulanfang, den wir jemals hatten", sagt Pater Ferdinand Karer, Direktor des Gymnasium Dachsberg. "Bei der Messe habe ich den Schülern und Lehrern berichtet, was gerade passiert war. Es tut einfach nur weh. Stefan hat sich so auf die Schule gefreut, und jetzt kann er nicht mehr bei uns sein."

Kerzen angezündet

Kurz vor 7 Uhr stieg Stefan H. auf sein Mofa und machte sich auf den Weg zum Gymnasium Dachsberg. Bei Oberfreundorf, knapp einen Kilometer vor der Schule, bremste der vor ihm fahrende Pkw ab. Doch der 15-Jährige konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten. Er prallte gegen das Heck der 42-jährigen Lenkerin. Auf der Rückbank saßen ihre beiden Kinder. H. wurde mit seinem Moped auf die Gegenfahrbahn geschleudert – vor den entgegenkommenden Wagen eines 54-Jährigen. Der Schüler wurde so schwer verletzt, dass er noch an der Unfallstelle verstarb. Sanitäter und das Notarztteam des Christophorus 10 versuchten noch, den 15-Jährigen wiederzubeleben. Doch ohne Erfolg.

In der Schule hatte das Kriseninterventionsteam (KIT) des Roten Kreuzes wenig später Stellung bezogen. Vier Mitarbeiter betreuten die Betroffenen: Unfallzeugen, Schüler und Lehrer.

"Wir sind sprachlos. Stefan ist weg, es bleibt nur die tiefe Trauer und der Schmerz", sagt Karer. Vertrauenslehrer und das Kriseninterventionsteam würden nun die Betreuung der Schüler übernehmen. Noch gestern stellten die Schüler Kerzen für ihren Mitschüler auf, am Nachmittag trafen die Lehrer des Gymnasiums zusammen. "Wir haben geklärt, wir wir jetzt weitermachen sollen. Wie wir diese dunklen Stunden verarbeiten, zur Tagesordnung kann man jetzt nicht mehr übergehen", sagt der Direktor. Am Freitag soll das KIT nochmals an die Schule kommen.

Auch in Grieskirchen, der Heimatgemeinde von Stefan H., ist die Bestürzung groß. Bürgermeisterin Maria Pachner sagte: "Stefan wurde plötzlich aus unserer Mitte gerissen, und das alles wegen einer kleinen Unachtsamkeit."

„Hier kann niemand fassen, was passiert ist“

Es war gegen 7.30 Uhr als Stefan H., gestern früh tödlich verunglückte. Kaum 14 Stunden vor ihm war es bereits im Gemeindegebiet von Laakirchen zu einem tödlichen Unfall gekommen. Auch der 15-jährige David D. erlag noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen. Sein Vater musste zusehen, wie die Einsatzkräfte vergeblich versuchten, den 15-Jährigen zu reanimieren.

David D. war gegen 17 Uhr nach Hause nach Roitham unterwegs. An einer unübersichtlichen Kreuzung prallte er wie berichtet gegen den Traktor eines 59-Jährigen. Die Frontladerschaufel erfasste ihn im Brustbereich. Der 15-Jährige wurde tödlich verletzt. In Roitham ist die Betroffenheit am Tag nach dem schrecklichen Unfall groß. „Hier kann niemand fassen, was Montagnachmittag passiert ist“, sagte Bürgermeister Alfred Gruber gestern. „Wir sind alle sehr betroffen. David war doch noch so jung. Unsere Gedanken sind bei seinen Eltern und seinen beiden Brüdern.“

Der Unfall des 15-Jährigen rüttelt bei Alfred Gruber ganz persönliche Erinnerungen wach. Mit 16 Jahren verunglückte Gruber schwer. Er war mit dem Moped unterwegs, als er gegen einen Traktor prallte. Gruber war bewusstlos, lag mehrere Tage im Krankenhaus. „Als ich nach dem Unfall wieder zu mir kam, lag ich bei einer Bäuerin in der Stube. Die Rettung war unterwegs, die Frau betete neben mir und hatte eine Kerze angezündet“, sagt Gruber. „Ich hatte sehr großes Glück.“

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19. April 2024