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Der Pflege gehen die Kräfte aus

04.August 2021

Die Ergebnisse der ersten repräsentativen Umfrage zur Situation der Pflegekräfte während der Corona-Pandemie waren für Branchenvertreter alarmierend. Zwischen März und April 2021 hatten Diplompflegerin Alexandra Gferer und ihre Schwester, Soziologin Natali Gferer, 2470 Gesundheits- und Krankenpflegekräfte in Österreichs Spitälern zu ihrer Arbeitssituation befragt. Fast 90 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre Arbeitssituation durch die Pandemie stark verschlechtert hat. 85 Prozent leiden unter der erhöhten psychischen Belastung – an Stress, Ängsten, Schlaflosigkeit. Und 45 Prozent denken regelmäßig an den Ausstieg.

Die Umfrage decke sich auch in den Alten- und Pflegeheimen mit der Realität, sagt Stefan Bauer, Zentralbetriebsratsvorsitzender des Sozialhilfeverbandes Linz-Land. "Ich habe in den vergangenen Wochen und Monaten sehr viele Beratungsgespräche geführt. Es ging um Stundenreduktion, den Wunsch nach Altersteilzeit und leider auch um Umschulungen", sagt er. Abwanderungsgedanken gebe es vor allem bei den Jüngeren.

Aber auch eine 40-jährige Friseurin, die sich zur Pflegerin hatte ausbilden lassen, gehe nun wieder zurück in ihren alten Beruf. "Weil die Überlastung einfach zu groß war", sagt Bauer. Massenhaft komme ein Berufswechsel aber noch nicht vor, sagt Bernhard Hatheier, Obmann der Arbeitsgemeinschaft der Alten- und Pflegeheime Oberösterreich.

Pensionswelle steht bevor

"Es fällt allerdings jeder einzelne auf, weil die Personalsituation ohnehin so angespannt ist", sagt er. Die Belastungen seien weit über die Grenze gegangen, Stundenreduktionen und eine Auszeit seien deshalb ein nachvollziehbarer Wunsch. Branko Novakovic, Vorsitzender der ÖGB-Fachgruppe Gesundheits- und Sozialberufe und Zentralbetriebsratsvorsitzender im Kepler-Universitätsklinikum (KUK) spricht von einem "Pulverfass". Er könne nicht ausschließen, dass es in nächster Zeit zur "großen Frustration" komme. "Es wurde den Pflegekräften sehr viel abverlangt. Der Schritt von der Überlegung zum tatsächlichen Berufsausstieg ist für viele nicht mehr so groß", sagt Novakovic. Zudem würde bald eine "riesige Pensionswelle" bevorstehen. Nachrücken würde aber kaum jemand.

Franz Kehrer, Direktor der Caritas Oberösterreich, sagt, der laufende Betrieb in den Pflegeheimen sei nur noch "mit großer Anstrengung" aufrechtzuerhalten.

Bauer hat eine konkrete Forderung: "Es braucht 15 Prozent mehr an Personal. Eine laufende Aufstockung, etwas Verbindliches, das die Pflegekräfte wissen lässt, dass sich etwas tut und dass sie bald entlastet werden", sagt er. (geg)

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