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Der LASK-Präsident im Titelkampf

Von Gabriel Egger und Philipp Fellinger, 25. Mai 2023, 18:33 Uhr
LASK-Präsident Siegmund Gruber
Siegmund Gruber hat Beschwerde gegen die Entscheidung der Linzer Kepler-Universität eingelegt. Bild: GEPA

LINZ. Die Johannes-Kepler-Universität hat Siegmund Gruber den Doktortitel entzogen. Der LASK-Präsident legt Beschwerde ein. Er respektiere die „Meinung“ der Uni zwar, teilen könne er sie aber nicht.

Den Auftrag erhielt Stefan Weber im Frühjahr 2021. Über ein Unternehmen, nicht von einer Privatperson, wie er sagt. 380 Seiten wurden dem Plagiatsprüfer zur „vertiefenden Kontrolle“ vorgelegt. Eine gemeinschaftliche Doktorarbeit von Siegmund Gruber und dessen Geschäftspartner, verfasst im Jahr 2005. Sechs Kapitel stammten von Gruber, neun hatte sein Co-Autor geschrieben. Der Titel: „Voraussetzungen und Institutionalisierung sozioökonomischer Kooperation zur Prävention von Geldwäsche“.

Weber und „Turnitin“ machten sich an die Arbeit. Mehr als eine Stunde lang befasste sich die kostenpflichtige Software, die Texte automatisch auf kopierte Stellen überprüft und auch an Österreichs Universitäten zum Einsatz kommt, mit der Dissertation.

Weber und seine Mitarbeiter analysierten danach tagelang die Ergebnisse, um die Einhaltung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis zu überprüfen. Bereits zu diesem Zeitpunkt gingen sie von einem Plagiat aus. Weil der Auftraggeber, der rund zehn Euro pro geprüfter Seite bezahlen muss, eine Tiefenprüfung „bestellt“ hatte, dauerte der Vorgang weitere Wochen. „Wir haben zitierte und nicht zitierte Literatur zum Thema bestellt und ähnliche oder verwandte Doktorarbeiten gesichtet“, sagt Weber. Das fertige Gutachten wurde im September 2021 im Sinne des Auftraggebers an die Johannes-Kepler-Universität Linz geschickt.

92 Seiten mit Verstößen

Der Befund legte der Universität nahe, den akademischen Grad abzuerkennen. Auf 92 von 380 Seiten wurden Verstöße gegen die Regeln guter wissenschaftlicher Praxis gefunden, auf 77 Seiten entdeckten die Prüfer 79 Plagiatsfragmente. „Von einer Diplomarbeit wurde ein Text seitenlang wortgetreu und ohne Quellenhinweis übernommen“, sagt Weber. Diese Diplomarbeit sei insgesamt auf 41 Seiten plagiiert worden.

Die Johannes-Kepler-Universität reagierte und leitete ein mehrteiliges Prüfverfahren ein. Von der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖAWI) wurden Stellungnahmen eingeholt und externe Gutachter beauftragt. Fast zwei Jahre später wurde am Donnerstag das Ergebnis präsentiert: Siegmund Gruber, der 2016 zum LASK-Präsident aufstieg, wird der Doktortitel aberkannt. Die Gutachten der ÖAWI würden „wesentliche Teile der Dissertationsschrift von studienrechtlich relevanten Plagiaten betroffen sehen“, heißt es in einer Stellungnahme der JKU.

Die Universität toleriere Plagiate und wissenschaftliches Fehlverhalten „keinesfalls“. Der Bescheid ist allerdings nicht rechtskräftig, Siegmund Gruber kann dagegen innerhalb von vier Wochen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einlegen.

Genau das kündigte der LASK-Präsident am Donnerstag auch an: „Ich respektiere selbstverständlich die Meinung der Universität, teile diese jedoch nicht“, sagt er. Er habe nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet und sei sich keiner Schuld bewusst. Deswegen werde er auch eine Beschwerde gegen die Aberkennung seines Doktortitels einbringen. Von der ÖAWI hieß es am Donnerstag gegenüber den OÖNachrichten, dass davon auszugehen sei, dass auch Grubers Co-Autor der Titel aberkannt wird.

Sollte das Bundesverwaltungsgericht die Beschwerde abweisen, könnte Grubers Titelkampf vor dem Verwaltungsgerichtshof weitergehen. Scheitert er auch dort, darf er seinen Titel nicht mehr anführen. Ansonsten könnte er nach dem Universitätsgesetz mit einer Geldstrafe von bis zu 15.000 Euro belangt werden.

„Das ist alles viel zu langsam“

Plagiatsprüfer Weber lobte die konsequente Arbeit der JKU, kritisierte aber die Dauer derartiger Verfahren: „Jeder Monat ist einer zu viel, denn mit diesem Titel sind auch Vorteile verbunden“, sagt er.

In 15 Jahren, die er als Plagiatsprüfer arbeitet, seien erst 13 Titel aberkannt worden. Dementsprechend überrascht sei er von diesem „seltenen Ereignis“ gewesen. „Die Universitäten haben auch viel zu spät reagiert. Die Software zur Erkennung von Plagiaten, mit der auch ich arbeite, gibt es seit 1997. An der Universität Wien wurde sie erst 2018 mit deren Lernplattform verknüpft“, sagt Weber. Ein ernsthafter Umgang mit Plagiatsprüfungen würde die Qualität der Universitäten heben. Linz sei dafür ein gutes Beispiel, sagt er.

Berühmte Plagiatsfälle

Über den Vorwurf des Plagiats stolperten in den vergangenen Jahren mehrere namhafte Persönlichkeiten – oft mit schwerwiegenden Folgen für die eigene Karriere.

  • Karl-Theodor zu Guttenberg: Dem deutschen Verteidigungsminister und CSU-Politiker, der oft als Nachfolger von Bundeskanzlerin Angela Merkel gehandelt wurde, wurde im Februar 2011 der Doktortitel von der Universität Bayreuth aberkannt. Ein Gutachten ergab, dass Plagiate in der gesamten Arbeit zu finden seien und Originaltexte teils umformuliert wurden. Trotz anfänglicher Unterstützung von Parteikollegen und Koalition trat der einstige Hoffnungsträger kurz darauf von allen politischen Ämtern zurück.
  • Christine Aschbacher: Im Jänner 2021 geriet die Dissertation von Arbeitsministerin Christine Aschbacher (VP) aufgrund eigenwilliger Formulierungen („Annahmen sind wie Seepocken“) in den medialen Fokus. Aschbacher kündigte daraufhin ihren Rücktritt an. Im Februar 2023 wurde sie vom Plagiatsverdacht freigesprochen. Ein Gutachten hatte zwar Mängel bei der Einhaltung von Standards erkannt, aber die für eine Aberkennung notwendige Täuschungsabsicht nicht feststellen können. Damit konnte Aschbacher ihren Magistertitel behalten.
  • Johannes Hahn: Die 1987 verfasste Dissertation zum Thema „Die Perspektiven der Philosophie heute“ des EU-Kommissars und ÖVP-Politikers würde unter heutigen wissenschaftlichen Kriterien nicht mehr angenommen, stellte ein Gutachten im Jahr 2011 fest. Seinen Doktortitel durfte Hahn behalten, ein Plagiat konnte nicht nachgewiesen werden.
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Autor
Gabriel Egger
Redakteur Oberösterreich
Gabriel Egger
Autor
Philipp Fellinger
Philipp Felllinger
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