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Der Karfreitag

Von Roman Sandgruber, 23. Februar 2019, 00:04 Uhr

Im frühen Christentum war der Karfreitag kein expliziter Feiertag. Er war Vorbereitungstag für das Osterfest.

Der Karfreitag war immer umstritten. Bereits einmal, im Jahr 1754, wurde er in Österreich zu einem halben Feier- oder Werktag erklärt, an dem zwar die kirchliche Andacht besucht werden musste, aber die Arbeit erlaubt war und nur am Nachmittag, zur Sterbestunde Christi, ruhen sollte. Die Praxis der halben Feiertage bewährte sich nicht. Sie wurden bald ganz gestrichen.

Gefeiert wird der Karfreitag höchst unterschiedlich: Für die Katholiken war und ist er ein Trauertag, für die Evangelischen ein Festtag, für die Juden ein Ärgernis. In der katholischen Kirche ist er als Todestag Christi ein strenger Fast- und Abstinenztag. Die Glocken schweigen. Bibliotheken, Theater und ähnliche Institutionen bleiben geschlossen oder üben sich in ernsten Themen. Es wird auch keine Messe gefeiert, sondern nur eine Andacht mit Kreuzweg und Passion abgehalten.

Für die Evangelischen hingegen bedeutet der Karfreitag einen Freudentag: Es ist die gute Botschaft der Erlösung, die dem Tag auch zu dem Namen "Guter Freitag" oder im angelsächsischen Sprachraum "Good Friday" und "goede vrijdag" in den Niederlanden verholfen hat. Für die Juden hingegen war die Karfreitagsfürbitte, die noch bis vor wenigen Jahrzehnten bei Katholiken, Altkatholiken und manchen Anglikanern liturgisch vorgesehen war, ein berechtigter Stein des Anstoßes: "Lasset uns auch beten für die ‚treulosen’ Juden", die "perfiden" Juden in der lateinischen Formulierung, hieß es in diesem seit der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends verwendeten Text. Dabei sollten die Beter anders als bei den übrigen Fürbitten nicht niederknien und auch kein Amen sprechen. 1570 legte Papst Pius V. die bis 1956 unverändert gültige Fassung fest. Zu Recht gilt sie als eine der zentralen Wurzeln des christlichen Antijudaismus, der dem Antisemitismus den Weg bereitete.

Kritik an der traditionellen Judenfürbitte fand erst nach dem Holocaust Gehör. Seit 1956 veränderte der Vatikan sie schrittweise bis zu ihrer heute gültigen Normalfassung. Aber auch diese bietet immer noch Anlass für berechtigte Kritik.

Im frühen Christentum war der Karfreitag kein expliziter Feiertag. Er war Vorbereitungstag für das Osterfest als zentrales Ereignis des Christentums. Rüsten und Vorsorgen ist auch die Bedeutung, die im althochdeutschen Wort "Kar" steckt und die im englischen "care" für Sorge noch erhalten ist. Auch für die Reformierten war der Karfreitag ursprünglich kein Feiertag. Martin Luther verlangte 1520 in seiner Schrift "An den christlichen Adel deutscher Nation", alle Feste abzuschaffen und nur die Sonntage beizubehalten. Die Feiertage, auch der Karfreitag, würden nur für weltliche Anliegen, für Saufen, Spielen und Müßiggang missbraucht, womit er gar nicht so unrecht hatte.

 

Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz. 

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2  Kommentare
2  Kommentare
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vinzenz2015 (46.149 Kommentare)
am 23.02.2019 16:25

Das ist der link auf dem Du die Petition unterstützen kannst:

https://mein.aufstehn.at/petitions/karfreitag-feiertag-fur-alle

Bitte teilen!

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vinzenz2015 (46.149 Kommentare)
am 23.02.2019 11:56

Zur Info nicht nur für die Evangelischen,
denen ein GANZER Karfreitag-Feiertag
- ausdrücklich garantiert im Feiertagsruhe-Gesetz 1952 -
auf einen HALBEN Tag weggekürzt wurde
- das wäre doch 12.00 und nicht 14.00! -

https://evang.at/online-petition-fordert-ganzen-feiertag-fuer-alle/

auch mit der Bitte um sharing!

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