Oberösterreich
Das Tiroler Urteil und die Folgen: Erste Bauern drohen mit Weg-Sperren

KIRCHDORF AN DER KREMS. Auch in der Pyhrn-Priel-Region wollen Almbauern künftig auf "Nummer sicher" gehen.
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490.000 Euro soll ein Almbauer aus Neustift im Stubaital (Tirol) an die Hinterbliebenen jener Wanderin zahlen, die im Sommer 2014 im Pinnistal von seiner Mutterkuh-Herde zu Tode getrampelt worden war (die OÖN haben berichtet). Das Zivilgerichtsurteil führt nun zu drastischen Reaktionen: Ein Bauer aus Alpbach (Tirol) wird heuer mehrere Wanderwege rund um seine Alm sperren. Auch in Oberösterreich wollen Almbauern seinem Beispiel folgen.
Der Alpbacher Landwirt hat seinen Entschluss per E-Mail dem Tourismusverband Alpbachtal mitgeteilt. Er wird die Wege sperren und zusätzlich Schilder mit einem Betretungsverbot aufstellen.
OÖN-TV:
"Es wäre ein Präzedenzfall"
"Auch bei mir steht das Telefon seit Bekanntwerden des Urteils am Freitag nicht mehr still", sagte gestern Johann Feßl, Obmann des oö. Almvereins. Am Samstag hatten ihn zwei Almbauern aus der Pyhrn-Priel-Region angerufen: "Gerade diese Region ist Ausgangspunkt zahlreicher Wanderungen, die Frequenz hat enorm zugenommen und das Risiko für Kuhattacken ist deshalb gestiegen", sagt Feßl.
Die Bauern wollen das Durchqueren ihrer Almen künftig nur noch dann erlauben, wenn eindeutig geklärt ist, wer letztlich die Verantwortung trägt, wenn es zu Unfällen mit dem Weidevieh kommt. Heißt im Klartext: Die Versicherung des Tourismusverbandes soll künftig für "Schadenersatz" aufkommen.
Noch ist offen, ob im Fall des Tiroler Almbauern seine Versicherung für die halbe Million Euro aufkommen wird. Und selbst wenn: "Es wäre ein Präzedenzfall, der erwarten lässt, dass die Almbauern künftig solche Vorfälle nur noch mit einer Zusatzversicherung abdecken können", sagt Feßl.
Dann lieber gleich die Wanderer "aussperren"? Ja, betont Feßl. Zahlreiche Anrufe würden "in diese Richtung gehen." Denn gerade bei Oberösterreichs Almbauern wecke das Urteil Existenzängste. "Unsere Betriebe sind sehr klein- strukturiert, meist trägt ein einzelner Landwirt die Verantwortung oder im Fall von Agrargemeinschaften der Obmann ebenfalls als Einzelperson." Schon jetzt würden sich immer weniger Betriebsführer für die Almwirtschaften finden. "Es lohnt kaum noch, zumal der Aufwand für die Pflege der Almen nicht durch öffentliche Gelder abgegolten wird", sagt Feßl. Wenn künftig auch noch exorbitante Haftpflichtbeiträge an die Versicherung gezahlt werden müssten, würden viele Almbauern alles hinschmeißen.
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