Da Mostdipf und de Motorsagla
Rudolf Schinnerl und Herbert Danzer schnitzen beim Schlösser Advent in Gmunden am OÖN-Original.
Ein Zoartal ist er ja nicht gerade, der Mostdipf, und ob seines losen Mundwerks schon gar nicht zartbesaitet, vielleicht war das der Grund, ihm ausgerechnet mit der Motorsäge zu Leibe zu rücken? Diese Gedankengänge mögen naheliegen, doch die Wahrheit ist eine andere. Um echtes und einzigartiges Kunsthandwerk geht es alljährlich beim Schlösser Advent am Traunsee. Mit 130 Ausstellern ist er dieses Jahr noch vielfältiger als die neun Jahre davor.
Zum zehnjährigen Jubiläum brauchte es ein besonderes Maskottchen, und das lässt man sich nun kurzerhand schnitzen – vor Ort in Ort am Traunsee. Dafür holte sich Gustl Viertbauer von der ARGE Schlösser Advent zwei Handwerker. Wie der Mostdipf sind auch sie nicht gerade Feinmotoriker, aber mit einem Gespür auch fürs Filigrane. Doch von zart ist der 1,2 Meter hohe Holzrundling, der zwischen dem Land- und dem Seeschloss ein wenig deplatziert herumsteht, weit entfernt. Immerhin hat er das volle Interesse von zwei Männern, die aussehen, als würden sie zur Waldarbeit aufbrechen: Schutzbrille, Ohrenschützer, schweres Schuhwerk. Jede Menge Kettensägen haben sie ebenfalls dabei, nur der Holzhut passt auf den ersten Blick nicht so recht ins Bild. Der eine ist der Rudolf Schinnerl, der andere hört auf den Namen Herbert Danzer.
Pionier und Staatsmeister
Der 66-jährige Mühlviertler bevorzugt für das, was er tut, die Bezeichnung Holzschnitzkünstler, der 39-jährige Salzkammergutler hat sich als "Motorsagla" einen Namen gemacht. Schinnerl, ein Pionier seines Metiers mit 33-jähriger Schnitzerfahrung, schnitzt am liebsten menschliche Figuren, wagt sich aber auch an 8,5 Meter hohe Totempfähle oder an den Riesen Erla.
Der Holz- und Sägewerktechniker Danzer hingegen hat ein Herz für Tiere. Mit einem lebensgroßen Wolf in vollem Lauf hat er zum Beispiel den "inoffiziellen" Staatsmeistertitel im Motorsägenschnitzen geholt. Beide haben sie ihre Technik in der Tiroler Schnitzschule Elbigenalp, der ältesten Österreichs, verfeinert. Gemeinsam sind sie als Eisschnitzer aufgetreten.
Bevor die zwei Schnitzer beim Schlösser Advent zu ihren Kettensägen greifen, wird der Holzpflock in Augenschein genommen. Oft wird auch eine Zeichnung angefertigt. "Durch das Skizzieren übertrage ich die Figur gedanklich", erklärt Schinnerl. In diesem Fall dient ein Miniatur-Mostdipf als Modell. Er hilft, die Proportionen richtig einzuschätzen. Die Umrisse werden auf den Holzrohling übertragen, bevor endlich am Starterseil des neun Kilo schweren Schneidwerkzeugs gezogen wird. Das Schwert gräbt sich in den Pflock mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern. Die neun PS starke Kettensäge spuckt Holzspäne nach hinten, die in hohem Bogen das Weite suchen. Zunächst gehen die beiden Profis noch etwas vorsichtig zu Werke. Der eine schneidet oben, der andere unten, der eine links, der andere rechts. Die Adventmarktklänge verschluckt der Motorsägen-Sound. Der lockt zahlreiche Zuschauer an, die neugierig fragen, was das denn wird, wenn’s fertig ist? Die eng aneinander liegenden Augen, die Knollennase und die wohlgeformte Rundung in der Mitte lassen bald keinen Zweifel mehr zu, dass hier das OÖN-Original im Entstehen ist.
Irgendwann nimmt Herbert Danzer ein anderes Arbeitsgerät zur Hand, eine Carvingsäge. "Ihr kürzeres und auf einen Spitz zusammenlaufendes Schwert erlaubt es, Details zu schnitzen", erklärt der Mann, der 14 Motorsägen und ein Sägewerk besitzt. Später werden die Werkzeuge noch kleiner, mit Powerfeile, Schnitzeisen und Schnitzmesser werden dem Mostdipf Augen, Brauen und Bart in den Holzschädel geschnitzt.
Das Finale
Nach 50 Arbeitsstunden ist das Werk fast vollbracht und Rudi Schinnerl zufrieden, obwohl er das selten ist, wie er sagt. Kommende Woche folgt mit der Farbe der letzte Arbeitsschritt. Aber auch quasi farblos zieht der Mostdipf auf dem Schlösser Advent jede Menge Aufmerksamkeit auf sich und wird erkannt. "Ma schau, da Mostdipf", heißt es immer wieder – zur Freude von Rudi Schinnerl und Herbert Danzer, die sich überlegen, was der Mostdipf wohl zu sich als Holzfigur sagen würde? Vielleicht ja Folgendes:"Lieba gaunz aus Hoiz wia netta a Brettl vorm Kopf."
Öffnungszeiten: Der Schlösser Advent im Land- und Seeschloss Ort in Gmunden ist heute und morgen sowie von 13. bis 15. Dezember geöffnet: freitags von 13-19 Uhr, Samstag und Sonntag jeweils von 11-19 Uhr, Eintritt: 5 Euro www.schloesseradvent.at