Coronavirus: Entwarnung in Wien nach Verdachtsfall, Rettungskette funktioniert
LINZ/WIEN. Experten sehen in neuem Virus keine allzu große Gefahr, sie warnen vor echter Grippe.
In China kämpfen die Behörden mit allen Mitteln gegen das Coronavirus: 43 Millionen Menschen sind in Quarantäne, 56 Tote bisher bestätigt. Am Wochende gab es die Befürchtung, dass das Virus auch in Österreich angekommen sein könnte. Eine Flugbegleiterin hatte Angst, nach einem zweitägigen Aufenthalt in der chinesischen Stadt Wuhan am Coronavirus erkrankt zu sein. Das Innenministerium berief daraufhin einen Einsatzstab ein. Am späten Sonntagabend kam die Entwarnung aus Wien: Die Frau hat sich nicht mit dem Virus infiziert.
- Wiener Verdachtsfall: Die Alarmierung der Rettung erfolgte am Samstag gegen 21.30 Uhr durch die Patientin selbst. „Die Frau hatte Sorge, infiziert sein zu können und den Notruf gewählt“, sagt Oberärztin Sabine Hagenauer vom Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital. Die chinesische Flugbegleiterin hatte in einem Hotel in Wien übernachtet. „Wir haben die Patientin direkt aus dem Zimmer abgeholt und ins Spital gebracht“, sagt Klaus Herbich von der Berufsrettung Wien. Schon dabei seien alle Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden, um eine allfällige Übertragung auf andere Personen zu verhindern. „Kontaktschutz gehört zur Standardausrüstung der Berufsrettung.“ Auch alle anderen Kontaktpersonen der Frau wurden aufgesucht. „Sie sind alle symptomfrei“, sagt Ursula Karnthaler vom Gesundheitsamt. Es handle sich dabei vor allem um die Crewmitglieder. Die Flugbegleiterin ist mittlerweile wohlauf. „Der Patientin geht es gut bis hervorragend. Sie hat Symptome eines milden grippalen Infektes“, so die Ärztin Hagenauer. Die Frau war in einem Isolierzimmer untergebracht. Der ärztliche Leiter des Spitals, Michael Binder, dankte dem virologischen Zentrum der Med Uni Wien für die rasche Testung. „Die reibungslose Zusammenarbeit und perfekt funktionierende Rettungskette zeigen, dass Wien für mögliche künftige Fälle bestens vorbereitet ist.“
- Ansteckung: Wie das Coronavirus übertragen wird, ist noch unklar. „Man weiß noch nicht, wie nahe man einem Infizierten kommen muss, um sich anzustecken“, sagt Petra Apfalter, Leiterin des Instituts für Hygiene, Mikrobiologie und Tropenmedizin im Linzer Ordensklinikum der Elisabethinen. Das Außenministerium rät von nicht notwendigen Reisen in die zentralchinesische Provinz Hubei ab.
- Verlauf: Die Symptome einer Erkrankung mit dem Coronavirus ähneln denen einer Grippe. „Auf den ersten Blick ist das Coronavirus von der sich aktuell im Umlauf befindenden Grippe nicht zu unterscheiden“, sagt der oö. Landessanitätsdirektor Georg Palmisano. Erst eine Analyse des Virus-Genoms schaffe im Zweifel Klarheit. Erkrankte fühlen sich matt, abgeschlagen, haben Kopfschmerzen und hohes Fieber. Am stärksten vom Virus betroffen ist die Lunge, hier reicht die Bandbreite von Milbenbefall bis zur Lungenentzündung. Deren Verlauf sei nicht besonders schwer: „Das ebenfalls von einem Coronavirus ausgelöste SARS (Schweres akutes Atemwegssyndrom, Anm.), das 2002 und 2003 etwa tausend Todesopfer forderte, war bei Weitem aggressiver“, so die Virologin Apfalter.
- Vorbeugung: Die Expertin hält Vorsichtsmaßnahmen einzelner Personen, um sich vor dem Coronavirus zu schützen, für nicht notwendig. „Niemand muss deshalb mit Mundschutz außer Haus gehen“, sagt Apfalter. Mehr Respekt wäre aus ihrer Sicht vor der echten Grippe nötig, die in Österreich umgeht: „Panik ist völlig unangebracht. Die Wahrscheinlichkeit, dass man an der echten Grippe erkrankt, ist sehr viel höher, als mit dem neuen Coronavirus angesteckt zu werden.“
- Anzeigepflicht: Als Reaktion auf die ersten bestätigten Krankheitsfälle in Europa erließ Gesundheitsminister Rudi Anschober (Grüne) eine Verordnung, wonach Verdachts-, Erkrankungs- und Todesfälle anzeigepflichtig sind. „Das ist kein Grund zur Panik, aber für verstärkte Vorsorge, Information und Aufmerksamkeit“, so Anschober.
> Video: Der Leiter der ORF-ZiB-Wissenschaftsredaktion, Günther Mayer, erläutert, ob die dratischen Maßnahmen wegen eines Verdachtsfalles gerechtfertigt sind und wie jeder einzelne Vorsichtsmaßnachmen treffen kann.
Drei Fragen an ... Georg Palmisano
Landessanitätsdirektor für Oberösterreich und Hygiene- und Mikrobiologie-Experte
1. Wie schätzen Sie die Gefahr des Coronavirus für Oberösterreich ein?
Derzeit kann wohl niemand eine präzise Einschätzung der Situation abgeben. Das Virus hat innerhalb kurzer Zeit eine starke Eigendynamik entwickelt: Ausgehend von einer chinesischen Provinz hat es sich trotz umfangreicher Hygienemaßnahmen global ausgebreitet. Ich gehe davon aus, dass es nur mehr eine Frage der Zeit ist, bis erste Fälle auch in Oberösterreich auftreten.
2. Welche Maßnahmen werden im Falle einer bestätigten Erkrankung mit dem Coronavirus getroffen?
Wenn es zu einem bestätigten Fall kommt, gibt es nur eine Vorgehensweise: Die erkrankte Person muss sofort ins Krankenhaus. Dort wird sie in einem Einzelzimmer isoliert. Wenn sich die Diagnose dann bestätigt, bleibt der oder die Erkrankte weiterhin in Quarantäne, bis die Behandlung Erfolg zeigt. Sollte sich der Gesundheitszustand verschlechtern, wird die Person in das nächstgelegene Spital gebracht, das eine Intensivbehandlung erlaubt. Oberösterreichische Patienten kämen ins Kaiser-Franz-Josef-Spital nach Wien.
3. Wie sieht die Behandlung bei Erkrankung mit dem Coronavirus aus?
Das hängt von der Symptomatik ab, da diese aber stark der einer Erkrankung mit der echten Grippe ähnelt, ist auch die Behandlung ähnlich. Das Immunsystem wird so lange unterstützt, bis es selbst mit den Krankheitserregern fertig wird.
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Ok, jetzt mach ich wirklich schön langsam Sorgen. Oder glaubt irgendjemand wirklich, dass ein Anschober die Wahrheit sagt?
Ich würde es anders ausdrücken: glaubt irgendjemand, dass der Volksschullehrer Anschober die Wahrheit kennt, geschweige denn erfassen und verarbeiten kann?
"Panik ist völlig unangebracht."
Eine Angst, die mit der Vernunft gesteuert werden kann, bezeichnet man nicht als Panik.
Panik nennt man eine total übertriebene Angst mit heftigen körperlichen Reaktionen. Die Betroffenen wissen, dass die Angst nicht gerechtfertigt ist, können aber nichts dagegen tun. Die körperlichen Symptome lassen sich von der Vernunft nicht beeinflussen.
Es ist zu erwarten, dass Ärzte und sonstige Fachleute das wissen. Warum kommt ausgerechnet von denen sehr häufig dieser völlig unpassende Rat?
"Am stärksten vom Virus betroffen ist die Lunge, hier reicht die Bandbreite von Milbenbefall bis zur Lungenentzündung. "
???
Wie ist das zu verstehen? Mutieren die Viren zu Milben?