Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

"Wie lang ich ohne Sauerstoff gewesen bin, weiß ich nicht"

Von René Laglstorfer, 09. Dezember 2019, 00:04 Uhr
"Wie lang ich ohne Sauerstoff gewesen bin, weiß ich nicht"
Der Mühlviertler möchte eine Firma als Programmierer gründen. Bild: Volker Weihbold

PREGARTEN. Hans Jürgen Prammer wurde kurz nach seiner Geburt zum Spastiker.

Sein Kopf wird im Rollstuhl von einem Nackenkissen gestützt, ein Trinkbecher mit Strohhalm ist auf Höhe seines Mundes fixiert. Dennoch sagt Hans Jürgen Prammer, der seine Beine gar nicht und seine Arme kaum bewegen kann: "Ich bin zufrieden mit meiner spastischen Beeinträchtigung, es könnte viel schlimmer sein." Obwohl ihm das Sprechen sichtlich Anstrengung kostet, hat er immer einen Schmäh auf den Lippen und nimmt sich viel Zeit, um seine Geschichte zu erzählen.

Ursprünglich kam der Sohn einer Mühlviertler Landwirtsfamilie gesund, aber etwa acht Wochen zu früh auf die Welt. Wenige Tage nach der Geburt setzte im Brutkasten plötzlich die Atmung des Säuglings aus. Die Überwachungsgeräte, die heute bei solch lebensbedrohlichen Situationen sofort Alarm schlagen, hat es damals, Mitte der 80er-Jahre, noch nicht gegeben. "Wie lang genau ich ohne Sauerstoff gewesen bin, weiß ich nicht. Jedenfalls hat es mir das Bewegungszentrum in meinem Gehirn genommen", sagt der 35-Jährige ruhig. Seither versucht er das Beste aus seiner Situation zu machen, "weil Sudern bringt eh nichts".

Staatsmeister und Nova Rock

Aufgewachsen auf dem Bauernhof seiner Eltern in Neumarkt im Mühlkreis, kam Prammer im Alter von 17 Jahren ins Diakoniewerk Gallneukirchen. Seit 2010 lebt er in einer betreuten Wohngemeinschaft der Diakonie in Pregarten und arbeitet für ein Taschengeld von monatlich 150 Euro in einer geschützten EDV-Werkstätte in Hagenberg. "Wir scannen Dias ein und digitalisieren Videos. Ich mag die Arbeit, aber ich würde gerne mehr tun. Sonst fällt mir nur Blödsinn sein", scherzt Prammer und lacht wie ein Schelm.

Er wäre gerne am ersten Arbeitsmarkt tätig und möchte wie sein bester Freund, der auch Spastiker ist und im Rollstuhl sitzt, eine Firma als Programmierer gründen. "Es dauert vielleicht noch, aber das schaff’ ich auch noch", sagt Prammer selbstbewusst. Einer seiner drei Brüder, Thomas Prammer, ist mehrfacher Autocross-Staatsmeister und hat seinem "kleinen" Bruder zahlreiche Pokale ins Zimmer gestellt. "Eigentlich bin ich genauso eine Wildsau wie mein Bruder."

Prammers persönlicher Assistent, Leonhard Reisinger, ist gleich alt wie sein Klient und froh, dass er regelmäßig mit ihm unterwegs sein darf. "Wir machen alles genauso wie alle anderen auch: Wir fahren in Urlaub oder auf Musikfestivals wie das Nova Rock. Beeinträchtigte wollen genauso behandelt werden wie alle anderen auch", sagt Reisinger.

"Mich jeder so nimmt, wie ich bin"

Trotz zahlreicher Therapien haben sich zuletzt Prammers Hände wieder stärker verkrampft, sodass er derzeit nur noch mit einem Finger den Computer bedienen kann. Deshalb plant er die Anschaffung eines Umfeldkontrollsystems mit Sprachsteuerung, was seine finanziellen Möglichkeiten jedoch bei weitem übersteigt. "Dadurch könnte ich wieder alle Türen im Haus, die Jalousien, das Licht, mein Bett und weitere Geräte selbständig steuern", sagt der Mühlviertler. Er wünscht sich heuer vor allem eines vom Christkindl: "Dass mein Zustand so bleibt, wie er ist und nicht schlechter wird. Und dass mich jeder so nimmt, wie ich bin."

So können Sie helfen

 

Das OÖN-Christkindl unterstützt den beeinträchtigten Mühlviertler, damit er seinen Alltag bewältigen kann. Wenn auch Sie einen Beitrag leisten möchten, um hilfsbedürftigen Oberösterreichern zumindest die finanziellen Sorgen zu nehmen, können Sie eine Spende an das Christkindl-Konto überweisen: AT94 2032 0000 0011 1790 (IBAN). Weitere Infos: nachrichten.at/christkindl

mehr aus Christkindl

"Der Anruf beim Frauenhaus ist der wichtigste Schritt"

Muskelschwäche seit der Geburt: Mühlviertlerin (23) wünscht sich einen Roboterarm

Chris Pichler: "Weihnachten bedeutet, dass man wo dazugehört"

Nach Hausbrand in Weyer: „Wir erhielten große Unterstützung im Ort“

Autor
René Laglstorfer
Redakteur Land und Leute
René Laglstorfer

Interessieren Sie sich für diesen Ort?

Fügen Sie Orte zu Ihrer Merkliste hinzu und bleiben Sie auf dem Laufenden.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

2  Kommentare
2  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
TheShedEnd (890 Kommentare)
am 09.12.2019 11:25

Bemerkenswerter Mensch, wünsche ihm auf seinem weiteren Lebensweg alles Gute, einer dieser Menschen die alles schaffen das sie sich vornehmen!

Beim lesen der Überschrift dachte ich aber zuerst dass es um unseren Stratosphären Springer gehen würde, das würde auch seine ständigen Aussagen erklären.

lädt ...
melden
antworten
Gast15 (402 Kommentare)
am 09.12.2019 10:02

Bravo und weiter so! Mit einer positiven Einstellung ist das Leben tausendmal schöner, sehr vorbildlich! Alles Gute!

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen