"Ich liebe die Operette und bin kein Zertrümmerer"
Im Weißen Rössl: Karl Absenger ist der Regisseur der OÖN-Christkindl-Operette am 8. Dezember im Musiktheater.
Der gebürtige Grazer Karl Absenger inszeniert am Linzer Musiktheater den Operetten-Klassiker "Im Weißen Rössl". Es ist das sechste Rössl des in Berlin lebenden Regisseurs.
OÖNachrichten: Herr Absenger, "Im Weißen Rössl" ist doch ein Selbstläufer: Hoher Bekanntheitsgrad, viele Ohrwürmer, einfache Handlung und ein Happy End. Was soll da schiefgehen!
Absenger: Genau das ist das Schwierige. Rössl ist verdammt schwer. Jeder kommt da hin und sagt, ja, das kenne ich doch. Er will das Alte sehen und trotzdem etwas Neues erleben. Das Stück gibt einem unheimlich viele Möglichkeiten, es neu zu interpretieren.
Also die Rösslwirtin mit dem Handy?
Ich liebe die Operette, und ich bin kein Zertrümmerer. Ich will die Leute mit einer Geschichte verführen und schenke ihnen die Traumwelt, die sie erwarten, wenn Sie dieses Genre im Theater besuchen. Es ist völlig legitim, wenn die Leute ein kleines Stückchen Happy End mit nach Hause nehmen. Für mich ist richtiges Theater, wenn Sie vergessen, wo sie sind. Darum sage ich meinen Schauspielern immer: Zeigt mir nicht euren Beruf, gebt mir das Gefühl, ich beobachte euch durchs Schlüsselloch. Dann bin ich neugierig.
Wie geht es Ihnen in dieser Hinsicht mit dem Linzer Rössl-Ensemble, das mit Publikumslieblingen wie Matthäus Schmidlechner (Leopold) und Gerhard Brössner (Kaiser) aufwartet?
Es ist eindeutig das Schlüsselloch. Sie freuen sich, Operette zu machen. Das hat man nicht immer.
Ein Journalist schrieb einmal über Sie, dass Sie auch "Ballermann" können, aber mit Köpfchen. Was erwartet das Publikum bei Ihrem Rössl?
Ich lasse es in der Zeit der Uraufführung spielen. Man sagt ja, viele Köche verderben den Brei, aber beim Rössl ist das alles anders. So grandios zusammengeklaut! Da wäre ich unheimlich glücklich mit einem Prozent an den Tantiemen beteiligt zu sein. Es ist ein Meisterwurf. Große Gefühle, lachen, weinen, aber auch zum Nachdenken. Es ist ein Stück aus den 1930er-Jahren, und der Nationalsozialismus ist in diesem Stück verhaftet. Wenn jemand will, kann er darüber nachdenken, wenn nicht, dann bin ich auch kein Oberlehrer.
Wie machen Sie dem Linzer Publikum Ihr Rössl schmackhaft?
Gehen Sie ins Theater und denken Sie: Heute mache ich mit. Die vierte Wand wird total eingerissen, wir alle sind das Rössl.
Das Publikum spielt also mit?
Und wie. Die werden sich wundern. Ein paar wird der Schlag treffen, aber ich liebe so etwas. Wenn der Kaiser kommt, soll das Volk mitjubeln, und sich freuen, dass Franz Josef wieder lebendig wird. Und dass wir das in Linz geschafft haben... Ich will eine Gemeinschaft für einen schönen, vergnüglichen Abend schaffen.
OÖN-Christkindl-Gala
Die OÖN-Christkindl-Gala findet dieses Jahr zu Mariä Empfängnis, am Donnerstag, 8. Dezember, statt. Ab 19.30 Uhr wird im Linzer Musiktheater die Operette "Im Weißen Rössl" von Ralph Benatzky gezeigt.
Karten für diese Vorpremiere gibt es im Landestheater an der Promenade, Musiktheater am Volksgarten und im Internet unter www.landestheater-linz.at