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Hummeln sind die fleißigsten Bienen

Von Alfons Krieglsteiner   29.August 2018

Es summt und brummt um die Tomatenstauden in den Folienhäusern der Landgärtnerei Handlbauer in Lichtenberg. Dunkler Pelz, gelbe Querbinden, weiße Hinterleibspitzen: Unermüdlich leisten hier die Völker der Erdhummeln Bestäuberdienste.

Seit sieben Jahren lässt Alois Handlbauer (60) die Hummeln los. Die Folienhäuser stehen offen, dennoch bleiben sie da: "Sie sind standorttreu", sagt Handlbauer. Manchmal assistieren ihnen sogar wildlebende Artgenossen aus der Umgebung. Man kann ihnen ruhig nahekommen, denn Hummeln stechen nur, wenn man sie festhält. Weil ihr Stachel keine Widerhaken besitzt, überleben sie die Stiche.

Hummeln sind Muskelprotze

108 Euro kostet ein aus 60 Einzeltieren plus Königin bestehendes Hummelvolk, das Berufs- und Hobbygärtner bei der Firma "biohelp" bestellen können. Mehr als 1000 Quadratmeter Nutzfläche kann ein Volk bestäuben. Gezüchtet werden die Hummeln von der Firma Koppert in den Niederlanden und in Nistkartons versendet. Anfang März stellt Handlbauer sieben Kartons an schattigen Stellen in den Folienhäusern auf. Dann machen sie sich an die Arbeit.

"Für die Bestäubung von Tomaten sind Hummeln prädestiniert", sagt Insektenkundler Martin Schwarz vom Biologiezentrum Linz. Weil Tomaten den Pollen erst freigeben, wenn man an den Blüten rüttelt. Da sind die Hummeln die Richtigen: Sie landen auf der Blüte, versetzen den Körper mit der kräftigen Brustmuskulatur in Schwingung – schon rieseln die Pollen und lagern sich auf dem Pelz der Hummel ab. Beim Besuch der nächsten Blüte wird diese befruchtet. Zuletzt bürstet die Hummel den ganzen Pollen aus ihrem Haarkleid, sammelt ihn in speziellen "Taschen" an den Beinen – und ab damit ins Nest. Die häufigsten der rund 30 heimischen Hummelarten sind Ackerhummel, Erdhummel, Steinhummel, Gartenhummel und Wiesenhummel. Als Bestäuber stellen sie die Bienen in den Schatten. "Hummeln besuchen in derselben Zeit bis zu fünfmal so viele Blüten", sagt der Gmundner Gartenexperte Heinrich Metz: zehn bis 20 pro Minute.

Weil sie auch bei kühl-regnerischem Wetter zur Stelle sind, verhindern sie Ernteausfälle. "Vor allem die Erdhummel ist ein effizienter Bestäuber unserer Obstbäume", sagt Metz. Nicht nur, weil sie so viele Blüten anvisiert, sondern auch, weil sie beim Blütenbesuch rasch von Baum zu Baum wechselt und so für die wichtige "Kreuzbestäubung" zwischen artgleichen Obstsorten sorgt. Honigbienen bleiben hingegen meist auf einen einzigen Baum fixiert.

Nur die Königin überlebt

Hummeln haben einen langen Rüssel (bis 20 Millimeter) und besuchen daher gerne röhrenförmige Blüten: Krokus, Taubnessel, Klee, Distel, Beinwell. Als Honigproduzenten können sie mit den Bienen nicht mithalten: Sie erzeugen nur geringe Mengen, seine Haltbarkeit ist sehr begrenzt.

Die Hummelnester bestehen aus unregelmäßigen Anhäufungen von Zellen, von denen jede mindestens acht Eier enthält. Ein Volk umfasst selten mehr als 400 Tiere. Oft schon im Hochsommer entsteht die letzte, besonders gut genährte Larvengeneration – die jungen Königinnen und Drohnen. Nach der Begattung suchen die Königinnen ihr Winterquartier, der Rest der matriarchalischen Gemeinschaft löst sich auf. Den Winter verbringen die Jung-Königinnen geschützt unter Laub oder im Boden. In nassen Wintern gehen 90 Prozent ein. Oft schon im Februar erwachen die überlebenden und suchen nach Nektar. Im Garten kann man ihnen Nistkästen anbieten, erhältlich beim Naturschutzbund und im Fachhandel.

Hummeln mögen’s kühl: "Die Hälfte der Arten findet man im Gebirge", sagt Martin Schwarz. Hitze (wie in diesem Sommer) behagt ihnen nicht – dann müssen sie im Nest auf bessere Zeiten warten.

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