Als zu Kindern und Job noch neun Bienenvölker kamen
PUCHENAU. 37-Jährige aus Puchenau ist eine von 1035 heimischen Imkerinnen
Ein Schicksalsschlag hat Marlen Nikolaus 2015 "wachgerüttelt", wie sie sagt. Derart, dass sich die Architektin (37) und dreifache Mutter aus Puchenau entschied, auch noch Imkerin zu werden. Im Interview spricht sie über den ersten Bienenkontakt, Terminkollisionen und ihre Wunschliste.
OÖN: Kinder, ein Haus, ein erfüllender Brotberuf: Warum entscheidet man sich da zusätzlich noch für ein derart zeitintensives Hobby?
Nikolaus: Weil ich damals, Anfang 2015, das Leben neu überdachte: Nach einem familiären Verlust fragte ich mich, was im Leben wichtig ist und was ich noch machen möchte. Da tauchten dann so Wünsche auf wie eine Weltreise machen oder auch die Sache mit den Bienen.
Da haben Sie noch im selben Jahr die Imkerei auf Schiene gebracht?
Genau. Ich hab’ im Frühjahr beim Imkerverein Puchenau angerufen und gesagt, dass ich gerne mit Bienen arbeiten möchte.
Damals waren Sie 34 und in Sachen Bienen blutige Anfängerin. Haben Sie die Unterstützung für einen guten Einstieg erhalten?
Der Obmann stand mir als "Bienenpate" zur Seite. Ich hab’ ihn mit tausend Fragen gelöchert, er hat mich zu seinen Stöcken mitgenommen und mir alles gezeigt. Zum Beispiel, was los ist, wenn man einen Bienenstock aufmacht oder auch, wie man das Brutstadium der Bienen erkennt.
Wann kam dann der Moment, in dem Sie selbst loslegen durften?
Das war im Frühling 2016, ich startete mit drei Völkern, mittlerweile habe ich neun. Rückblickend muss ich sagen, dass mich mein Bienenpate da ziemlich ins kalte Wasser geschubst hat (lacht). Er sagte, ich muss nun meine eigenen Erfahrungen machen, ich konnte ihn aber immer um Rat fragen.
Apropos Verantwortung: Was sollen Ihre drei Kinder (im Alter zwischen zwei u. acht Jahren) durch die Arbeit mit den Bienen lernen?
Mir ist wichtig, dass sie den Kreislauf kapieren, dass nur das eine mit dem anderen funktioniert. Sie sollen lernen, mit allem achtsam umzugehen. Mittlerweile erkennen sie etwa die Drohnen und wissen, wie Honig gemacht wird.
Woher kam Ihr Bezug zu Bienen?
Ich wuchs in Deutschland nahe Dresden auf. Im Garten gab es einen Bienenstand. Bewusst wahrgenommen habe ich die Bienen erst mit sechs Jahren. Damals blühte gerade der Kirschbaum, die Bienen tummelten sich dort um den Nektar. Als wir an diesem vorbeigingen, wurden wir total zerstochen. Seither schaue ich auf die Tiere.
Sie haben aber nicht nur die Bienen, sondern auch Ihre Familie und den Teilzeit-Job unter einen Hut zu bekommen. Wie gelingt Ihnen das?
Mein Motto lautet: Nicht nachdenken, einfach machen. Und Struktur: Mein Handy ist gespickt mit Erinnerungen für Privates, Arbeit und die Bienen.
Die Imkerei wird immer weiblicher: Von rund 7700 Bienenzüchtern sind schon 13 Prozent Frauen. Warum?
Vielleicht, weil gute Lebensmittel immer wichtiger werden und Frauen eine intakte Umwelt wichtiger ist als Männern.
Zu guter Letzt: Steht Ihre Weltreise noch auf Ihrer Wunschliste?
(lacht) Ja, wohl noch länger ...
Auch Sarah Wiener ist OÖN-Bienenfreundin
Die Spitzenköchin mit österreichischen Wurzeln imkert selbst und unterstützt die OÖN-Initiative.
Nicht nur in Österreich, auch in Deutschland geht die Zahl der Bienenvölker seit Jahren zurück. Köchin und Unternehmerin Sarah Wiener macht sich deshalb für den Schutz der Insekten stark. Kochen und die Freude an Lebensmitteln sind aus Sicht der 55-Jährigen wichtige Bestandteile, um ein Bewusstsein für eine ökologisch sinnvollere Landwirtschaft zu wecken.
„Nur wenn Sie kochen können, können Sie die Vielfalt der unverarbeiteten Lebensmittel nutzen und fördern und auch genießen“, ist Wiener überzeugt.
Die gebürtige Deutsche, die in Wien aufwuchs und heute zu den bekanntesten TV-Köchinnen zählt, ist selbst Imkerin – und liebt Honig. Ihr Tipp: „Probieren Sie mal die verschiedenen Sorten aus, Sie werden sich wundern, wie unterschiedlich sie schmecken.“
So können Sie helfen
Unterschreiben Sie für die Bienen und treten Sie damit für deren Schutz ein – auf nachrichten.at/bienen oder auf dem Coupon auf dieser Seite.
Spenden Sie für die Bienen: Mit einer Spende von zwanzig Euro finanzieren Sie ein Zehntel eines neuen Bienenstockes, der bei einem Imker aufgestellt wird. So mehren Sie die Bienenvölker. Spenden bitte an IBAN: AT22 1500 0007 1143 3508 BIC: OBKLAT2L bei der Oberbank. Empfänger ist der OÖ. Landesverband für Bienenzucht. Als Verwendungszweck bitte Ihren Namen angeben.
Werden Sie Firmenbienenpate: Übernehmen Sie mit Ihrem Unternehmen eine Patenschaft für eine Saison für einen oder mehrere Bienenstöcke. Sie entscheiden, ob wir die neuen Bienenstöcke auf Ihrem Firmengelände oder beim Imker aufstellen. Der Honig gehört Ihnen. Alle Firmenbienenpaten werden in den OÖN mit Bild vorgestellt. Der Förderbeitrag für den ersten Stock beträgt 800 Euro und vermindert sich für jeden weiteren Stock.
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