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Biber in der Tiefkühltruhe: Wilderer erlegten 100 Tiere

22.August 2020

Teure Zielfernrohre, Nachtsichtgeräte, Wärmebildkameras, 31 Schalldämpfer, 78 Gewehre und mehrere tausend Schuss Munition: Das ist das stattliche Waffenarsenal jenes siebenköpfigen Wilderer-Rings in Oberösterreich, das die Polizei sichergestellt hat.

Die Männer sollen damit von 2018 bis Anfang Mai 2020 mehr als 100 Tiere erlegt haben: im inneren Salzkammergut, im Raum von Piberbach und Wallern an der Trattnach, aber auch in Salzburg und in Zwettl in Niederösterreich. Wie berichtet, ermittelt die Polizei seit April wegen Wilderei, Tierquälerei und Verstößen gegen das Waffengesetz. Bisher war von fünf Verdächtigen die Rede gewesen.

Doch inzwischen befinden sich schon sieben Beschuldigte im Visier der Ermittler. Darunter sind nun auch zwei Männer aus dem Bezirk Linz-Land. Sie gelten als Bekannte jenes 27-jährigen Ischlers, der heuer im Juni in eine Verkehrskontrolle geraten war.

In dessen Wagen fanden die Polizisten ein Gewehr, Munition und Jagdausrüstung – obwohl ihm ein behördliches Waffenverbot auferlegt worden war. Der Mann wurde vorübergehend festgenommen. Daraufhin fanden Ermittlungen statt und auch mehrere Hausdurchsuchungen wurden durchgeführt, um dem Ring auf die Schliche zu kommen.

"Unrechtsbewusstsein dürfte sehr gering sein"

Die Beamten stellten dabei zahlreiches Beweismaterial sicher: zu Wildwürsten verarbeitetes Fleisch, aber auch Jagdtrophäen und gefrorene Tierkadaver, die in Tiefkühltruhen gelagert wurden. Darunter auch ein Biber.

Neben 26 Rehen sollen die Verdächtigen auch Füchse, Fasane, Feldhasen und Bisamratten geschossen haben. Auch vor geschützten bzw. ganzjährig geschonten Tieren hatten die Wilderer demnach keinen Respekt: laut Polizei töteten sie auch Seidenreiher, Fischreiher, feuerten auf Dohlen, Schwarzspechte und Bussarde. Auch Eichkätzchen fielen ihnen zum Opfer. Die Beschuldigten seien tatsachengeständig. "Sie erklären die Taten mit ihrem Interesse an der Jagd und an Waffen. Das Unrechtsbewusstsein dürfte aber sehr gering sein", sagt Revierinspektor Raphael Czerny von der Polizeiinspektion Bad Ischl. Auf die Spur kamen die Ermittler den mutmaßlichen Wilderern durch Hinweise aus der Bevölkerung. Denn die Täter sollen vor allem nachts gewildert haben. Anrainer hörten immer wieder Schüsse.

Fleisch für den "Eigenverzehr"

Zudem agierten die Täter auch nicht besonders vorsichtig. Auf Facebook bot die Gattin eines Verdächtigen sogar Wildfleisch zum Verkauf an. Eine Überprüfung ergab aber schließlich, dass es sich bei dem Facebook-Angebot nicht um das Fleisch der illegal erlegten Tiere, sondern um Wildschweinfleisch aus Ungarn handelte. Der Verdacht, dass die Beute aus der Wilderei "gewerblich vertrieben" wurde, habe sich "nicht erhärtet", sagte der Beamte. Das Wildfleisch hätten die Täter "für den Eigenverzehr" gelagert.

Unter den Opfern sind neun Jagdrevierbesitzer. Der Schaden betrage rund 15.000 Euro. Im Fall einer Verurteilung drohen bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe. (staro)

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23. April 2024