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Berta Zeller wurde selbst nie Mutter, zog aber 14 Kinder anderer Eltern groß

Von Edmund Brandner, 26. Jänner 2019, 00:04 Uhr
Berta Zeller wurde selbst nie Mutter, zog aber 14 Kinder anderer Eltern groß
Berta Zeller und Gudrun Duller, eines ihrer vielen Ziehkinder Bild: ebra, privat, Archiv

ALTMÜNSTER. Die Altmünsterin, die im SOS-Kinderdorf arbeitete, feiert heute ihren 100. Geburtstag.

Berta Zeller redet nicht mehr viel. Wer weiß: Vielleicht ist mit 100 Jahren einfach schon alles gesagt?

Dabei hätte die alte Frau so viel zu erzählen. Berta Zeller wurde im gleichen Jahr geboren wie Hermann Gmeiner. Der wollte nach dem Krieg nicht hinnehmen, dass viele Frauen ohne Männer dastanden und noch mehr Kinder ohne Eltern. Also brachte er Frauen und Kinder zusammen und baute1948 in Imst das erste SOS-Kinderdorf.

Hermann Gmeiner stellte sie an

1956 entstand in Altmünster das zweite, und Gmeiner engagierte Berta Zeller als Pflegemutter. Die ledige 37-jährige Bauerntochter kam aus St. Martin im Mühlkreis an den Traunsee. "Keiner weiß, warum sie ihr Heimatdorf verließ", sagt Gudrun Duller. "Sie wollte nie darüber reden."

Duller war eines der 14 Kinder, die Berta Zeller im Laufe der folgenden Jahrzehnte großzog. Nie hat Zeller eigene Kinder bekommen, nie hat sie geheiratet. Sie war ihr ganzes Leben für die Kinder anderer Leute da. Für Mädchen und Buben, die ihre Eltern verloren hatten oder aus Familien kamen, die ihnen nicht gut getan hätten. Berta Zeller war ihren Schützlingen eine wunderbare Mutter – und durfte nicht einmal so genannt werden. "Tante" mussten die Kinder zu ihr sagen. So hatte es Hermann Gmeiner vorgesehen.

"Sie war schon sehr streng zu uns", sagt Gudrun Duller. Berta Zeller sitzt still daneben, lächelt und nickt. Vielleicht erinnert sie sich in solchen Momenten an ihre eigene Kindheit. Immerhin: Irgendwann, da waren die 14 alle schon erwachsen, hat sie sich bei ihnen dafür entschuldigt, dass sie über Regelverstöße nie hinwegsah. Nicht hinwegsehen konnte. "Heute verstehe ich das auch, sie hatte recht", sagt Duller. "Die klaren Linien waren wichtig für uns." Ebenso die Verantwortung, die Zeller ihnen übertrug. Jedes Kind hatte seinen Arbeitsplan: Die eine war für den Abwasch zuständig, der andere für das Kehren der Treppe. Berta Zeller schickte 14 junge Menschen in die Welt, auf die man sich verlassen konnte.

Immer neun Kinder gleichzeitig

Die Kinderdorf-Mutter hatte sich stets um neun Kinder zu kümmern, die jeweils zu dritt in einem Zimmer schliefen. Bis zum Pflichtschulabschluss durften sie im SOS-Kinderdorf bleiben, dann zogen sie aus und machten Platz für das nächste Kind. 1976 musste sich Zeller von ihrem letzten Ziehsohn trennen und lebt seither alleine in Altmünster.

Zellers 14 Kinder sind wie Geschwister und doch wieder nicht. Sie verlieren sich nie ganz aus den Augen, haben aber alle ihre eigenen Familien. Drei von ihnen sind bereits verstorben. Andererseits hat Berta Zeller aber bereits Enkelkinder, Urenkelkinder und Ururenkelkinder. (Wie viele, weiß keiner so genau.)

1986 verstarb Hermann Gmeiner. Er hinterließ mehr als 500 SOS-Kinderdörfer in 135 Ländern. In Altmünster selbst sind heute zehn Pflegemütter beschäftigt. Die Kinder dürfen "Mama" zu ihnen sagen.

Berta Zeller hingegen sitzt seit einem Jahr im Rollstuhl und wird in ihrer Wohnung von einer netten ausländischen Pflegerin betreut. Heute kehren anlässlich ihres 100. Geburtstags ihre Ziehkinder aus ganz Österreich nach Altmünster zurück. Sie werden Erinnerungen austauschen, viel erzählen und gemeinsam lachen. Nur die Jubilarin wird schweigend in der Mitte sitzen. Und still genießen.

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Autor
Edmund Brandner
Lokalredakteur Salzkammergut
Edmund Brandner

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