"Bekehrungspartys eines Fressers und Säufers"
LINZ. Ein Historiker und ein Bibelexperte versuchen das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern geschichtlich und theologisch einzuordnen.
Keine Fußwaschungen, keine öffentlichen Gottesdienste und keine Osterfeiern mit der ganzen Familie. Nur die Glocken "fliegen" am morgigen Gründonnerstag wie gewohnt nach Rom.
Als eine von vielen schmerzlichen Einschränkungen, die die Corona-Pandemie in unseren Alltag gebracht hat, erleben manche gerade zu Ostern den Verzicht auf das gemeinschaftliche Essen im großen Kreis, wie es schon Jesus nicht nur am Vorabend seiner Hinrichtung gefeiert hatte. "Jesus inszenierte diese Mähler so, wie er die innere Logik der Gottesherrschaft verstand: Bettler und Behinderte waren die Ehrengäste. Und den Vornehmen und Frommen würde kein Zacken aus der Krone fallen, wenn sie sich auch einmal in der zweiten Reihe anstellten", sagt Christoph Niemand, Professor für Bibelwissenschaft an der Katholischen Privatuni (KU) Linz.
Diese "Bekehrungspartys", wie Niemand sie nennt, wurden das Markenzeichen von Jesus, über den es im Lukas-Evangelium heißt, er wurde "Fresser und Säufer, Freund der Zöllner und Sünder" genannt.
Schon lang vor Jesu Zeit wurde im Buch des Propheten Jesaja "ein Festmahl für alle Völker" angekündigt, das Gott selbst für die endlich befriedete Menschheit geben werde. "Die Symbolik des gemeinsamen Essens, des Pessachmahls, als Erinnerung an die Leidensgeschichte und Flucht der Juden aus Ägypten, übernimmt das Christentum und deutet es neu", sagt Roman Sandgruber, emeritierter Uni-Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte.
Beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern wählte Jesus nicht zufällig zwei Grundnahrungsmittel als Zeichen seiner bleibenden Gegenwart. Bis heute bildet die Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi während der Eucharistie das Kernstück jeder Messfeier. "In keiner anderen Religion gewannen Brot und Wein eine so tiefgreifende Bedeutung wie im Christentum", sagt Sandgruber.
Dabei hatte Essen schon seit jeher einen hohen Symbolwert. Im Altnordischen, Gotischen, Altenglischen und Althochdeutschen meinte Mahl eine Rechtssache oder einen Vertrag. Durch ein gemeinsames Essen wurden diese bekräftigt und verbindlich gemacht. Seit dem späten Mittelalter ist das Wort Mahl in der alten Bedeutung immer mehr in Vergessenheit geraten und auf das damit verbundene festliche Essen übergegangen.
Das fröhliche Essen und Trinken als uraltes jüdisches Ritual sollte auch erfahrbar machen, was es heißt, von Gott gesegnet zu sein, sagt KU-Professor Niemand. Jesus tat dies wie gewohnt, sagte aber bei seinem Abschiedsmahl, als er die Brotstücke austeilte: "Dies ist mein Leib." Statt wie üblich seinen Becher mit Wein auszutrinken, reichte er ihn seinen Jüngern. "Kein Wunder, dass sie diese Szene nicht mehr loswurden: Ihr Glaube, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat, entstand, während sie im Gedenken an ihn Mahl hielten", sagt Niemand.
Die Kirche lädt zum Online-Gottesdienst
Zu Zeiten der Coronakrise bleiben die Kirchen geschlossen. Gläubige können Gottesdienste über Livestreams weiter mitfeiern.
In der Karwoche sowie an den Osterfeiertagen werden im Livestream auf nachrichten.at fünf Gottesdienste mit Bischof Manfred Scheuer übertragen:
- Gründonnerstag, 19 Uhr
- Karfreitag, 15 Uhr
- Karsamstag/Osternacht, 20 Uhr
- Ostersonntag, 10 Uhr
- Ostermontag, 10 Uhr
Auch TV1 überträgt:
- Gründonnerstag: katholischer Gottesdienst mit dem Rieder Pfarrer Rupert Niedl. Sendezeiten: 20 und 22 Uhr.
- Karfreitag: evangelischer Gottesdienst mit Superintendent-Stellvertreter Markus Lang aus Vöcklabruck. Sendezeiten: 15, 20 und 22 Uhr.
- Karsamstag, Ostersonntag: katholische Auferstehungsfeier mit Pfarrer Wolfgang Schnölzer aus Vöcklamarkt. Sendetermine: Samstag: 20 und 22 Uhr, Sonntag: 9 und 11 Uhr
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das ist aus der gestrige Kreuz und Quer Sendung rauskopiert.