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Bauern für Hundeverbote auf der Alm

Von (feh/viel/hip)   26.Februar 2019

Eigentlich wären gestern beim Sprechtag der oberösterreichischen Almbauern in Großraming Neuerungen im Förderwesen der Almwirtschaft und Fortbildung bei der Milchwirtschaft auf der Tagesordnung gestanden. Allein schon wegen der Brisanz für jeden, der sein Vieh auf die Bergweiden treibt, stieß Obmann Johann Feßl das Tagesprogramm um. Nüchtern wurde in der Runde versucht, die Fakten des Hergangs des Unglücks im Stubaital, bei dem eine 45-jährige Deutsche von einem Rind angegriffen und zu Tode getrampelt worden war, zusammen zu tragen.

"Es ist erschreckend, wenn man 365 Tage im Jahr für die Erhaltung der Almen als Täter hingestellt wird", sprach Feßl den Almbauern aus der Seele. Das Urteil sei "unverständlich: Ich hoffe, dass das nicht alle Richter so sehen." Wenn der Schuldspruch nicht in der nächsten Instanz aufgehoben wird, sieht Almbauer Stefan Nagler aus Weyer die Bewirtschaftung der Bergwiesen am Ende: "Die einzige wirtschaftlich sinnvolle und rentable Form der Mutterkuhhaltung wird dann nicht mehr gehen." Denn wenn es Zwischenfälle gebe, dann seien es meistens Kühe, die ihre Kälber verteidigen. "Allein schon die Höhe der Strafe (490.000 Euro, Anmerkung) wird den Tiroler Almbetrieb in den Ruin treiben", sagt Johann Ramoser, Almbauer aus Garsten.

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Hunde gehören nicht ins Gebirge

Die Reaktion auf das Gerichtsurteil in Tirol fiel bei dem Sprechtag beim Großraminger Kirchenwirt reflektiert aus. Die Bauern glauben mit einer leicht umsetzbaren Forderung, die Gefahr von weiteren Unfällen bannen zu können. "Die Leinenpflicht für Hunde bei Wanderungen in den Bergen ist ja lieb und nett", sagt Feßl, "aber eigentlich gehört überhaupt kein Hund ins Gebirge." Die Almbauern forderten gestern einhellig, dass Hunde in den Gebirgswäldern und auf den Almen verboten werden sollten.

 

 

Feßl: "Es hat sich herausgestellt, dass bei 99 Prozent aller Unfälle zwischen Wanderern und Kühen die Wanderer einen Hund dabei hatten." Wenn ein Hund auf eine Herde zusteuere, dann wecke das bei den Kühen uralte Instinkte, ihre Kälber vor einem Angreifer schützen zu müssen. Feßl glaubt außerdem auch den Vierbeinern mit einem Verbot in den Bergen einen Gefallen zu tun: "Ich glaube nicht, dass der spitze, steinige Untergrund den Hundepfoten gut tut." Auch Landeshauptmann Thomas Stelzer (VP) meldete sich gestern in der Causa zu Wort. Er hofft, dass das Urteil in den übergeordneten Instanzen nicht hält, ansonsten wird das Land "alles unternehmen, damit wir diese Bedrohung abwenden und eine Lösung mit Hausverstand erreichen."

Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger führt zwei Punkte an, warum das Urteil zu einem Aufschrei führt: "Es geht nicht nur um das Urteil und die Höhe der Strafe, die ist im Tiroler Fall existenzgefährdend. Ganz entscheidend ist auch das Thema Haftung." Egal ob durch eine Kuh, ein Schlagloch oder einfach einen Ast ausgelöst – die Bauern seien völlig verunsichert, was ihnen im Falle eines Unfalls auf "ihrem zur Verfügung gestellten Grund" blühen könnte. Sicherheit bietet jedoch eine Versicherung. Land- und Forstwirtschaftliche Betriebshaftpflichversicherungen bieten Sicherheit, heißt es aus der Oberösterreichischen Versicherung. Auch die Tierhaltung sei von diesen Produkten abgedeckt, heißt es. "Im konkreten Fall hätten wir die Kosten jedenfalls übernommen", heißt es aus dem Konzern.

Auch beim Alpenverein gibt es große Bedenken nach dem Tiroler Urteil. Die Almen für Besucher zu sperren, dürfte schwierig werden, weiß Alpenvereins-Vorsitzender Thomas Poltura: "Denn für die meisten Wanderwege gibt es ein ersessenes Wegerecht." 

 

440 bewirtschaftete Almen in Oberösterreich

Oberösterreich ist im Vergleich zu Tirol (2100 Almen) oder Salzburg (1800) ein „Almen-Zwergenland“. Das ändert nichts daran, dass die Almbewirtschaftung auch in unserem Bundesland Tradition hat. So gibt es rund 630 Almen, etwa 440 werden bewirtschaftet. Im Jahr 2017 wurden etwas mehr als 4300 Rinder aufgetrieben.

Aufgeteilt ist Oberösterreich in sechs Almenregionen: Salzkammergut West, Süd und Nord sowie Steyr-Kremstal, Pyhrn-Priel und das Ennstal. Sie umfassen mit rund 3000 Quadratkilometern etwa ein Viertel der Landesfläche, etwa 15 Prozent der Almen sind wegen schwieriger Geländeverhältnisse unerschlossen. Dass es auf Almen immer wieder zu bedrohlichen Begegnungen mit den Weidetieren kommt, ist allen Beteiligten bewusst. Deshalb hat etwa der Nationalpark Kalkalpen auch Hinweisschilder aufgestellt, um auf die Gefahren hinzuweisen.

Die wichtigsten Inhalte für Wanderer: Tiere nicht reizen, ruhig verhalten, Hunde sollen an der Leine geführt werden. Im Notfall soll der Vierbeiner aber sofort von der Leine gelassen werden. Das Herrl könnte sonst ins Stolpern geraten.

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