Bauer mit gutem Ton: Paul Zauner
Sein Leben sei im Rückspiegel der Erinnerungen wie jenes von Schweinderln gewesen, sagt Paul Zauner. „Wenn die nie erfahren, dass sie eineinhalb Meter hoch springen können, versuchen sie es erst gar nicht.“ Zum Glück hat Paul Zauner alles ausprobiert.
In Zauners Innviertler Heimatgemeinde Diersbach leben 1590 Menschen. Das bedeutet, während der INNtöne verdreifacht Zauner mit seinem Publikum jährlich für drei Tage die Bevölkerungszahl. 1986 gründete der Posaunist dieses längst europaweit renommierte Jazz-Festival eher zufällig in der Nachbargemeinde Sigharting. Seit 2002 steigt das Fest alljährlich (heuer von 22. bis 24. Juli) auf seinem eigenen Diersbacher Hof.
Zauner kam 1959 in Passau zur Welt. Bauern hatten Geburten in Krankenhäusern damals noch bezahlen müssen, und Passau sei das billigste Spital gewesen, sagt Zauner. Seine Eltern betrieben eine 16-Hektar-Landwirtschaft samt Schweinezucht mit 300 Tieren. Das war die kulturelle Umgebung, in der Zauner mit seiner älteren Schwester aufwuchs. Da war wenig Kunst, einen Plattenspieler gab’s zu Hause nicht – wofür auch: Da Bua übanimmt den Hof, Ende der Debatte.
Zauners Türöffner zur Musik war eine Mundharmonika, mit der er den Vater nervte. Gegen den Willen des Vaters gestaltete er ab 1994 auch die Schweinzucht in eine biologische Landwirtschaft um.
In der Landwirtschaftsschule in St. Florian vertiefte sein Lehrer Franz Wall die inzwischen auf dem Klavier gesteigerte Musikbegeisterung. Zum Studium der Veterinärmedizin ging er nach Wien und heuerte nebenbei beim Wiener Musik-Konservatorium an. Inzwischen hatte er sich auf Posaune spezialisiert. Die Studien schloss er nicht ab – „trotzdem hatte ich das Glück, mit etlichen Größen der Jazzwelt spielen zu dürfen.“ Unter anderem mit Weltstar Gregory Porter, den Zauner nicht nur unter vielen anderen ins Viertel holte, sondern mit dem er auch samt Zauners Ensemble „Blue Brass“ die CD „The Great Voices of Harlem“ aufnahm.
Trotz seines Erfolgs als Musiker, Veranstalter, Brucknerhaus-Kurator und Bio-Bauer ist Zauner dieser Innviertler mit übergroßem Herzen geblieben. Turbo-Kapitalismus, die Ausbeutung von Ressourcen, die Rastlosigkeit der Welt – das alles magerlt diese menschenfreundliche Seele, die nie vergisst, wer beim Ausschank oder als Parkplatz-Zuweiser geholfen hat.