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Vier Jahre Haft: Mit Anleitung aus dem Darknet 1,2 Millionen Euro erbeutet

Von staro, 26. März 2019, 16:30 Uhr
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Bildergalerie Prozess um gestohlene Goldbarren in Linz
Bild: FOTOKERSCHI.AT

LINZ. Ein 31-Jähriger, dem vorgeworfen wurde, Schließfächer von Banken in Graz und Linz geknackt zu haben, ist am Dienstag im Landesgericht Linz zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

Er soll einen Schaden von über 1,11 Millionen Euro angerichtet haben. Verteidigung und Staatsanwaltschaft erbaten sich drei Tage Bedenkzeit. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

Der Angeklagte soll jeweils ein Schließfach in der Bank angemietet haben und in einem unbeobachteten Zeitraum Depots anderer Kunden aufgebrochen haben. Bei der Tat im August 2017 in Graz waren die geöffneten Fächer leer. Aber im März 2018 in Linz soll er Bargeld, Schmuck und Gold erbeutet haben. Er gestand nur Einbrüche mit einem Schaden unter 300.000 Euro. Für diesen gilt eine Strafdrohung von ein bis drei Jahre. Über der Wertgrenze beträgt der Strafrahmen ein bis zehn Jahre. Als Motiv gab er an, sein Bruder benötige eine Nierentransplantation. Diese koste 250.000 US-Dollar (220.750,55 Euro). Allerdings habe er die Beute verjubelt.

Binnen weniger Minuten will der mutmaßliche Täter mit lediglich zwei Schraubenziehern im Tresorraum einer Linzer Bank zahlreiche Schließfächer aufgebrochen und daraus Schmuck, Goldbarren, Goldmünzen und Bargeld im Wert von ca. 1,2 Millionen Euro gestohlen haben. Die Wertsachen packte er in einen Rucksack und spazierte damit während der Öffnungszeit und vor den Augen der Mitarbeiter seelenruhig aus dem Kreditinstitut. Wie soll ihm dies gelungen sein?

Umfassendes Geständnis

Vor Gericht legte der 31-jährige kanadisch-israelische Staatsbürger, der vor seiner Verhaftung Ende 2018 in der Ukraine lebte, erstmals ein umfassendes Geständnis ab. Die Trennung von Dichtung und Wahrheit unterliegt freilich der richterlichen Beweiswürdigung.

Anleitung aus dem Darknet

Aus dem Darknet, jenem geheimen Bereich des Internets, der nur mit Verschlüsselungssoftware zugänglich ist und in dem sich auch zahlreiche Kriminelle tummeln, soll er auf die detaillierten Pläne gestoßen sein, wie man in bestimmten Banken in Linz und Graz das große Geld machen könne. Sogar ein Video habe er dort angeschaut, das zeige, wie sich die Safes rasch und einfach öffnen lassen. Der unbekannte Tippgeber im Darknet hätte einen Anteil von 25 Prozent bekommen sollen, so der Angeklagte.

Weil sein Bruder schwer krank sei und eine neue Niere brauche, die allerdings in seiner Heimat Israel 250.000 US-Dollar koste, habe er sich entschieden, die Darknet-Pläne in die Tat umzusetzen. Daher habe er im Darknet zunächst zwei gefälschte Pässe um je 2500 Euro bestellt. Einer lautete auf den Namen „Novak Cerny“, tschechischer Staatsbürger, der zweite auf den Dänen „Keith Larsen“. Mit der falschen dänischen Identität meldete der 31-Jährige im März des Vorjahres beim Meldeamt des Linzer Magistrats einen Wohnsitz an, um daraufhin mit dem Meldezettel ein Bankkonto zu eröffnen und gleich auch ein Bankschließfach anzumieten. Mehrmals tauchte der „Däne“ in der Bank auf, um auf sein Schließfach zuzugreifen. Dazu hatte er einen Schlüssel, das Schloss musste aber noch von einem Mitarbeiter mit einem zweiten Schlüssel „gegengeschlossen“ werden, um den Safe zu öffnen

Sieben Schließfächer in sieben Minuten

Zwei Wochen hielt sich der Angeklagte in Linz auf. Am 28. März schien die Gunst der Stunde gekommen zu sein. Dem Mitarbeiter habe er erfolgreich weisgemacht, er würde dieses Mal etwas länger Zeit brauchen, um sein Schließfach zu verwalten. Der Mitarbeiter habe daraufhin den Safe-Raum verlassen. Sieben Minuten blieben dem mutmaßlichen Täter, wie es in der Anklageschrift steht, um sieben Fächer aufzubrechen. Die Beute: u.a. Goldbarren mit einem Gewicht von 28 Kilogramm. Auf einem Überwachungsvideo, das später nach der Tat ausgewertet wurde, war deutlich zu erkennen, dass der Rucksack des „Kunden“ beim Hinausgehen viel schwerer war als zuvor beim Hineingehen. Erst mehrere Tage später sei erst entdeckt worden, dass die Schließfächer aufgebrochen worden waren. Bei einem identen Coup in Graz zuvor im Jahr 2017 sei der Täter noch gescheitert, hieß es in der Anklage. Alle elf aufgebrochenen Schließfächer seien leer gewesen. 

Die Ermittler hefteten sich an die Fersen des Einbrechers. Der Reisepass, den der „Bankkunde“ vorgelegt hatte, stellte sich rasch als totale Fälschung heraus. Die Beamten überprüften den Meldezettel, den der Mann im Magistrat ausgefüllt hatte und fanden darauf einen Fingerabdruck. Da der 31-Jährige in seiner Wahlheimat Ukraine bereits wegen eines Drogendeliktes in Erscheinung getreten war, waren seine Abdrücke in der internationalen Datenbank gespeichert. Der Mann wurde Ende des Vorjahres nach Österreich ausgeliefert und in Untersuchungshaft genommen. 

Der Angeklagte sagte, er habe nur vier Fächer geknackt, nicht sieben. An den übrigen Safes müsse sich zuvor schon ein anderer Täter zu schaffen gemacht haben, schließlich seien die Pläne für diesen Coup ja im Darknet verfügbar. Den Diebstahl von 28 Kilo Goldbarren stritt er daher ab. Für den erbeuteten Schmuck, die übrigen Goldbarren, Philharmonika-Münzen etc. habe er bei Goldhändlern in Budapest, die keinen Wert auf einen Ausweis gelegt hätten, bloß 80.000 Euro bekommen. Das Geld sei schon weg, verprasst in teuren Hotels.

„Und was ist mit der Niere Ihres Bruders?“, fragte Richterin Petra Oberhuber nach. Dieser sei nun wütend auf ihn, behauptete der Angeklagte. Es tue ihm alles sehr leid. 

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