Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Ausgebeutet, vertrieben, touristisch überschwemmt

Von (pg/rs), 13. November 2019, 00:04 Uhr
THEMENBILD: HALLSTATT IM SALZKAMMERGUT
Der älteste industrielle Bergbau der Welt entstand in Hallstatt. Bild: BARBARA GINDL (APA)

Wie die Menschen im Salzkammergut von Salz, Reformation und Fremdenverkehr geprägt wurden.

Wer sich am liebsten mit willfährigen Opportunisten umgibt, der wird im Salzkammergut nicht glücklich werden. Es ist ein liebevoller, aber für jede Ungerechtigkeit sensibler Menschenschlag, der sich in dieser hermetischen Lage abseits großer Ballungsräume und beschützt wie umschlossen von Bergen und Seen im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts existierte nicht einmal eine Straßenverbindung nach außen.

Von der Natur beschenkt ist das Salzkammergut seit jeher: Der Salzindustrie verdankte die Region nicht nur ihren Namen, sondern auch sehr früh eine Art weißes Goldfieber. Und doch ist die Geschichte des Salzes auch eine Chronologie der Ausbeutung. Andere wurden reich, während die einheimischen Knechte schufteten.

Der bedeutende Wirtschaftszweig ist längst auf ein mittelständisches Unternehmen geschrumpft. Relikte sind Schaubergwerke und der weltberühmte Salzort Hallstatt. Die spektakulären archäologischen Funde im Hochtal über dem See, vom ältesten industriellen Bergbau der Welt, haben einer Menschheitsepoche den Namen gegeben. Keramik- und Schmuckfunde zeugen vom hohen kulturellen Stand dieses Landstrichs, vor mehr als 3000 Jahren.

Wenn es um den Glauben ging, war vor allem das Innere Salzkammergut so gut wie nicht auf Spur zu bringen. Die 1631 kaiserlich befohlene Rekatholisierung der Bauern nach der Reformationswelle und deren blutigen Folgen zog sich länger als von den Herrschenden geplant. Ab 1650 verschärfte sich das Vorgehen gegen diese Gruppe. Wer sich nicht zum katholischen Glauben bekannte, sollte das Land sofort verlassen. Teils hielt sich der evangelische Glaube im Verborgenen. Teils gab es Berufe und Leute, auf die man nicht so leicht verzichten wollte. Das betraf vor allem das Salzkammergut.

Nach Siebenbürgen verpflanzt

Unruhig war das Salzkammergut das ganze frühe 18. Jahrhundert über. Die Protestanten forderten wie in Salzburg Pässe für die ungehinderte Emigration in die evangelischen Teile des Reichs. 1734 verpflanzte man 624 rebellische Lutheraner in das von den Türkenkriegen ausgezehrte Siebenbürgen. Deren neue Gemeinden wie Großpold, Neppendorf und Grossau blühten rasch auf.

Die Habsburger hatten im Salzkammergut obendrein eine hoheitliche Planwirtschaft organisiert: Die gesamte Region war beauftragt, mit Salz den Aufbau der Dynastie zu finanzieren. Die Holzknechte lieferten das Bau- und Brennholz für Bergwerke und Sudpfannen. Alle anderen Gewerbe mussten sich als Zulieferer und Dienstleister unterordnen. Die Männer waren vom Militärdienst befreit, ihnen ließ man sogar den evangelischen Glauben.

Wegen des Holzmangels im Inneren Salzkammergut wurde die Saline 1607 in Ebensee neu gebaut, wo es genügend Forst gab. Mit der ältesten Pipeline der Welt – Baumstämme wurden mit riesigen Bohrern ausgehöhlt – kam die Sole in den aufstrebenden Industrieort. Der hohe Holzverbrauch zeigt sich noch heute am Waldbestand. Als ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Holz von der effizienteren Kohle verdrängt wurde, verloren unzählige Holzknechte und Salzarbeiter ihre Arbeit. Da kam der Fremdenverkehr gerade recht.

Was in kaiserlicher Seligkeit mit reichen Müßiggängern und Künstlern begonnen hat, gipfelt nun in unbewältigbaren Touristenströmen durch Hallstatt.

mehr aus Oberösterreich

Beim Leerstand wird gemauert

Wie FH-Wissenschafter helfen, ein unterirdisches Geheimnis zu klären

"Grenzkontrollen verstoßen gegen Europarecht"

Immobiliengeschäfte: Psychiatrie-Gutachter aus der U-Haft entlassen

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
( Kommentare)
am 13.11.2019 11:18

Jetzt werden's wieder jammern, wenn in der Europäische Kulturhauptstadt Bad Ischl Touristenmassen einfallen. St. Pölten und Dornbirn hätten ihnen diese Last nur zu gerne abgenommen.

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen