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Aus Angst vor einer Zwangsheirat versteckte sich 13-Jährige bei Bekannten

Von Philipp Hirsch   26.April 2019

Die Ermittlungen der Polizei begannen vor einigen Wochen mit der Suche nach einem vermissten Mädchen. Tagelang war die 13-Jährige nicht nach Hause gekommen. Ohne Handy oder Ausweis hatte sie von zuhause Reißaus genommen.

Vor einigen Tagen tauchte der abgängige Teenager plötzlich in einer Linzer Polizeistation auf und erzählte den Beamten eine haarsträubende Geschichte: Sie habe sich aus Angst vor ihrem Vater bei der Familie ihres Freundes versteckt. Sowohl diese Familie als auch die Familie des Mädchens sind Rumänen und gehören der Volksgruppe der Roma an. Mehrfach sei sie von ihrem Vater geschlagen worden, gab das Mädchen zu Protokoll. Der Hauptgrund für ihre Flucht sei aber eine "geplante Zwangsheirat" gewesen. Die 13-Jährige sagte aus, dass sie ihr Vater mit einem erst zwölf Jahre alten Burschen in Deutschland habe verheiraten wollen. 12.500 Euro habe er damit verdienen wollen.

Der Vater bestritt alle Vorwürfe seiner Tochter in den Einvernahmen vehement. Von einer Zwangsheirat könne keine Rede sein. Mitgiftzahlungen seien aber im Milieu der Roma keine Seltenheit. Es steht Aussage gegen Aussage. Die Ermittlungen der Polizei gestalten sich seither schwierig. Die betroffenen Personen sind durchwegs Rumänen und zum Teil nicht in Oberösterreich ansässig. Das Mädchen wurde einstweilen in einer Einrichtung der Jugendhilfe untergebracht.

Die Behörden müssen nun klären, ob überhaupt strafrechtlich relevante Delikte vorliegen. "Wir haben einen Anlassbericht an die Staatsanwaltschaft geschickt", sagt Karl Pogutter, Kommandant der Linzer Polizei.

Auch erste politische Reaktionen gab es gestern auf die angeblich geplante Zwangsheirat. FPÖ-Klubobmann Herwig Mahr schreibt in einer Aussendung: "Dieser Fall ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs. Versteckte Kinderehen in Österreich sind klar ein Integrationsproblem." Um Kinderehen zu verhindern, müsse "in der Integrationspolitik endlich die rosarote Brille abgenommen werden", heißt es weiter.

Video: Das 13-jährige Mädchen flüchtete vor der drohenden Zwangsheirat

Kein religiöses Phänomen

Eine Studie zum Thema Zwangsehe in Österreich, die auch in die Ausbildungsunterlagen der Polizei Eingang fand, kam im Februar 2019 zu dem Schluss: "Zwangsehen sind ein globales und kein religiöses Phänomen, welches sich in islamischen und christlichen Gesellschaften ebenso wie in buddhistischen und hinduistischen Kulturen wiederfinden lässt."

Zwangsehen sind in Österreich ein Offizialdelikt. Wer eine Person mit Gewalt oder durch Drohungen zur Eheschließung nötigt, ist mit einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren zu bestrafen.

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19. April 2024