Arbeiterkammer: Corona brachte Beratungsrekord
WIEN / LINZ. 375.000 Anfragen gingen ein, viele zur Kurzarbeit
Wie lange muss ich in Kurzarbeit arbeiten? Wer zahlt die Stromrechnung im Homeoffice? Noch nie suchten so viele Menschen bei der Arbeiterkammer Oberösterreich Unterstützung wie im Vorjahr. 375.000 Anfragen wurden bearbeitet, das sind um 15 Prozent mehr als 2019.
"Die Unsicherheit ist enorm. Über Nacht tauchen neue Verordnungen auf, Gesetze werden am Wochenende geändert. Das macht vielen Arbeitnehmern Angst", sagt Arbeiterkammer-Präsident Johann Kalliauer. "Kein Wunder, dass unsere Beratungszahlen explodierten."
280.000 Telefonate
Schon am ersten Tag des ersten Lockdowns, am 16. März, erlebte die Arbeiterkammer einen noch nie dagewesenen Ansturm. Die Telefonleitungen glühten. 5011 Anrufe gingen ein, 756 E-Mails landeten im digitalen Postfach. "Um die große Menge an Anfragen bearbeiten zu können, halfen auch Kollegen aus anderen Abteilungen aus", sagt Andrea Heimberger, Direktorin der Arbeiterkammer.
Im Laufe der Pandemie nahmen die persönlichen Beratungen um 28 Prozent ab, dafür stiegen E-Mail- und Telefon-Beratung um 71 beziehungsweise 20 Prozent an. 280.000 Mal klingelte das Telefon. Die meisten Fragen rankten sich um die Themen Kurzarbeit und Homeoffice. Wobei die Anfragen zu Letzterem erst im Laufe der Pandemie stärker zunahmen. "Am Anfang des Lockdowns war die Akzeptanz der Arbeitnehmer noch groß, sie haben das Homeoffice in Kauf genommen", sagt Kalliauer. "Doch mit der Verlängerung des Homeoffice tauchten dann auch immer mehr Fragen auf. Die Anfangsakzeptanz geht zurück."
Und noch immer bleiben Arbeit- und Gesetzgeber Antworten ausständig: Fragen wie "Wer zahlt die höhere Stromrechnung im Homeoffice?" oder "Wer kommt für eine Aufrüstung des Heim-Internets auf, da die Datenübertragung für das Homeoffice zu schwach ist?" bleiben offen. Auch die AK-Homepage verzeichnete Rekorde: Der Onlinebesuch des Bereichs "Arbeit & Recht" verdreifachte sich nahezu von 521.000 auf 1.371.660 Seitenaufrufe (+165 Prozent). "Kurzarbeit wegen Corona" war der am häufigsten angeklickte Online-Artikel. Er wurde eine halbe Million Mal aufgerufen.
120 Millionen Euro erstritt die AK im Vorjahr für ihre Mitglieder. Es ging um vorenthaltene Löhne, unbezahlte Überstunden, fehlende Kündigungsentschädigungen oder höheres Pflegegeld.