Ein Bauernsohn ganz oben im Imperium des Pornos? Spur führt nach Ansfelden

LINZ. Der 52-jährige Bernd B. soll Milliardär und Mehrheitseigentümer von „Pornhub“ sein.
Bernd B.? Der Name sei bekannt, das Gesicht dazu kaum. Er sei ja ständig im Ausland, sagen jene, die ihn zuordnen können. In Amerika, in China, vielleicht auch in England. Jedenfalls nicht mehr in seinem Elternhaus, dem großen Vierkanthof an der Landesstraße 1392 in Ansfelden (Bezirk Linz-Land). „Ich kenne ihn nicht. Nicht einmal flüchtig. Die Überraschung ist aber definitiv groß“, sagt auch Ansfeldens Bürgermeister Manfred Baumberger (SP).
Denn Bernd B., Jahrgang 1968, christlich-konservativ erzogen und auf dem Bauernhof seiner Eltern im Speckgürtel von Linz aufgewachsen, soll einer der mächtigsten Männer in der weltweiten Porno-Industrie sein. Darüber berichtet nicht nur die heimische Rechercheplattform „Dossier“, sondern auch zahlreiche Medien in England, Italien und den USA.
1,4 Milliarden Euro Vermögen
Als Mehrheitseigentümer von „Mindgeek“, einem Konzern, zu dem etliche Porno-Websiten und Produktionsfirmen gehören, wird sein Vermögen von der britischen „Sunday Times“ auf 1,4 Milliarden Euro geschätzt.
Damit würde der Ansfeldner Bernd B., der nach einem Abschluss einer Landwirtschaftsschule auf dem elterlichen Hof mithalf, schlagartig zu den zehn reichsten Österreichern zählen. Zu „Mindgeek“ gehört auch die Website „Pornhub“, mit 130 Millionen Aufrufen pro Tag das weltweite erfolgreichste kostenlose Pornografie-Netzwerk. Ein Netzwerk, das zuletzt schwer in die Kritik geraten war.
Aufnahmen werden ohne Einverständnis der darin zu sehenden Personen hochgeladen, die Zahl der Filme, in denen Gewalt sexualisiert wird, nimmt stetig zu. Erst Ende des vergangenen Jahres verklagten 40 Frauen, die gegen ihren Willen mit pornografischen Inhalten auf der Plattform gelandet waren, Pornhub auf mehr als 40 Millionen Dollar.
„Er ist passiver Investor“
Vor dem kanadischen Parlament – Pornhub hat seinen Sitz in Montreal – mussten die beiden Geschäftsführer von Mindgeek im Februar dieses Jahres schließlich unter Wahrheitspflicht zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Und sie nannten dabei einen Namen: Bernd B. „Er besitzt mehr als 50 Prozent, ist passiver Investor und nicht in das Tagesgeschäft eingebunden“, sagte Geschäftsführer Feras Antoon.
Magister Bernd B., der Bauernsohn aus Ansfelden, der nach seiner Ausbildung in Österreich zuerst zu einer Investmentfirma nach New York und später auch nach Frankfurt und Hongkong wechselt. 2006 soll er zum ersten Mal in das Geschäft mit der Pornografie investiert haben: „Redtube“, ein Unternehmen mit Sitz in Wien, soll mit dem Geld des Ansfeldners entstanden sein. 2013 wird es zu „Mindgeek“ umbenannt.
Nun soll der 52-Jährige in London leben. Gemeinsam mit seiner Frau Priscilla B., einem brasilianischen Model, das sich in englischen Medien kritisch über die Geschäfte ihres Mannes äußerte (siehe Screenshot oben). Sie habe nichts davon gewusst und wolle, „dass man bei diesen Geschäften auch an die Kinder denkt“.
Bernd B., bis vor wenigen Jahren im Vorstand mehrerer österreichischer Privatstiftungen tätig, schweigt. Anfragen lässt er unbeantwortet. Das Firmennetzwerk von „Mindgeek“ ist weit verzweigt und nur schwer durchschaubar. Dass Bernd B. im Geheimen zum Milliardär werden konnte, ist wohl dieser Intransparenz geschuldet. Ob der Ansfeldner nur ein großes Rad in der noch viel größeren Welt der Pornografie ist und finanzkräftige Hinterleute im Verborgenen agieren, muss auch „Dossier“ unbeantwortet lassen.
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