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Am Esstisch erschoss Daniel S. seine Ehefrau

Von Michael Schäfl   10.Jänner 2022

Ein Einfamilienhaus in Weißenkirchen im Attergau. An der Hausmauer lehnt ein Schlitten. Ein dunkelblauer Klebestreifen der Kriminalpolizei pickt auf der Eingangstür. Das Haus ist behördlich versiegelt. Hier wohnte das Ehepaar S. mit seinen fünf Kindern. Samstagnachmittag war es zur Bluttat gekommen. Simone S. saß am Esstisch, mit dem Rücken zu ihrem Ehemann Daniel, als dieser zur Pistole griff und der 42-Jährigen in den Hinterkopf schoss. Die Kinder waren zuhause.

Video: Erster Frauenmord des Jahres

Über Jahre hinweg habe ein Streit geschwelt, gab Daniel S. später bei der Befragung an. Simone S. wurde noch zum Linzer Kepler-Klinikum geflogen, am Abend erlag sie dort aber ihren schweren Verletzungen. "Unsere kleine Gemeinde ist am Boden zerstört, das ist alles furchtbar tragisch, schockierend", sagt Josef Meinhart, Bürgermeister von Weißenkirchen im Attergau. "Wie soll es denn jetzt mit den Kindern weitergehen? Die müssen ja wo unterkommen." Seit der Tat sind sie bis auf Weiteres bei ihren Großeltern untergebracht.

Immer wieder Streitereien

Vor fünf Jahren war das Ehepaar aus Salzburg in die 1000-Einwohner-Gemeinde gezogen. Sie hatten sich einen Grund gekauft und ihren Traum vom eigenen Haus verwirklicht. 

Der 46-jährige Deutsche arbeitete bei den Bundesforsten, soll häufig unterwegs gewesen sein. Seine Ehefrau war Pädagogin. Immer wieder unternahm die Familie Ausflüge, erst Anfang Jänner war sie noch in Ungarn. "Da haben wir ein paar Tage nichts von ihnen und ihrem Hund gehört", sagt Susanne B.*, eine direkte Nachbarin. Ihre Tochter geht mit einem der Kinder von Familie S. zur Schule. Die Familie sei freundlich und "unauffällig" gewesen, hätten sich als Zugezogene rasch in die Nachbarschaft eingefügt. "Ab und zu hat man in dem Haus jemanden schimpfen oder schreien gehört", sagt B. Wenn Simone und Daniel S. durch die Ortschaft spazierten, merkte man davon nichts. Dann sollen die beiden immer recht innig gewesen sein.

Daniel S. rief selbst die Polizei

Als es Samstagnachmittag zu dem tödlichen Schuss kam, war Susanne B. gerade zu Besuch bei ihrer Mutter, die einige Häuser weiter wohnt. Von ihrem Fenster aus blickte sie in den Garten der Familie S. und sah dort einen Rettungshubschrauber stehen.

"Was ist denn da passiert, habe ich mir gedacht. Hat sich leicht eines der Kinder wehgetan?", sagt sie. Als sich ihre Tochter wenig später auf den Heimweg machte, wurde sie nur wenige Meter vor ihrem Haus von der Polizei aufgehalten. Sie könne nicht weitergehen. Es sei zu einem Gewaltverbrechen gekommen. "Erst später habe ich gehört, was passiert ist", sagt B. "Das ist unfassbar. So etwas Grausames passiert doch nur weit weg oder in der Stadt, nicht bei uns im Ort."

Gleich nach der Tat wählte Daniel S. den Polizeinotruf und ließ sich widerstandslos festnehmen. Er wurde ins Welser Gefängnis gebracht. In dem Wohnhaus stellte die Polizei neben der Tatwaffe, die auf den 46-Jährigen zugelassen ist, drei weitere ebenfalls legale Langwaffen sicher. "Der Mann hat keine Vorstrafen. Er hat die Tat umfassend gestanden", sagt Christoph Weber von der Staatsanwaltschaft Wels. Über den 46-Jährigen soll nun die Untersuchungshaft verhängt werden. Die Obduktion des Opfers wird heute stattfinden.

*Name der Redaktion bekannt

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20. April 2024