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Als der Mostdipf durch Europa tourte

Von Michael Schäfl   15.Februar 2020

Als er zur Welt kam, war die Mondlandung ein knappes Jahr her – und Bruno Kreisky war gerade Kanzler geworden: Vitus Mostdipf, das OÖN-Original, feiert heuer seinen 50. Geburtstag. Am 16. Mai 1970 erschien Vitus zum ersten Mal in der Zeitung.

Doch nicht nur Vitus zelebriert heuer einen runden Geburtstag. Auch einer, der mit dem OÖNachrichten-Original eng verbunden ist, hat ein Jubiläum: Hans-Carl Apfolter – Kapellmeister der legendären Mostdipf-Kapelle, die einst durch ganz Europa tourte – feierte diese Woche seinen 80. Geburtstag.

 Als der Mostdipf durch Europa tourte
Hans-Carl Apfolter: Kapellmeister der legendären Mostdipf-Kapelle

Von Spanien, Frankreich, Kroatien, bis nach Finnland: Überall waren die Musiker der Linzer Kolping-Kapelle gern gesehen. Zeichneten sie sich doch mit ihren angeklebten Schnauzbärten und den hellgrünen Gilets allein schon optisch aus. "In ganz Europa wurden wir herzlich begrüßt und gefeiert. Denn in der Musik spricht jeder dieselbe Sprache", sagt Kapellmeister Hans-Carl Apfolter.

Der erste Frühschoppen

Die "Mostdipf-Kapelle" entstand keine zwei Jahre nach der Geburt des Mostdipf. Inspiriert von Veranstaltungen in Wien brachte Apfolter die Idee eines großen Frühschoppens nach Linz. Die OÖN übernahmen die Schirmherrschaft, Anfang 1972 schlüpften die Musiker der Kolping-Kapelle zum ersten Mal in ihre Mostdipf-Montur. Der Linzer Märzenkeller platzte schon eine Stunde vor Beginn aus allen Nähten. Mehr als 800 begeisterte Besucher waren gekommen und warteten auf den ersten Auftritt der Mostdipf-Kapelle.

 Als der Mostdipf durch Europa tourte
Heute zwar ohne Kapelle – aber immer noch frisch unterwegs: Der Mostdipf (hier bei einem Spiel des LASK)

"Mit der Veranstaltung haben wir einen Nerv getroffen, die Leute hat es von den Sitzen gerissen. Wir mussten ihnen versprechen, bald wieder einen Frühschoppen abzuhalten", hält Apfolter fest. Die Mostdipfe hatten ihre Feuerprobe bestanden, der nächste Frühschoppen fand am 14. Mai, Muttertag, statt. In den kommenden zehn Jahren folgten weitere Auftritte. Statt wie geplant am ersten Sonntag im Monat, trat die Mostdipf-Kapelle bald jeden Sonntag auf. Als Bezahlung gab es für die Kapelle jedes Mal 4000 Schilling, Bier und Würstel.

Ein Problem stellte sich im Lauf der Zeit: Die vom Landestheater angefertigten Schnauzbärte störten die Tuba- und Horn-Spieler. "Durch den buschigen Bart verrutschte ihnen das Mundstück. Sie bekamen keinen ordentlichen Ton mehr heraus", sagt Apfolter. Kurzerhand spielte die Kapelle von nun an ohne Klebebärte. Der Begeisterung des Publikums tat das keinen Abbruch.

Mostdipf auf der Insel Rab

Die Bekanntheit der Kapelle blieb nicht lange auf Österreich begrenzt. 1973 hallte auf Vermittlung des Linzer Reisebüros Ramls flotte Marschmusik durch die engen Gassen der Altstadt von Rab. Von nun an begleitete die Mostdipf-Kapelle jährlich oberösterreichische Urlauber auf die kroatische Insel. Der Fremdenverkehrsdirektor ging voran, hinter ihm marschierte die Mostdipf-Kapelle. Und je länger der Tross wurde, umso mehr Einheimische kamen aus den Häusern gerannt und schlossen sich der Prozession an.

"Die Leute brachten Weinflaschen und Gläser mit, stellten Tische auf und feierten und tanzten gemeinsam mit den Urlaubern zu unserer Musik", erzählt Kapellmeister Apfolter.

Nach Konzerten und Orchester-Wettbewerben in ganz Europa trat die Mostdipf-Kapelle 1982 das letzte Mal auf. Die Kolping-Kapelle bestand weiterhin. Nach 44 Jahren an der Spitze der Kapelle ging Apfolter schließlich 2007 in Pension. Der Liebe zur Musik blieb er weiter treu. 75 Kompositionen schrieb der Ausnahme-Musiker, die 76. hat er gerade in Arbeit.

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