„Zu viele Fragezeichen“: Vergewaltigungsprozess endet mit Freispruch

Von Gabriel Egger   12.Juni 2018

Mario G.* ist vorbelastet. Erst im März 2016 wurde der 29-jährige Kellner aus einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher entlassen, saß zuvor eine dreijährige Freiheitsstrafe wegen Vergewaltigung ab. Dass seine Vergangenheit kein gutes Licht auf ihn werfe, weiß er. „Aber ich habe mich gebessert und mir in diesem Fall auch nichts vorzuwerfen“, sagt er, als ihm Richterin Ursula Eichler noch einmal schildert, was in der Nacht des 3. November 2017 vorgefallen sein soll.

Mario G. fuhr damals mit seiner Lebensgefährtin kurz nach Mitternacht in eine Linzer Diskothek, um ausgiebig seinen Geburtstag zu feiern. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits „ein halbes Gramm Kokain und ein paar Bier“ konsumiert. Gegen 3.30 Uhr führte ihn der Alkoholkonsum auf die Toilette, wo er auf das spätere mutmaßliche Opfer, eine 19-jährige Mühlviertlerin, traf.

Dass es in der Folge zuerst zum Drogenkonsum und später zum Geschlechtsverkehr in einer Kabine der Damentoilette kam, streitet der Angeklagte nicht ab: „Alles war einvernehmlich, ich habe sie zu nichts gezwungen. Sie hat mich ja sogar in die Toilette gezogen“, sagt er. Später habe er der jungen Frau sogar angeboten, in ein Lokal in die Linzer Altstadt nachzukommen. „Das würd’ ich doch niemals machen, wenn ich sie zuvor vergewaltigt hätte.“ Er könne sich nicht erklären, warum sie ihn beschuldige.

„Ich hatte so große Angst“

Ganz anders schildert die junge Frau die Geschehnisse. „Er hat mich in die Kabine gedrängt und gesagt, ich soll jetzt leise sein, weil er eine Waffe hat“, sagte die 19-Jährige völlig aufgelöst bei ihrer Einvernahme, die auf Video aufgezeichnet wurde. „Er hat ein weißes Pulver auf die Ablage gelegt und gesagt, ich soll das nehmen. Ich hatte so große Angst, dass ich einfach alles gemacht habe“, sagt die junge Frau. Sie sei in eine Art Schockstarre verfallen und habe deshalb nicht geschrien.

Schließlich habe er sie zum Geschlechtsverkehr genötigt, habe die Kabine verlassen und ihr nur den Namen eines Lokals zugeflüstert. „Warum, weiß ich nicht“, sagt sie. Gemeinsam mit ihrem Arbeitskollegen sei sie zu dem Lokal gefahren, „um ihn persönlich zu stellen“. Als sie ihn dort mit seiner Freundin antraf, rief sie die Polizei. Das Gericht sah zu viele „Fragezeichen“ in der Geschichte und sprach den 29-Jährigen frei, betonte aber, dass es sich um einen „Grenzfall“ handle.  

*Name geändert