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Zeit zum Laufen

Von Roman Sandgruber, 14. April 2018, 00:04 Uhr
Zeit zum Laufen
Bild: Reuters

Laufen ist modern und zutiefst menschlich. Der Mensch ist ein Läufer. Er ist dazu geschaffen, durch die Savannen zu laufen. Nicht wirklich schnell, aber ausdauernd.

Zum Jagen, zum raschen Übermitteln von Nachrichten und immer auch zu Repräsentationszwecken. Wettläufe waren auch schon üblich, als noch niemand an Fitness und Freizeit dachte, im heidnischen Griechenland und im christlichen Kärnten. Auch diese Woche sammeln sich wieder Sportbegeisterte und Traditionsbewusste zum uralten Kärntner Vierbergelauf. Zu Neumond am Dreinagel-Freitag, zwei Wochen nach dem Karfreitag, startet man um Mitternacht mit einer Messe am Magdalensberg. In etwa siebzehn Stunden sind zirka 52 Kilometer und rund 2000 Höhenmeter zurückzulegen und vier heilige Messen zu absolvieren. Der Lauf, zu dem man also nicht nur Kondition, sondern auch Frömmigkeit braucht, hat seine Merkwürdigkeiten. Es gibt keine Startnummern. Aber in regelmäßigen Abständen wird abgezählt, ob sich nicht insgeheim der Ermüdungs- und der Verletzungsteufel unter die frommen Leute gemischt habe. Am Wegrand gibt es genug Nahrhaftes: Most, Brot, Hauswürste, und am Ende hat man, wenn schon nicht ein paar Kilo, so doch ein paar Sünden weniger.

Der Beruf des Läufers ist ein sehr alter: Die Geschichten von den heldenhaften Boten, die nach überbrachter Siegesnachricht tot umfielen, sowohl im antiken Athen nach der Schlacht bei Marathon wie auch im schweizerischen Fribourg nach dem Sieg bei Murten, kann man getrost ins Reich der Legende verweisen. Aber abgenützte Beine und sogar der Tod aus Erschöpfung gehörten zum Berufsbild der Läufer, auch bei den in Wien bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts veranstalteten Bewerben der Berufsläufer, zu deren Standesehre es gehörte, schneller und ausdauernder zu sein als ein Pferd.

In der Kaiserstadt gab es viele Läufer, deren Aufgabe es war, nicht nur schnell Nachrichten zu überbringen, sondern auch den Kutschen voranzulaufen und für diese Platz zu schaffen. Sie stellten sich jedes Jahr im Frühjahr in einer Art Leistungsprüfung von der Wiener Innenstadt bis nach Mariabrunn und zurück. In die Läuferzunft wurde nur aufgenommen, wer diese 18 Kilometer in weniger als einer Stunde und zwölf Minuten zurücklegte, die besten in weniger als einer Stunde, was auch heute eine recht gute Zeit wäre. Der Sieger des Jahres 1795, so wird berichtet, ein Läufer der Gräfin Palffy, kam in so erschöpftem Zustand ans Ziel, dass er wie tot zu Boden fiel und mit der letzten Ölung versehen werden musste. Wir wollen auch diesmal allen Linzer Läufern das Beste wünschen und hoffen, dass nicht viele die Rotkreuz-Leute und Erste-Hilfe-Stellen benötigen.

 

Roman Sandgruber ist emeritierter Professor für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Johannes Kepler Universität Linz. 

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