Zähes Ringen um die Schulautonomie
LINZ. Die geplante Schulreform wurde bei den gestrigen Lehrerversammlungen heftig diskutiert Vizekanzler Mitterlehner: "Lehrer müssen bei Verhandlungen besser eingebunden werden".
Auf Protest wurden gestern 4500 Pflichtschullehrer bei der Tagung von Oberösterreichs größter Pädagogen-Vereinigung, dem VP-nahen Christlichen Lehrerverein (CLV), im Linzer Design Center eingestimmt. Das übernahm der neue Chef der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Norbert Schnedl, höchstpersönlich: "Die Bildungsdebatte läuft verkehrt, sie ist zur Sitcom verkommen."
Vor allem drei Punkte der Schulreform, die der Ministerrat noch im Dezember beschließen soll, sind ihm ein Dorn im Auge. Erstens, dass Schulen die Größe der Klassen selbst bestimmen – und die Klassenschülerhöchstzahlen nur noch als Art Verrechnungseinheit für die Zuteilung von Werteinheiten gelten: "Das lässt größere Klassen erwarten", sagte er.
Zweitens sieht er den Plan, dass sich bis zu acht Schulen zu Clustern zusammenschließen können, als "pädagogisches Sparpaket": "Da wird die Schulleitung zugunsten von Unterstützungspersonal gestrichen. Das akzeptieren wir nicht." Außerdem wehre er sich, dass die Mitbestimmungsrechte von Lehrern, Eltern und Schülern eingeschränkt werden sollen: "Wenn man Demokratie will, muss man sie auch in der Schule leben."
Auch Eltern gegen Reform
Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer, zugleich CLV-Obmann, sprach sich für eine klar eingegrenzte Schulautonomie aus: "Kleinere Einheiten sollen immer nur so lange entscheiden können, bis eine höhere Ebene betroffen ist." Auch von Elternseite kam gestern eine Ablehnung der Reform: In einer Aussendung schreibt Jutta Tengler-Kropf, Präsidentin der Elternvereine an Höheren Schulen: "Das Paket sieht unter dem Deckmantel einer angeblichen Autonomie massive Eingriffe in unseren Schulalltag vor. Die Qualität der Schule wird nachhaltig beeinträchtigt werden."
Landeshauptmann-Stellvertreter Thomas Stelzer (VP) sah dagegen Positives: Cluster könnten helfen, Schulen am Land zu stärken. Er kündigte für Oberösterreichs Schulen Digital- Schwerpunkte an.
Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (VP), der das Schulpaket mitbeschlossen hat, verteidigte zwar die Regierungspläne. Die Details seien aber noch abzuklären und Kompetenzen klar festzulegen. Als Beispiel nannte er die geplante Auswahl der Lehrer durch die Direktoren: "Es kann nicht sein, dass ländliche Regionen dadurch benachteiligt werden. Es muss klar sein, was passiert, wenn sich für Schulen am Land niemand bewirbt." In die Reform-Verhandlungen müssten die Lehrer besser als bisher eingebunden werden, sagte der VP-Parteichef: "Wir müssen partnerschaftlich vorgehen."
Ministerin: „Die Reform ist kein Sparpaket“
„Diese Reform ist kein Sparpaket“, kontert Unterrichtsministerin Sonja Hammerschmid (SP) im Interview mit den OÖNachrichten den Vorwürfen der Gewerkschaft. Es werde definitiv zu keiner Erhöhung der Klassenschülerzahlen kommen: „Wir ändern an der Verteilung der Werteinheiten nichts. Das steht auch so im Gesetz.“ Ziel des Pakets sei es, den Schulen Gestaltungsmöglichkeiten zu geben: „Deshalb müssen sie Teilungs- und Klassenschülerzahlen selbst bestimmen können.“
Dass die Gewerkschaft bei der Erarbeitung der Reform nicht beteiligt gewesen sei, stimme nicht: „Ich hatte neun Termine mit Vertretern der Gewerkschaft.“ Zusätzlich habe es noch Kontakte auf Beamtenebene gegeben. Trotzdem will die Ministerin die Ängste der Lehrer sehr ernst nehmen: „Hier geht es um große Änderungen. Ich verstehe, dass das Sorgen auslöst.“ Doch Sorgen zu äußern allein sei zu wenig: „Ich will eine fundierte Diskussion.“
Ein ausführliches Interview mit Sonja Hammerschmid lesen Sie morgen in den OÖN.
Kabarett und Konflikt
Mehr als 800 Sozialdemokratische Lehrer (SLÖ) begrüßte Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SP) in Leonding. Franz Bicek, Mitglied in der Landesleitung der Lehrergewerkschaft, stand der Bildungsreform ohne Abwehrhaltung gegenüber. „Lasst euch keine Angst einreden“, sagte er. Kabarettist und Lehrer Markus Hauptmann brachte viele Lacher in die Kürnberghalle, die Reporterin Petra Ramsauer viel Nachdenklichkeit mit ihren Erzählungen über die Konflikte in Nahost. „Sie hat Daten und Fakten zur Flüchtlingsthematik sehr hautnah gebracht und klar gemacht, dass uns das Thema lange beschäftigen wird“, sagte SLÖ-Landesvorsitzender Franz Turek.
"Kein Sparpaket"
900 Lehrer brachten bei der Tagung der Grünen Pädagogen und Unabhängigen Lehrer (Kuli-UG) das Rathaus in Linz zum Bersten, sagte Alexander Brix, der Obmann der Grünen Pädagogen. Die Forderung nach einer gemeinsamen Schule brachte auch Lehrer und Bestsellerautor Niki Glattauer in einer Lesung zur Sprache.
„Wir Lehrer wissen am besten, was wir in Schulen brauchen, überlassen wir das nicht Politikern“, forderte Renate Brunnbauer von der Kuli-UG. Für Grünen-Bildungssprecher Gottfried Hirz ist die Reform auf dem richtigen Weg: „Die Schulen brauchen mehr Gestaltungsfreiheit, aber das Autonomiepaket darf kein Sparpaket werden.“
Dönmez’ Sicht der Dinge bei den FP-nahen Lehrern
Der FP-nahe Freie Lehrerverein traf sich an der Autobahnraststätte in Ansfelden und lud den Linzer Islam-Kenner Efgani Dönmez, den ehemaligen Bundesrat der Grünen, in ihre Mitte. Unter 120 Lehrern und Sicherheitslandesrat Elmar Podgorschek (FP) sei eine sachliche Diskussion ohne Scheu entstanden, sagte Harald Sander, der Obmann des FLV.
Eine Kernbotschaft: „Wir müssen uns in Österreich klar sein über unsere Werte.“ Die seien unverhandelbar und können nur funktionieren, „wenn wir Freiheitliche mit den Grünen auf einen Nenner kommen“, sagte Sander. Viel Arbeit sei die Integration. „Unsere Hauptaufgabe ist das Unterrichten – aber zum Teil müssen wir als Sozialarbeiter tätig sein. Dafür muss die Regierung Ressourcen schaffen.“
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Wenn die Eltern Spatzen sind , kann das Kind kein Kanarienvogel werden.
Durchschnittlich begabte Kinder, die in einem ordentlichen Umfeld aufwachsen, lernen locker Lesen, Schreiben und auch Rechnen.
Und ausserdem frage ich:
Ist die Schule eine Bildungsinstitution oder eine Aufbewahrungsanstalt?
Lasst mal Schüler, Absolventen, Fertigstudierte und dann nach mehreren Jahren Berufspraxis über die Organisation in der Schule urteilen.
Ich bin sicher, in den meisten Fällen würde es ein vernichtendes Urteil geben, nur wenige Schulen würde als "gut" beurteilt.
Es gibt großen Handlungsbedarf, da darf man auf die Eitelkeit keine Rücksicht nehmen. Es kann doch nicht sein, dass die meisten Lehrer nach Abschluss ihres Lehramtstudiums (ist eh schon ein "spezielles" Studium) dann nichts mehr dazu lernen müssen oder können.
Also wenn wir das Bildungsniveau der Schulabgänger uns vor Augen halten -
30% die nicht sinnerfassend Lesen und mit der Rechtschreibung auf Kriegsfuß stehen
Prozentrechnen im Kopf unmöglich... und diesen Leuten wollen wir bei der Bildung unserer Kinder Mitbestimmung anbieten. Da bin ich sehr skeptisch wie das funktionieren soll.
Werden in einem Industriebetrieb die Angestellten vom Vorstand bei einer Umstrukturierung gefragt ? Nein !
Warum werden dann die Lehrer von der Politik befragt - pardon - eingebunden ?
Was dabei heraus kommt können wir seit Jahrzehnten beobachten - nämlich nichts oder nur Erhalt von Privilegien.
Weil jemand der jeden tag in der schule steht am meisten ahnung davon hat?
Da bin ich anderer Meinung, Betriebblind würde ich es nennen.
Auch das.
Aber es fehlt den Lehrern in der Regel viel Wissen und Erfahrung, wie man sich und eine Schule organisiert. Die meisten organisieren sich und die Schule wie in den 30er Jahren. Ich meine es nicht böse, aber was man in 1-2 Jahren Privatwirtschaft lernt, haben Lehrer und Direktoren oft bis zur Pensionierung nicht drauf.
ja aber doch nicht alle.....oder sind die mit der volksschule unzufrieden? studien sagen etwas anderes
Warum müssen Lehrer für eine Gewerkschaftsveranstaltung einen freien Tag bekommen und wir Eltern uns einen Tag Urlaub für die Beaufsichtigung unseres Kindes nehmen?
Außerdem was ist mit den Lehrern die nicht dort waren?
Da hat schon wieder jemand NEID. Der NEID wird die Leute noch umbringen. Hört sich schrecklich an wie du über dein Kind sprichst. Du musst es beaufsichtigen? Du könntest die Zeit mit deinem Kind nützen, Keksebacken, rausgehen, spielen, ... sieh es mal so, dass du mit deinem Kind zu Hause sein DARFST und Zeit verbringen DARFST. Und wenn es so schwer ist in der Abeit frei zu bekommen, dann musst du dir halt eine Kinderbetreuung bezahlen, die an schulfreien Tagen auch da ist. UND ich bin kein Lehrer und ICH habe auch schulpflichtige Kinder verschiedenen Alters, die an verschiedenen Tagen frei haben
Ich....jetzt hast ihn gut aufgedeckt....diese furchtbare belastung auf das kind aufpassen zu MÜSSEN.
wer berufstätig ist kann nicht immer auf verständnis des arbeitgebers hoffen.
die meisten haben keine gewerkschaft im rücken, die ihnen das ermöglicht
beim Besuch einer Vereinsversammlung handelt es sich um das Privatvergnügen jedes einzelnen. Das ist keine berufliche Veranstaltung, somit normalerweise auch nicht Dienstzeit.
Wenn sich die Lehrer offiziell einen Tag frei nehmen müssen, um diese Veranstaltung zu besuchen, wird niemand was dagegen haben. Aber solche Veranstaltungen könnten auch am Nachmittag oder Abends stattfinden. Die meisten Vereine machen das so, damit die Mitglieder auch kommen können.
Ich verbringe gerne Zeit mit meinen Kindern, ich bezweifle aber, dass es möglich ist, dass sich in der Vorweihnachtszeit mal so spontan mind. ein Elternteil frei nehmen kann. In vielen Unternehmen ist in dieser Zeit Hochsaison, da geht bzgl. Urlaub gar nichts.
Meinen Sie das ernst? Ihr Posting ist recht zynisch.
Ich möchte es mir selber aussuchen wann ich mit meinem Kind etwas unternehme. Außerdem können es sich viele Eltern nicht leisten jemanden zu bezahlen. Abgesehen davon muss der Dienstgeber einverstanden sein wenn man sich frei nimmt.
die unterrichten ganz normal ihre kinder
Entschuldigung, aber wenn die Kinder ganz normal unterrichtet werden können, dann müssen offensichtlich ein paar Lehrkräfte zuviel sein. Die Lehrergewerkschaft behautet aber, dass zuwenig Lehrer/innen zur verfügung stehen. Was gilt jetzt? Ich würde mir eine Reform wünschen, die den Begriff auch verdient und nicht einen andauernden Kompromiss, zwischen dem was für notwendig erachtet wird und dem was der Lehrergewergschaft in ihre Klientelpolitik passt.