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"Yoga ist satanisch": Pfarrer Wagner wieder zwischen Himmel und Hölle

Von Alfons Krieglsteiner   04.März 2017

Massenexorzismus für alle, die sich den geistigen und körperlichen Übungen des Yoga verschrieben haben?

So weit geht Gerhard Maria Wagner (62), der streitbare katholische Pfarrer von Windischgarsten, zwar nicht. Doch für Teufelszeug hält er die indische Lehre, die auch in den katholischen Bildungshäusern der Diözese Linz angeboten wird, offenbar sehr wohl.

"Ich bin fest davon überzeugt, dass jedes Yoga im Grunde satanisch ist", heißt es im neuen Pfarrblatt, das diese Woche an 7000 Haushalte in der Region verschickt wurde: "Wer es praktiziert, öffnet sich selbst für das Wirken von Dämonen."

Immer wieder höre man Leuten, "die die zerstörerische Kraft von Yoga erfahren haben", steht in dem nicht namentlich gezeichneten Beitrag. Die Autorschaft bleibt damit offen, doch Pfarrer Wagner ist als Herausgeber für den Inhalt verantwortlich. Von Leuten, "die nach so einer Stunde psychisch ausgebrannt sind und mit ihrer früheren Freude nichts mehr anfangen können", ist die Rede. Yoga-Praktiken würden dazu führen, "dass man ganz auf sich selbst fixiert ist und nur noch schlecht beten kann".

"Nicht die Linie der Kirche"

Die Yoga-Übungen seien "in der Welt der Geister verankert". Das führe dazu, "dass wir in eine Art Götzendienst hineingezogen werden". Die Spiritualität des Yoga kenne keinen persönlichen Gott. Ihr Ziel sei es, "okkulte Energien in Bewegung" zu setzen, damit das "Ich" verloren gehe. Da sei die Gefahr einer dauerhaften "Verstrickung" groß. Der Geist solle herbeigerufen werden – "und das kann zur Besessenheit führen." Außerdem fordere die Yoga-Praxis die Annahme der hinduistischen Lehre.

Seit 1988 ist Gerhard Maria Wagner Pfarrer von Windischgarsten. 2009 war er kurzzeitig als Weihbischof der Diözese Linz nominiert, hatte aber auf die Übernahme des Amtes nach massiven Protesten verzichtet.

Immer wieder hat er durch "erzklerikale" Ansichten aufhorchen lassen. So stellte er nach der Hurrikan-Katastrophe von New Orleans 2005 im Pfarrblatt die Frage, ob die Häufung von Naturkatastrophen nicht Folge einer "geistigen Umweltverschmutzung" sei. 2010 deutete er das Erdbeben von Haiti als "Strafe Gottes für den Voodoo-Kult".

Die nun im Pfarrblatt publizierten Ansichten über Yoga haben bei vielen Menschen in der Pfarre Windischgarsten Empörung ausgelöst. "Ich fordere von ihm eine Entschuldigung, sonst werde ich ihn wegen Rufschädigung klagen", sagte eine Yoga-Trainerin, die anonym bleiben will. "Das ist nicht die Linie der Kirche, sondern eine Privatmeinung, die er selber verantworten muss", betont Diözesansprecher Michael Kraml. Pfarrer Wagner war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

 

3 Fragen an ... Wilhelm Achleitner

Direktor Bildungshaus Schloss Puchberg

Der 64-jährige Theologe leitet die Einrichtung der Diözese Linz seit 1995. Zahlreiche Yoga-Kurse werden dort angeboten. Die OÖN baten ihn um eine Stellungnahme zu den Angriffen im Pfarrblatt von Windischgarsten.

1. Müssen die Teilnehmer an den Yoga-Kursen jetzt um ihr Seelenheil fürchten?

Achleitner (lacht): Natürlich nicht! Wir bieten Woche für Woche einstündige Yoga-Kurse an, ich erlebe danach frohe Menschen, die entspannt und gelassen sind. Auch viele meiner Mitarbeiter machen Yoga. Es ist eine sehr friedliche Körperübung.

2. Nehmen Sie auch selbst oder Ihre Familie an Yoga-Kursen teil?

Meine Frau betreibt gerne Yoga. Ich selber schätze Yoga sehr, gehe aber zum Ruhefinden lieber in eine Kapelle.

3. Was könnte jemanden veranlassen, Yoga als Teufelszeug zu betrachten?

Dahinter stecken archaische Ängste. Wer von Satanismus spricht, fühlt diese Dinge vielleicht selber in sich. Dass in unserer Gesellschaft Dämonisches wirkt, ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen. Nehmen Sie den aktuellen Yoga-Boom: Der zeigt doch, wie sehr wir in unserer Kultur unter einem geradezu dämonischen Druck stehen, von dem wir uns durch Entspannungstechniken zu befreien suchen.

 

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18. April 2024