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Wo vierfache Mütter 140 Mann befehligen

Von René Laglstorfer, 06. Oktober 2018, 05:06 Uhr
Wo vierfache Mütter 140 Mann befehligen
Monika Leidinger und Sabine Humer sind aus derselben Gemeinde und Oberösterreichs erste FF-Kommandantinnen Bild: Volker Weihbold

TAUFKIRCHEN/TRATTNACH. Taufkirchen an der Trattnach stellt die einzigen zwei Feuerwehr-Kommandantinnen Oberösterreichs. Sabine Humer und Monika Leidinger sind erfolgreiche Unternehmerinnen und haben viele Gemeinsamkeiten.

Die Feuerwehren in Oberösterreich sind fest in Männerhand. Im ganzen Land? Nein, in Taufkirchen an der Trattnach (Bezirk Grieskirchen) befehligen zwei Mütter von jeweils vier Kindern als Kommandantinnen 140 Feuerwehr-Männer.

"'Wenn eine Frau bei unserer Feuerwehr das Kommando übernimmt, dann treten ein Haufen Männer aus’, hat es vor wenigen Jahren geheißen", sagt Sabine Humer. Seit April 2016 unterstehen 60 Männer, darunter Sohn Christoph, und eine Frau, Tochter Laura, ihrem Befehl bei der Freiwilligen Feuerwehr Keneding in Taufkirchen. "Ausgetreten ist dann niemand– und falls es doch einmal Probleme gibt, dann gehören die ausgeredet", sagt die sympathische Hausruckviertlerin mit einem Schmunzeln.

Seit dem Jahr 2002, als mit der Niederösterreicherin Maria Burggraf (siehe Infokasten) erstmals eine Frau zur Kommandantin einer österreichischen Feuerwehr gewählt wurde, versuchte Humer einfaches Feuerwehr-Mitglied zu werden. "Ich habe zehn Jahre lang um die Aufnahme gekämpft. Doch einige Männer haben mich einfach nicht ernst genommen und sich lange gewehrt. ‘Frauen brauchen wir nicht’, hat es geheißen. Aber schön langsam wird es."

Mostdipf-Preisträgerin

Inzwischen gibt es bei allen fünf Feuerwehren der 2000-Einwohner-Gemeinde Taufkirchen weibliche Feuerwehrmitglieder. "Unsere FF Keneding hat mit meiner 20-jährigen Tochter Laura leider nur eine Frau. Den höchsten Anteil an Frauen hat die Monika Leidinger", sagt Humer.

Die beiden Frauen verbindet viel miteinander: Sie sind beide aus Taufkirchen, vierfache Mütter, erfolgreiche Unternehmerinnen und die beiden einzigen Feuerwehr-Kommandantinnen Oberösterreichs. "Ich bin ins eiskalte Wasser geschmissen worden", erinnert sich Leidinger, als sie seit bald zehn Jahren als erste Frau im Land zur Befehlshaberin einer Feuerwehr aufstieg und dafür mit dem Mostdipf-Preis der OÖNachrichten ausgezeichnet wurde.

"Auf die Hinterbeine stellen"

Seither unterstehen dem Kommando der Hausruckviertlerin etwa 80 Männer und sechs Frauen bei der FF Taufkirchen, darunter ihr Ehemann und drei ihrer vier Kinder. "Wenn die Sirene losgeht, sind mit einem Schlag vier Mitarbeiter unserer Lkw-Werkstatt, die wir als Familie gemeinsam führen, weg: Unsere Tochter Petra, die zwei Söhne Andreas und Christoph und ich." Ihr Mann bleibt als Geschäftsführer in der Firma, obwohl auch er Feuerwehrler mit Leidenschaft ist. "Er hat mich von Anfang an als Kommandantin unterstützt."

Etwas weniger Rückenwind hat Sabine Humer gespürt, als sie vor zweieinhalb Jahren – ohne Gegenstimme mit nur einer Enthaltung – zur Kommandantin der FF Keneding gewählt worden war. "Begeistert war mein Mann, der kein Feuerwehrmitglied ist, am Anfang nicht gerade", sagt Humer. "Aber mittlerweile akzeptiert er es, unterstützt und steht hinter mir." Nachsatz: "Ich bin bei der Feuerwehr der Chef, er Zuhause." Als Prokuristin führt Humer mit ihrem Mann eine familieneigene Trockenbau-Firma. Führungsqualitäten und Durchsetzungsvermögen habe sie aber zuerst zu Hause gesammelt: "Bei vier Kindern muss man sich als Mutter schon das eine oder andere Mal auf die Hinterbeine stellen, gerade während der Pubertät der Kinder", sagt Humer.

Mehr Frauen zur Feuerwehr

Bürgermeister Gerhard Schaur (VP) ist stolz darauf, dass es in Taufkirchen so starke Frauen als Vorbilder und Führungspersönlichkeiten gibt. "Als Gemeinde sind wir froh, dass Monika und Sabine mit diesen freiwilligen Ehrenämtern so viel Verantwortung übernehmen. Bei uns gibt es viele starke Frauen, schließlich sind auch die Positionen des Amtsleiters und Schuldirektors in Taufkirchen mit Frauen besetzt."

Für Landesfeuerwehr-Kommandant Wolfgang Kronsteiner könne das System Feuerwehr nur funktionieren, wenn alle Bevölkerungsteile eingebunden werden. "Es sind bereits knapp 7000 Oberösterreicherinnen bei der Feuerwehr. Aber unser Ziel ist, dass noch deutlich mehr dazukommen."

 

Frauen in Österreichs Feuerwehren

Österreichs erste Frau an der Spitze einer Freiwilligen Feuerwehr war die Niederösterreicherin Maria Burggraf im Jahr 2002: Die damals 43-Jährige übernahm von ihrem Ehemann die Führung der FF Hollenbach im Bezirk Waidhofen an der Thaya.

Inzwischen gibt es in Österreich 17 weibliche Feuerwehr-Kommandanten.

Das Bundesland mit den meisten Frauen an der Spitze der freiwilligen Brandverhüter ist Niederösterreich (7) gefolgt von der Steiermark (6). Oberösterreich hinkt mit nur zwei Frauen als Befehlshaber von Feuerwehren gleichauf mit Tirol (2) zwar etwas hinterher, in einigen Bezirken gebe es jedoch laut dem oö. Landesfeuerwehrverband bereits rund 30 Prozent Mädchen im Nachwuchs.

In Wien, Salzburg, Kärnten und Vorarlberg sind derzeit alle FF-Kommandanten-Posten ausnahmslos mit Männern besetzt.

 

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3  Kommentare
3  Kommentare
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mescalero (642 Kommentare)
am 09.10.2018 13:31

Chapeau die Damen! Nur liebe OÖN, mit Innviertel hat das eher nichts zu tun zwinkern

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jesus2000 (616 Kommentare)
am 06.10.2018 11:40

Würde es heissen:"wo Väter 140 Frauen befehligen" , dann höre ich schon die "Sexismus" aufschreie

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alleswisser (18.463 Kommentare)
am 06.10.2018 09:27

Tüchtig!

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