Wissen, was sich im Hochofen abspielt

13.Mai 2017

"Das Besondere an der Johannes-Kepler-Universität ist, dass unsere Forscher weltweit anerkannt sind, aber die Oberösterreicher recht wenig darüber wissen, obwohl viele fast täglich davon profitieren", sagte Alois Ferscha, Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der JKU. Anlass: Im AEC präsentierte sich am Donnerstag der Fachbereich Mechatronik.

"Billard im Hochofen", betitelte Dozent Simon Schneiderbauer seinen 3D-Vortrag. Der Leiter des Christian-Doppler-Labors für Mehrskalenmodellierung mehrphasiger Prozesse ließ tief in den Hochofen A der Voestalpine blicken – "fast so hoch wie der Linzer Dom, Fassungsvermögen 4000 Kubikmeter".

Die Prozessoptimierung beim Erzschmelzen sei bisher eher durch Versuch und Irrtum geschehen. Sein Labor versuche auf Basis von Kollisionsberechnungen im turbulenten Umfeld die Prozesse zu verstehen und das Verhalten der beteiligten Partikel zu berechnen. Problem dabei: Selbst die weltbesten Rechner wären mit der Datenmenge überfordert. Also suchen die Forscher nach neuen Zugängen: Partikel lassen sich zu Gruppen (Parcel) zusammenfassen, Rechengitter über Turbulenzen ließen sich vergröbern, oder man setzt auf Mustererkennung in den Turbulenzen und berechnet diese, was um etliche Faktoren weniger Aufwand wäre.

Für den Industriepartner des CD-Labors sagte Markus Schopf, Innovation Manager von Borealis: "Wir nutzen diese Grundlagenforschung um zu verstehen, was in unseren Kesseln passiert." (but)

Am 1. Juni um 19 Uhr geht es im AEC um die "Keplersche Vermutung". Über mathematische Beweise mit dem Computer referiert Christoph Koutschan vom Johann Radon Institute for Computational and Applied Mathematics (RICAM).