„Wir erzählen eure Geschichte weiter“
MAUTHAUSEN. 30 Überlebende des Konzentrationslagers Mauthausen waren vor Ort, als gestern Nachmittag zwei neu gestaltete Dauerausstellungen im ehemaligen Sanitätsgebäude des Lagers eröffnet wurden.
Unter ihnen auch die drei jüngsten: Hana Berger-Moran, Marc Olsky und Eva Clarke. Sie waren erst wenige Wochen alt – Eva Clarke sogar erst sechs Tage – als das Lager von der US-Army am 5. Mai 1945 befreit wurde. Erst vor drei Jahren haben sie voneinander erfahren und sich erstmals in Mauthausen getroffen. Seither stehen sie in ständiger Verbindung: „Die beiden Ladys sind wie eine zweite Familie für mich“, sagt Marc Olsky. Entsprechend herzlich fiel auch gestern die Begrüßung untereinander aus: „Lass dich drücken, Großer“, rief Hana Berger-Moran als ihr Olsky in jenem Festzelt begegnete, in dem die Ausstellung ihrer Bestimmung übergeben wurde.
Wie viele der angereisten ehemaligen Insassen waren auch die „Mauthausen Babys“ gebeten worden, Erinnerungsstücke mitzubringen, die künftig in einer „Zeitkapsel“ am Eingang der Ausstellung präsentiert werden. Bei Clarke war es eine Kopie ihrer Geburtsurkunde – sie kam in einem Viehwaggon während eines Gefangenentransports kurz vor Mauthausen zur Welt. Ein besonderes Zeitdokument, das auch in die neue Ausstellung integriert wurde, stammt von Hana Berger-Moran: Ein Babykleid, das Mithäftlinge ihrer Mutter aus Textilresten für das wenige Tage alte Mädchen angefertigt hatte. „Es hat mich in den ersten Tagen meines Lebens warm gehalten. Ich war ja ein völlig untergewichtiger kleiner Wurm.“
Der knapp dreistündige Festakt zur Eröffnung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, die bis Linz spürbar waren. Eine Hundertschaft an Polizisten in Uniform und Zivil, dazu etliche Sicherheitsleute umringten die angereisten Staatsgäste: Die Präsidenten von Polen, Bronislaw Komorowski, und Ungarn, János Ader, der Präsident der russischen Staatsduma, Sergej Naryschkin, sowie Israels Justizministerin Zipi Livni. Bundespräsident Heinz Fischer sagte, diese Eröffnung sei ein Tag der Solidarität mit den Opfern und ein Tag des Bekenntnisses zur Menschenwürde. Innenministerin Johanna Mikl-Leitner: Die Geschichte der Überlebenden werde hiermit weiter erzählt.