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Werner Gruber: "Ich würde nie leugnen, Innviertler zu sein"

Von Klaus Buttinger, 29. August 2015, 00:04 Uhr
"Ich würde nie leugnen, Innviertler zu sein"
Bild: Felicitas Matern - feel image -

"Zur Lage des Landes": Physiker und Sciencebuster Werner Gruber über Gott, an den er nicht glaubt, über die Welt, die er ausgiebig bereist hat, und über sein "liebes Oberösterreich", dem er durchaus auch ein wenig die Leviten liest.

OÖNachrichten: Teil Ihrer Marke als Sciencebuster ist Ihr gewichtiger Auftritt. Warum haben Sie sich entschlossen, abzuspecken?

Werner Gruber: Ich habe mich entschlossen, eine Magenbypass-Operation zu machen, dadurch kommt es dann zum Abspecken. 50 Kilo sind bisher weg. Das ist toll.

Wie hoch lag Ihr Rekordgewicht – wenn ich fragen darf?

Fragen dürfen Sie schon, aber Antwort kriegen Sie keine.

Aber so ein Stangl wie Ihr Kollege Oberhummer wollen Sie nicht werden, oder?

Nein. Am gesündesten ist, leichtes Übergewicht zu haben. Für die Bypass-Operation habe ich mich entschieden, weil ich jetzt noch fit genug war, das gut wegzustecken. In zehn Jahren wäre das problematischer geworden.

Sie sind in Ostermiething geboren und somit Innviertler. Inwieweit hat sich das verankert?

Innviertler Speckknödel mag ich immer noch. Im Ernst: Als Oberösterreicher, der im Innviertel geboren ist, trägt man das schon mit einem gewissen Stolz vor sich her. Ich würde nie leugnen, ein Innviertler zu sein. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich an das Innviertel sehr wenige Erinnerungen habe. Ich war nur vier Jahre dort. Mein Vater war Kraftwerkstechniker in Riedersbach, und irgendwann sagte meine Mutter zu ihm : "Bitte lass dich in die Zivilisation versetzen!" Mein Vater arbeitete dann in Linz, die Familie zog nach Ansfelden …

… einer Stadt an der Autobahn. Ab wann wussten Sie, dass Sie diese Straße nehmen mussten, um Ihren Weg zu machen?

Meine emotionelle Heimat ist Ansfelden, eine wahnsinnig nette Stadt. Hier bin ich aufgewachsen, hier fanden die Lausbubenstreiche statt. Man muss sagen, dass der Speckgürtel von Linz auch so seine Vorteile hat. Ich war in zwei Minuten in der Schule, in zwei Minuten am Bahnhof. Die Infrastruktur war damals gut, auch ohne Einkaufszentren. Etliche Greißler. Und nie werde ich den Fleischhauer Köck bei uns ums Eck vergessen.

Warum gingen Sie nach Wien?

Meine ganze Verwandtschaft ist in Wien. Ich bin also quasi zurückgekehrt. Wien ist eine der liebenswertesten Städte. Mir fehlt nur die gute Bosna, die es in Linz gibt.

Wie viel von den Geschehnissen in Oberösterreich dringt noch zu Ihnen durch?

Vieles. Zumeist durch die OÖNachrichten – ohne Schleim. So sehr ich Wien liebe, ich möchte mein liebes Oberösterreich nicht verleugnen.

Gibt es etwas Spezielles, das die Leute ob der Enns auszeichnet oder auch karikiert?

Ich bin sehr viel unterwegs gewesen auf der Welt und habe eine grundlegende Erkenntnis gewonnen: Es gibt überall liebe Leute und es gibt überall narrische, mit denen man nichts zu tun haben will. Was die Leute unterscheidet, ist vielleicht ein bisserl die Kultur. In Wien spazieren ältere Damen mit Rüschen und Mascherln herum, in Oberösterreich tragen sie Tracht. Das sind Kleinigkeiten, und nicht das, was Menschen auszeichnet.

Oberösterreich ist ein reiches Land. Gibt es hier dennoch Mangelerscheinungen?

Ja. Es gibt zwar das Welios, das super ist, aber das Land Oberösterreich besitzt kein Planetarium.

Dafür neuerdings eine Medizinuniversität ...

Wir haben bei den Medizin-Unis einen Wildwuchs erreicht in Österreich, das betrifft nicht nur Linz, sondern auch Salzburg. Das Interessante an den Universitätsspitälern war, dass die auf sehr, sehr hohem Niveau gearbeitet haben. Problematisch wird es, wenn jede Landeshauptstadt versucht, hier mitzugehen, denn das kostet sehr viel. Wäre es nicht sinnvoller, mit dem Geld bessere Spezialisierungen in Wien, Graz oder Innsbruck zu erreichen? Ich kenne genug Leute, die nicht von Spezialisten operiert und daher verpfuscht wurden.

Wird zu viel in Elitenbildung investiert und zu wenig in Allgemeinbildung, oder umgekehrt?

Wir haben in der Bildung zwei Probleme. Erstens ist der Volksschulunterricht nicht gut. Jetzt werden Tausende Volksschullehrerinnen und -lehrer über mich herfallen, aber wir haben eine besorgniserregende Zahl: 25 Prozent funktionale Analphabeten am Ende der Volksschulzeit. Und weil viel über Ausländer geredet wird: Wien und Tirol haben denselben hohen Wert, und Tirol ist nicht gerade dafür bekannt, dass es einen hohen Ausländeranteil hat. Zweitens müssen wir in Spitzenforschung investieren.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Den Physiker Anton Zeilinger. Im Bereich der Quantenoptik, wo er und einige andere forschen, hat es Österreich geschafft, mehr zu veröffentlichen als ganz Amerika.

Was bringen solche exotische Forschungen der Allgemeinheit?

Dazu auch ein Beispiel, nämlich die Mondlandung. Dafür war eines notwendig: Computerentwicklung. Als die NASA die ganzen Computeringenieure nicht mehr brauchte, sind viele nach Kalifornien gezogen. Die nächste Generation der Computertechniker war dann jene, die das Silicon Valley in Kalifornien gründete. Der Kleincomputer namens Handy, mit dem wir alle kommunizieren, ist also ein Ergebnis der Mondlandung.

Welche Forschungsziele ließen sich für Österreich ableiten?

Was ich Österreich und vielmehr der EU empfehle, ist: Suchen wir uns doch bitte ein Mega-Projekt aus, das wahnsinnig schwierig ist, zum Beispiel eine Mars-Reise, und geben wir dort alles Geld hinein! Wenn wir uns anschauen, was uns die Hypo-Alpe-Adria kostet, dann hätten wir uns darum viel Forschung leisten können.

Einer der Sprüche der "Sciencebusters" lautet: "Wer nichts weiß, muss alles glauben." Wie halten Sie es mit dem Glauben?

Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich Atheist oder Agnostiker bin. Aber angesichts der Dinge, die in Syrien passieren, zeigt sich, wie wichtig Glaubensfreiheit ist.

Ist die Forderung, Kruzifixe in Kindergärten und Schulen von der Wand zu nehmen, ein Thema?

Es ist genau wie das Gendern ein Thema des gegenseitigen Respekts. Aber ich bin zwiespältig. Auf der einen Seite sage ich: Was hat ein Kreuz im Kindergarten zu tun, wenn die Bedeutung des Kreuzes von den Kinder noch nicht erfasst werden kann. Auf der anderen Seite ist das Kreuz Teil unserer Kultur. Wenn alle, die einen Raum nutzen, das Recht hätten, ihre Glaubenssymbole aufzuhängen – auch einen leeren Rahmen für die Agnostiker –, wäre das eine korrekte Geschichte.

Thema Politik: In Oberösterreich gibt es eine Konzentrationsregierung. Ist die überholt? Müsste mehr öffentlich ausdiskutiert als ausgemauschelt werden?

Ausmauscheln heißt, dass sich mehrere Personen über etwas einigen und einen Kompromiss schließen. Teil eines Kompromisses ist, dass alle etwas kriegen. Man kooperiert. Das erwarte ich mir von einer Regierung, die über keine absolute Mehrheit verfügt.

Es wird viel über Politik und Politiker geschimpft. Warum?

Wenn wir einen Frust auf das politische System haben, muss ich sagen: Es ist eines unserer höchsten Güter. In anderen Ländern sehen wir gerade, was es bedeutet, keine Demokratie zu haben. Manche unserer Großväter sind dafür gestorben, dass wir wählen dürfen. Es ist leicht, von der Couch aus auf Politiker zu schimpfen. Wenn ich aber rechne, wie viel Geld sie bekommen, und den Arbeitsaufwand von 70, 80 Wochenstunden gegenüberstelle, dann sehe ich eine Arbeit, die man sich erst einmal antun muss.

 

Am 28. 9. erscheint das neue Buch der Sciencebuster (Gruber, Oberhummer, Puntigam) "Das Universum ist eine Scheißgegend" im C. Hanser Verlag (20,50 Euro).

 

Zur Person

Im Innviertel geboren, in Ansfelden aufgewachsen: Der Physiker Werner Gruber ist Direktor des Planetariums Wien der Kuffner- und Urania-Sternwarte. Er wirkt als Lektor am Institut für Experimentalphysik der Uni Wien.

Hohe Bekanntheit errang er als Mitglied der „Sciencebusters“, einer aufklärerischen Wissenschaftsshow im ORF.

 

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9  Kommentare
9  Kommentare
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Gugelbua (31.812 Kommentare)
am 30.08.2015 09:54

eine seltene Spezies, er sieht die Realität, ich hoffe der ORF verbiegt ihn nicht all zu sehr grinsen

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 30.08.2015 06:46

Für den ORF mag dieses Niveau reichen.

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Alcea (10.015 Kommentare)
am 29.08.2015 13:52

Nur ein Populärwissenschaftler, den man an seinen Worten nur das glauben kann, dass er zur Zeit unter großem Hunger leidet: Er redet sehr viel vom Essen. grinsen

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Sturzflug (6.545 Kommentare)
am 30.08.2015 09:15

Ich glaube nicht dass er nach seiner Magen-Bypass-Operation unter Hunger leidet, eher unter Völlegefühl.
Mit weniger Gewicht sieht er auch jünger aus und er kann seit neuestem ganze Sätze ohne atemholen sprechen.
Dem kleinen Mann das grosse Universum erklären kann er.

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tacitus (4.799 Kommentare)
am 29.08.2015 12:20

sehr sympathisch und blitzgescheit ! Natürlich hat er Neider, sh 1.posting !!!

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helterskelter (1.759 Kommentare)
am 30.08.2015 08:44

bei dem Schwachsinn, das er von sich gibt - ist die Intelligenz nur sehr schwer überprüfbar.

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Dampfplauderer (5.900 Kommentare)
am 29.08.2015 11:56

Sympathischer Mensch, der andere unterhalten kann.

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sol3 (13.727 Kommentare)
am 29.08.2015 10:34

Wer mit nichts zufrieden ist.........

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 29.08.2015 10:19

ich kenn genug leute, die nicht von spezialisten - ober-oder primarärzten - operiert wurden und NICHT verpfuscht wurden!!

bleibens bitte bei der physik, herr gruber, und erforschen meinetwegen den mars....

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