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"Wer überlebt und wer nicht, ist Zufall"

Von Philipp Hirsch, 08. August 2017, 00:04 Uhr
"Wer überlebt und wer nicht, ist Zufall"
Bild: dpa/Daniel Bockwoldt

WALDZELL, LINZ. Tödlicher Blitzschlag: Georg S. (77) starb durch einen Blitz. Adolf P. (78) stand daneben und überlebte nahezu unverletzt. Experten sagen: Die entscheidende Rolle spielt der Zufall.

Das Wetter hatte für Georg S. und Adolf P. bei ihren Sonntagsspaziergängen nie wirklich eine wichtige Rolle gespielt. Bei jeder Witterung trafen sich die beiden Freunde, um gemeinsam ein Stück zu gehen. Am Sonntag endete ihr Spaziergang – die OÖNachrichten haben berichtet – in einem Drama. Kurz nach 11 Uhr schlug direkt neben den beiden Männern ein Blitz in den aufgeweichten Waldboden ein.

Georg S. überlebte den Blitzschlag nicht. Er starb wenige Stunden danach im Krankenhaus in Ried im Innkreis. Adolf P. hingegen scheint gleich mehrere Schutzengel gehabt zu haben. Er kam ohne schwere Verletzungen davon, wurde aber zur Überwachung ebenfalls stationär im Rieder Klinikum aufgenommen.

Wie kann es sein, dass sich der Blitzschlag so unterschiedlich ausgewirkt hat? Experten für Blitzunfälle wie Gottfried Kindermann von der steirischen Brandverhütungsstelle wissen: "Wenn ein Mensch von einem Blitz getroffen wird, entscheidet der Zufall, wer überlebt und wer nicht." Bei einem direkten Treffer liege die Überlebenschance bei etwa 50 Prozent, sagt Kindermann. Die Blitze haben eine gewaltige Kraft. Im Schnitt liegt die Stromstärke bei 15.000 bis 20.000 Ampere. Manche Entladungen erreichen sogar bis zu 200.000 Ampere.

Mannigfaltige Faktoren

Was bei Georg S. den Ausschlag gab, dass er den Schlag nicht überlebte, kann mannigfaltige Gründe gehabt haben. "Je breitbeiniger man steht, desto mehr Spannung wird durch den Boden in den Körper geleitet", sagt Wolfgang Schulz, Mitarbeiter beim Austrian Lightning Detection & Information System (ALDIS). Auch die Schuhsohlen können eine Rolle spielen: "Der Strom tut sich bei dicken Gummisohlen natürlich schwerer", sagt Schulz. Berührt im Moment des Einschlags nur ein Fuß den Boden, sei es weit unwahrscheinlicher, dass der Strom durch den Körper geleitet wird.

"Eine entscheidende Frage ist, ob der Blitz durch den Körper geht oder ob der Strom entlang der Körperoberfläche fließt. Wenn jemand stark schwitzt, kann ihm das sein Leben retten", erklärt Kindermann. In den meisten Fällen, wenn ein Mensch vom Blitz getroffen wird, kommt es zu einem sogenannten Gleitüberschlag. Ein Großteil des Stroms fließt entlang der Körperoberfläche und nicht durch das Gewebe. Schwere Schäden am Nerven- und Herz-Kreislauf-System bleiben dann eher aus. Stattdessen bleiben Brandverletzungen auf der Haut zurück. Trifft der Strom auf das Herz, kann das im schlimmsten Fall zu tödlichem Kammerflimmern führen. Hier können Zehntelsekunden entscheidend sein. Wenn der Blitz in dem Augenblick trifft, in dem das Herz gerade den körpereigenen Elektroimpuls für den nächsten Schlag erhält, sind schwere gesundheitliche Folgen wahrscheinlicher.

Kurzzeitiger Gedächtnisverlust

Von Herzstillstand und Bewusstlosigkeit, Augen- und Ohrenverletzungen über Lähmungen (Blitzlähmung = Keraunoparalyse) und Hirnschäden, Verwirrung bis zu Schock, Trauma, Angststörungen und Depressionen können die Folgen eines Blitzschlages auf den Körper und die Psyche reichen. Eines haben alle Blitzverletzungen gemeinsam: Der Betroffene kann sich an den Einschlag selbst nicht erinnern, sein Gedächtnis setzt frühestens wieder nach einigen Sekunden ein.

 

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Blitzschlaggrafik

PDF-Datei vom 07.08.2017 (14.429,91 KB)

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Potz-Blitz: 250.413 Entladungen in nur drei Tagen

Mit dem Ende der extremen Hitze kamen die Unwetter: Schon am vergangenen Freitag brachten in Teilen der Steiermark, Salzburgs und Tirols heftige Gewitter große Schäden mit sich.

Das Blitzmesssystem von UBIMET registrierte von Freitag bis Sonntag 250.413 Blitze, davon 131.928 Entladungen alleine in der Steiermark. In Salzburg blitzte es 36.408-mal, in Tirol 29.512-mal und in Oberösterreich kam es zu 17.762 Entladungen. Neben den Blitzen gab es enorme Regenmengen, Hagel und Sturmböen. Im Bereich der Niederen Tauern fiel binnen drei Tagen zum Teil mehr Regen, als in einem durchschnittlichen August.

„Sehr energiereiche Luft“

„An nur drei Tagen blitzte es öfter, als im gesamten August des Vorjahres, in dem nur 193.833 Entladungen gezählt wurden“, sagt UBIMET-Chefmeteorolge Manfred Spatzierer. „Schuld daran war sehr energiereiche Luft, die erst am Sonntagabend nach Osten verdrängt wurde.“

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8  Kommentare
8  Kommentare
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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 08.08.2017 21:10

50% Überlebenschance bei direktem Blitzeinsclag?
Ich glaub`, nicht einmal 50pm.

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decordoba (3.803 Kommentare)
am 08.08.2017 11:08

Ich erinnere mich an einen Fall aus den 60-er Jahren. 2 Männer und 2 Frauen wurden beim Schwammerl Suchen von einem Gewitter überrascht und suchten Schutz neben einer Hütte, daneben stand ein Baum. Ein Blitz schlug in den Baum ein. Ein Mann war an den Baum angelehnt, sein Kopf war deutlich verbrannt. Alle 4 Personen stürzten auf die Straße, die an der Hütte vorbei führt. Ein Bauer kam mit seinem Traktor daher, er konnte einen Mann und die beiden Frauen reanimieren, eine der Frauen ist später gestorben. Damals gab es noch kein Mobil-Telefon, so dauerte es lange, bis die Rettung gekommen ist. Es haben 1 Mann und 1 Frau überlebt, aber der Mann blieb Zeit seines Lebens geschädigt (Nervenleiden).

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pepone (60.622 Kommentare)
am 08.08.2017 11:13

decordoba

gute Geschichte !

ich erinnere mich auch als ca. 1963 ein 14 jähriges Mädel bei einer Kirche außerhalb des Dorfes von Blitz getroffen wurde und ihre Haare verbrannten .

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jago (57.723 Kommentare)
am 08.08.2017 10:08

Ein wenig möchte ich dem Zufall schon ins Handwerk pfuschen.

1. ein Regenschirm auf freier Fläche erhöht "den Zufall", das Risiko ganz enorm.

2. "Eiche weiche, Buche suche" halte ich für unzuverlässig aber ein Tiefwurzler erscheint mir nützlich als Blitzableiter neben mir in der Hocke.

3. und OT: Blitze lösen Stickstoffdünger aus der Luft. Der fällt zuboden. (Vielleicht habe ich auch das falsch gelernt grinsen )

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pepone (60.622 Kommentare)
am 08.08.2017 11:09

jago

und wer im Auto sitzt sollte sitzen bleiben da die Gummiräder den Blitz abfangen ... erinnere ich mich . zwinkern

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r-h856 (166 Kommentare)
am 08.08.2017 12:22

Zur Info: das hat nichts mit den Reifen zu tun, sondern das "Blechkastl" rundum ist ein Faradäischer Käfig https://de.m.wikipedia.org/wiki/Faradayscher_K%C3%A4fig

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Harbachoed-Karl (17.883 Kommentare)
am 08.08.2017 21:13

Jago
Man rechnet bei einem durchschnittlichen Sommergewitter früherer Zeiten mit 50kg Stickstoff per ha.

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xolarantum (2.762 Kommentare)
am 08.08.2017 03:29

kein mensch überlebte jemals das leben,
früher/später erwischt es jeden - so ists eben !

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